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Liebe Leser,

nein, das ist kein legendärer Ausspruch von Luis Trenker, als er vor dem Matterhorn stand, sondern meine fleißige Tochter Linda hat dieses Zitat lediglich falsch von der Tafel abgeschrieben. Und, nochmals nein, diese Aktion fand nicht im gymnasialen Geschichtsunterricht statt, etwa im Zusammenhang mit dem Widersacher von Asterix und Obelix.

Doch ja, Linda muss im Fach Deutsch achtunddreißig arg fremdartige Begriffe und deren Bedeutungen auswendig lernen, darunter die nachfolgenden:

– Akkumulation
– Anapher
– Chiasmus
– Litotes
– Onomatopoetikum
– Pleonasmus
– Synekdoche
– Tautologie

Das ist harter Stoff, und selbst Zinkl als fleißiger Wortklauber musste wild herumgoogeln, um all diese Begriffe erklärt zu bekommen. Das berühmte Zitat von Julius Cäsar wird in diesem Zusammenhang als Beispiel für den Ausdruck „Klimax“ genannt. Er bedeutet laut Lindas Merkblatt: „Verstärkung“. In diesem Falle: Aufzählung sich steigernder Worte, angefangen mit dem schwächsten. Ich sehe zwar nicht ein, wieso das Wort „kam“ schwächer sein soll, als das Wort „sah“. Aber ich bin bereit zuzugeben, dass Julius mit dem Wort „stieg“, äh, „siegte“ durchaus eine Verstärkung erzielt hat.

Kommen kann ja jeder — aber sehen, wohin man kommt, das ist schon mal ein Fortschritt. Und wenn man nach der Sichtung auch noch einen Sieg erzielt, das ist wahrlich bemerkenswert. Ob das Zitat „veni, vidi, vici“ tatsächlich von Cäsar gesprochen wurde, oder ob es ihm der Schriftsteller Plutarch in den siegreichen Mund gelegt hat, kann ich nicht belegen. Doch Wikipedia weiß, dass es sich lediglich um eine lateinische Übersetzung des viel älteren griechischen Originalzitats „älton, ejdon, enikäsa“ handelt. Also: Die Originaliät von Cäsar hält sich zumindest in seinem Zitat in Grenzen.

Dagegen ist der Satz „Ottos Mops trotzt“ ungleich jünger und wird als Beispiel für den Begriff „Assonanz“ genannt. Diese ist als vokalischer Halbreim ein Element des Sprachschmucks in Dichtung und Rede. Halbreim deshalb, weil es sich halt nicht richtig reimt. In diesem Falle müsste es heißen „Ottos Mops trottos“ und das ist ja Käse.

ittis mips tritzt. itti: firt mips firt. ittis mips hipst firt. itti: sisi. itti hilt kiks. itti hilt ibst. itti hircht. itti: mips mips. itti hifft. ittis mips klipft. itti: kimm mips kimm. ittis mips kimmt. ittis mips kitzt. itti: igittigitt.

So, jetzt bin ich rechtschaffen erschöpft, nachdem ich diese bedeutende Dichtung so schlimm verhunzt habe. Aber aus urheberrechlichen Gründen ist es mir ja nicht erlaubt, das Original zu präsentieren. Wer mächtige Geisteskraft besitzt, ersetze bitte nun jedes „i“ durch ein „o“ und proklamiere es gleichzeitig lautest. Dann kommt es wieder richtig zur Geltung, das berühmte Gedicht vom Ernst Jandl. Anzumerken darf hier noch sein, dass sich bei meiner Modifikation aus dem „ogottogott“ ein „igittigitt“ generiert hat. Oioioioioi!

Ich muss übrigens in diesem Zusammenhang eine kräftige Lanze für unsere österreichischen Nachbarn brechen. Mit ihrem sehr speziellen drastischen Humor und oft zum Surrealen neigender Makaberkeit (oder heißt es Makabrigkeit?) sind sie den Deutschen durchaus überlegen. Ich sage nur: „Kottan ermittelt!“

Vor kurzem sah ich an einem ansonst ereignislosen Samstagabend den österreichischen Horrorfilm „Ich seh, ich seh“. Mein lieber Herr Gesangsverein, das war nicht gerade ungruselig. Mittelgroße Empfehlung für die Freunde des anspruchsvollen Schreckens Marke Austria. Da kann sich der deutsche Film eine Scheibe, fett belegt mit Kakerlaken, von abschneiden.

Apropos fett: wer erinnert sich nicht gern an den etwas fett-qualligen Hermes Phettberg, der Mitte der neunziger Jahre im österreichischen Fernsehen die Talkshow „Phettbergs Nette Leit Show“ betrieb. Seine Gäste empfing der nette verzottelte schwule Phettberg mit den warmen Worten »Frucade oder Eierlikör?« und bewirtete sie dann auch entsprechend. Dazu gab es wahnsinnig pfuschige, völlig unkomische und deshalb sehr wohl komische Videoeinspielungen aus Phettbergs Dasein. Ich habe es mit Grausen genossen. Austria hab Dank dafür. Wie es dem Josef Lenz heutzutage geht, das muss ich hier nicht berichten, man kann es wikipeden.

Ebenfalls Österreicher war übrigens Luis Trenker. Als Mitte der sechziger Jahre das nachmittägliche ARD-Kinderfernsehen ein großes Elend gewesen ist, geisterte dort auch der in die Jahre gekommene Tiroler Trenker als kryptischer Geschichtenerzähler herum. Er nuschelte so schlimm, dass der kleine Zinkl vielleicht noch sein »Auffi, auffi muaß i aufn Berg« verstehen konnte, aber der Rest war ein einziges Onomatopoetikum. Genau, Kommunikation ist noch nie einfach gewesen.

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