305_Lutz

Liebe Kinder,

mein neuer Aufsatz ist für euch, die ihr noch nicht lesen gelernt habt. Wie es dazu kommt? Nun, Mama Marlen hat ihren Vater Opa Toni gebeten, etwas zu schreiben, was er seinen beiden Enkelbuben Edgar und Gordon vorlesen kann, um sie zu erfreuen. Das macht der Opa Toni natürlich gerne. Also, beginnen wir.

Es war einmal ein großer, alter, gelber Bagger, der hieß Lutz. Lutz hatte in seinem langen Leben so viel Sand und Erde aus Baugruben herausgebaggert, dass er davon inzwischen sehr schmutzig und auch müde geworden war. Aber immer noch wurde der gute Lutz aufgefordert, bei neuen Baustellen mitzuhelfen. Lutz konnte das halt am besten, weil er die allergrößte Baggerschaufel hatte.

Es gab nun eine neue Baustelle in der Stadt, da hatte vorher das Kaufhaus Karstadt gestanden. Dieses Kaufhaus hatte man weggerissen und an seiner Stelle ein riesiges Loch gegraben. Dort hinein sollte eine Garage für tausend Autos gebaut werden. Aber das Loch war noch nicht tief genug für so viele Autos. Also sagte man zu Lutz: „Lieber Lutz, kannst du uns mal wieder helfen? Du bist der einzige, der es schaffen kann, die Grube noch tiefer zu machen.“ Lutz stöhnte und meinte: „Seht ihr denn nicht, dass ich dafür schon zu alt bin? Meine Gelenke sind rostig und sie knirschen bei jeder Bewegung. Sie werden bald kaputt sein. Außerdem bin ich so müde, ich will keinen Dreck mehr sehen. Ich will daheim in meiner Wohnung bleiben und nur noch schöne Musik hören.“

Aber die Bauarbeiter sagten zu Lutz: „Nur noch einmal, lieber Lutz. Einmal musst du uns noch helfen, sonst können wir das neue Einkaufszentrum nicht bauen. Du musst mit deiner großen Schaufel kommen und ganz tief graben“. Da sagte der alte gelbe Bagger Lutz: „Na gut, ein letztes Mal werde ich noch kommen und hinuntersteigen, in euer großes Loch“.

Man hatte eine Rampe aus Lehm und Sand in die Grube hineingebaut, damit Lutz darauf hinunterrollen konnte. Aber als Lutz die steile Rampe sah, erschrak er sehr und dachte sich: „Das ist doch viel zu steil für mich. Außerdem bin ich zu schwer für diese Rampe, ich werde wahrscheinlich wegrutschen und umkippen und hinunterfallen. Aber ich muss es wohl oder übel versuchen, man verlässt sich ja auf mich“.

Als Lutz langsam losfuhr, hörte er auf einmal eine helle Stimme. „Lasst mich das machen, der alte gelbe Bagger schafft das niemals!“ Lutz dreht sich um, da sah er einen kleinen roten Bagger, der war ganz neu und modern und glänzte im Sonnenlicht. „Ich bin Jimmy, der schnellste Bagger, ich mache das! Schickt den alten, langsamen, verrosteten Kerl wieder heim!“ Der kleine flotte Jimmy drängte sich am großen schweren Lutz vorbei und fuhr zur Rampe. Dabei sang er ein fröhliches Lied. „Ich bin Jimmy, Jimmy-Bagger, ich tanze und ich grabe, ich grabe und ich tanze!“

Als Jimmy schon fast unten in der tiefen Grube war, drehte er sich zu Lutz um und rief: „Siehst du, wie schnell ich bin?“ Aber Jimmy passte nicht auf und stolperte plötzlich über einen großen Stein. Weil er zu schnell war, kippte er um, überschlug sich und fiel fünf Meter tief, bis auf den Boden der Grube. Dort blieb er liegen und fing an zu jammern: „Oh je, oh je, ich habe mir den Arm gebrochen. Und meine Räder sind verbogen. Ihr müsst mir helfen!“

Die Bauarbeiter waren ratlos. Sie sagten: „Wir sollten wohl einen großen Kran herbeiholen, damit wir Jimmy daran festketten und wieder hochheben können. Das wird aber fast unmöglich sein“. Da rollte Lutz ganz langsam und vorsichtig die Rampe hinunter. Er fuhr zu dem weinenden Jimmy und hob ihn mit seiner riesigen Baggerschaufel auf. Dann drehte er sich um und fuhr mit dem kleinen verletzten Jimmy-Bagger wieder hinauf.

Alle Arbeiter klatschten Beifall und riefen: „Lutz, du bist der Beste! Das hätte sonst keiner gekonnt!“ Und Lutz sagte: „Ist schon gut, bringt Jimmy ins Krankenhaus. Ich aber fahre jetzt heim und ruhe mich aus. Ich bin müde und will nicht mehr baggern. Ihr müsst das neue Einkaufszentrum ohne mich bauen.“ Alle riefen: „Aber Lutz, das kannst du doch nicht machen!“ Lutz jedoch ließ sich nicht umstimmen und fuhr heim und war froh, dass er nie mehr im Dreck wühlen musste.

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