
Liebe Leute,
aus aktuellem Anlass berichte ich über einen Mann, der im Laufe seines Lebens immer mal wieder in hektische Motorik verfällt, weil ihm nichts zu schnell gehen kann. Das fängt damit an, dass er ein volles Weißbierglass umstößt, wenn er nach dem Senfglas greift. Oder dass er sich den rechten großen Zeh an einem metallenen Stehlampenständer aufreißt, weil er das Ding um zehn Zentimeter verschieben will.
Es ist eine absolut richtige Feststellung der berühmten Seminarlehrerin Vera F. Birkenbihl: Im Gegensatz zum weiblichen Geschlecht, das in der Lage ist, das große Ganze im Blick zu behalten, fokussiert sich der Mann auf die Dinge. Und zwar manchmal so sehr, dass er dabei das nähere Umfeld der fokussierten Sache nicht mehr sehen kann. Gut, das Fokussieren kann schon auch nützlich sein — aber zum Beispiel nicht unbedingt im Straßenverkehr. Und erst recht nicht, wenn man zusätzlich auch noch einen Hang zur Hektik hat. Dann kann es schnell zappenduster werden. Nun, was hat das mit mir zu tun?
Vor sechs Wochen bin ich von meinem Schwimmtraining sportlich heimgeradelt. Entlang der Dachauer Straße. Wenn mich dabei falsch geschaltete Ampeln aufhalten, murre ich innerlich. Anstatt diese kleinen Pausen willkommen zu heißen. Als ich auf die Lothstraße abbiegen wollte, wurde ich erneut vom roten Licht gestoppt. Ich dachte mir, ach es ist ja erst Dunkelorange, da flutsche ich noch flott drüber. Im selben Augenblick erinnerte ich mich aber an meinen saublöden Fahrradunfall von vor zwei Jahren, bei dem ich mir den linken Fuß mit Schienbein mehrmals brach. Damals landete Zinkl bewusstlos im Dachauer Krankenhaus. Also beendete ich mein aktuelles Vorhaben der Verkehrsregelsmissachtung und bremste schnell noch auf der Gehsteigkante. Dabei verlor ich das Gleichgewicht und kippte mit meinem Radl nach links auf den harten Asphalt. Voll auf das linke Knie. Es hat gescheppert, aber ich rappelte mich gleich wieder auf. Puh, ist ja nix passiert, dem E-Bike gehts gut, ganz vorsichtig radelte ich heim.
Nach vier Wochen tat mir das linke Knie noch immer scheißweh. Es heilte nicht von selbst, das Knie. Grrrrrrrrr. Der Orthopäde Dr. Hauschild diagnostizierte eine horizontale Rissbildung/Unterflächendefekt des Innenmeniskushinterhornes. Das könne er problemlos operieren, am 3. Mai habe er noch einen Termin frei. Soso, na gut, seit einigen Jahren schätze ich professionelle Vollnarkosen, währenddessen mich kompetente Ärzte aufbohren. Nach einer Narkose fühle ich mich immer super.
Jetzt ist erstmal Schluss mit Ungeduld und Hektik. Zwei Tage lang brauchte ich Krücken, um von A nach B zu gelangen. Aber schon jetzt kann ich krückenfrei herumhumpeln, vollgepumpt mit Ibuprofen, dem Wundermittel. Ich humple zur Kaffeemaschine, dann humple ich aufs Klo und dann humple ich wieder auf meine schwarze Ledercouch. Dabei achte ich darauf, mir nicht die Zehen zu stoßen. Ganz langsam. Ganz ohne Hektik. Mit Geduld! Mein linkes Knie ist auf die doppelte Größe angeschwollen. Ob es jemals wieder so schön wird wie mein rechtes Knie? Vermutlich nicht. Nichts wird wieder so, wie es einmal war, damit kenne ich mich aus.
Aber ich schreibe diesen Blog nicht, um herumzujammern. Gewiss nicht. Ich jammere nicht, ich grummele. Das ist nicht das gleiche. Zum Grummeln kommt natürlich noch der Vorsatz, künftig achtsamer zu sein. Ach, dieses schreckliche Adjektiv: ACHTSAM! Ich mag es nicht, aber das Leben wäre mit weniger Unbill versehen, wenn man besagtes Adjektiv in seinem Tun fest etablieren könnte, so wie die hektische Motorik bereits wie selbstverständlich eingebaut ist.
Vielleicht mal wieder ein Buch von Eckhart Tolle lesen, dem allweisen Vater der Achtsamkeit im Hier und Jetzt. Ich habe es meiner Tochter Linda geliehen und sie schrieb mir auf whatsapp: „Papa, das Buch ist mega!!“ Jaja, das mag sein, aber man vergisst den klugen Inhalt dieser Literatur schneller, als die Handlung vom letzten Tatortkrimi.
Ich habe in zwei Wochen ja noch eine weitere Operation vor mir: Das Gelenk meines linken großen Zehs wird mit zwei diagonal reinzubohrenden Schrauben versteift, weil den Zeh eine unheilbare Arthritis plagt und ich deshalb beim Gehen seit zwei Jahren Schmerzen habe. Den Vorgang nennt man Gelenkversteifung oder Arthrodese. Das wiederum macht der Fußchirurg Dr. Mayer. Für jedes Wehwechen den richtigen Arzt. Halleluja. Ich werde mir noch ein Kilo Ibuprofen beschaffen. Und eine weitere Packung Trombosespritzen.
Das Gute ist: Jetzt habe ich endlich mal Muße, wieder ein Buch zu lesen. Aktuell genieße ich die Biografie von Patrick Stewart, dem Engländer aus Yorkshire, der sich vom Buben aus ärmlichen Verhältnissen bis zur Londoner Royal Shakespeare Company hochgeschauspielert hat und schließlich weltberühmt geworden ist als Captain Picard von der Enterprise. Sehr schön geschrieben, diese Lebensgeschichte von Mr. Stewart. Danach nehme ich mir vielleicht noch einen Stephen King vor, in dem es um ein altes Kannibalenehepaar geht. Passt doch, oder?
So, meine Lieben, lasst es euch gutgehen und denkt daran: Immer schön langsam voran humpeln, dann ist alles safe!

Entdecke mehr von ZINKLS BLOG – DER BLOG ZUM PROG DES LEBENS
Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.
guade Besserung – dass bald wieder zügiger geht 🙂
LikeLike
Guad Moing Toni,
des is ja echt bläd g´lafa!! Ja mei, oide Leid solltn halt nimmer so hektisch sei….. geht meist schiaf!! Oiso, immer gmiatlich!
Gruaß Bäda
LikeLike
Bessere dich schnell! 💓
LikeLike