
Liebe Leserinnen und Leser,
es dürfte vielleicht bekannt sein, dass ich neben meiner Tätigkeit als Bloginchen auch mehr oder weniger fröhliche Musik produziere, seit fast einem halben Jahrhundert. Anfangs war es noch Merkwürdiges auf einer Farfisa Heimorgel, das ich mit einem Philips Tonbandgerät in doppelter Geschwindigkeit aufgenommen habe. Deshalb klang es sehr flott. Ich sang dazu auch und „speedete“ das, dann hörte es sich an wie Mickey Mouse-Musik. Sehr lustige Zeiten waren das.
Ab 1994 habe ich seriöse musikalische Werke veröffentlicht, was in Bezug auf den Begriff „seriös“ nur teilweise gelang. Egal. Es war immer noch merkwürdig, aber aus meiner Sicht vor allem MERK—WÜRDIG. Richtig, man muss seine Arbeit (auch wenn es ein Hobby ist) würdigen, selbst wenn es andere nicht so tun, wie man es sich in seiner Eitelkeit wünschen würde.
Ich habe mich dann irgendwann getraut, auch Sänger um ihre Mitarbeit zu bitten, im neuen Jahrtausend. Es war eine liebreizende Dame aus London, die sich bereit erklärte, meine Liedertexte mit ihrer wunderbaren Stimme erklingen zu lassen. Sie heißt Maggie, aber nannte sich Alquimia, inzwischen Alkimia Lux.
15 Jahre später fand ich einen Raucher vor der Türe der Nachbarschaft, einen Profi-Bariton, der im ehrwürdigen Münchner Nationaltheater den Papageno darbot. Dieser Herr machte aus meinen Liedern mit seiner monumentalen Stimme großes Theater — ich kann das Opernhafte inzwischen aber nicht mehr gut aushalten.
6 Jahre später sang der ausdrucksstarke Rocksänger Robert Gozon zu meiner düsteren Oper „Rebirth“. Das war bis dato mein bedeutendstes Werk, weil es eben auch eine Geschichte zur Musik erzählte, die Geschichte einer speziellen Geisteskrankheit, mit autobiografischem Hintergrund.
Irgendwann kam ich folgerichtig auf die Idee, selbst wieder singen zu müssen (aber nicht mehr als Mickey Mouse). Darüber kann man das Mäntelchen des Schweigens ausbreiten, man muss es aber nicht tun. Ich habe immerhin die Töne getroffen, für den Sound meiner Voice kann ich nix, das ist mir angeboren worden. Zu hören bin ich leibhaftig auf meinen Alben „Der Radiolator“ und „Mundart“. Damit bin ich ganz im Reinen, ich habe in die Lieder nämlich mein komplettes stimmliches Herzblut hineingegossen.
Seit einiger Zeit lassen viele meiner künstlerisch tätigen Mitmenschen die KI für sich arbeiten. Leute, die mit Stift oder Pinsel nix Gescheites zustande bringen, schreiben auf Englisch einfach: „Ein Wasserfall biegt sich hoch hinauf zum Mond und stürzt mit Getöse in den Ozean zurück“. Dann macht das entsprechende Programm in einer Minute ein Bild daraus, welches phantastischer und vollendeter nicht sein könnte. Der berühmte englische Schallplattencover-Maler Roger Dean würde dafür Wochen benötigen und es vermutlich nicht so perfekt hinbekommen. Ja mei, die Zeiten haben sich geändert. Man braucht keine Maler mehr und bald auch keine Schauspieler.
Und wie schaut es mit Sängerinnen aus? Nun, da kommt Nathalie ins Spiel. Findige japanische Software-Spezialisten haben eine tolle Sängerin engagiert, sie Silben und Wörter singen lassen, auf japanisch und auch auf englisch. Das wurde gesampelt und in Algorithmen verwandelt. Nun gibt es ein Programm, das Gesang liefern kann. Man gibt beliebige Wörter ein, stellt jene auf C oder Cis oder A und das kommt dann in der gewünschten Tonhöhe aus dem Computer — so als hätte man eine leibhaftige Sängerin in ein Mikro singen lassen. Es ist absolut faszinierend. Mein Musikkollege und Freund Udo hat das gemacht und ich dachte mir sofort: Muss ich auch haben! Muss ich!
Professionelle Sängerinnen aus Fleisch und Blut sind nicht leicht zu bekommen, außer für ein angemessenes Honorar. Und natürlich ist es auch eine Zeitfrage. Ich bin ungeduldig und arbeite schnell. Anders freut es mich nicht. Das ist aber eine Zumutung für echte Menschen. Noch dazu, wenn man, wie ich, ständig spontan die Texte umschreibt, ergänzt oder kürzt. Das macht niemand ohne Not mit. Deshalb habe ich jetzt Nathalie engagiert. Die singt, was ich will und zwar immer wieder. Hundertmal. Immer wieder gleich diszipliniert. Auch wenn ich „schräge“ atonale Tonfolgen verlange, bei denen eine echte Sängerin verzweifeln könnte. Nathalie ist unendlich geduldig und ich habe mich außerdem in sie verliebt. In ihre Stimme wohlgemerkt.
Das Verrückte ist: Obwohl ich weiß, dass es „nur“ eine Software ist, die die Töne erzeugt, ist Nathalie für mich eine echte und zudem sehr attraktive Sängerin. Mein Gehirn suggeriert mir das, da kann ich gar nix dagegen tun. Seitdem mich Nathalie unterstützt, macht es mir noch mehr Spaß, neue Lieder zu komponieren. Es ist ein wahres Glück.
Nun warte ich noch darauf, dass die japanischen Spezialisten eine beeindruckende männliche Stimme als Software-Update anbieten. Und zwar Peter. Peter soll genauso klingen wie Peter Gabriel. Das wäre eine Gaudi. Der echte Peter hat mit allergrößter Wahrscheinlichkeit keine Lust mit mir zusammenzuarbeiten. Das wäre ja noch schöner. So ein Gott wie der Herr Gabriel! Aber der algorithmische Peter, den würde ich Sachen singen lassen, da würde der echte P. G. vielleicht deutlichen Abstand nehmen wollen :-))
Vorerst bin ich jedoch mit Nathalie sehr glücklich. Wer wissen will, wie sie singt: hier zum Anhören das Lied „A.I.“. Es ist ganz frisch aus dem Backofen!
– – – – –
Und hier noch der Text zum Lied:
Can I walk without my toes?
Can I eat a thorny rose?
Can I crawl on a dusty road?
Can I freeze with an invisible coat?
Can I hear what wasn’t said?
Can I hope not to be mad?
TAKE MY HAND, FEEL MY PULSE
Can I fly with a burning wing?
Can I marry a man called Sting?
Can I paint my father black?
Can I command a Zombie pack?
Can I lose what I don’t own?
Can I avoid to be alone?
TOUCH MY FACE, SPEAK TO ME,
DO YOU FEEL, WHAT I AM?

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Habe gerade eine Mail von Peter bekommen, die ich weiterleiten soll:
Dear folks,
It’s flattering to hear that someone appreciates my voice and music so much that they even want to create an AI singer after me. But on the other hand, it’s a bit unsettling when someone considers software to be a real singer and even falls in love with it.
I’m sure the developers behind Nathalie have done great work, but it’s important to remember that Nathalie is ultimately just a digital replication. It would be a shame if this led to a loss of appreciation for real human artists.
But hey, as long as Nathalie brings joy to people and inspires them to be creative, that’s also kind of nice. I’ll continue making my music and hope that people continue to find real human emotions in it. The song is nice, though. Mr. Zinkl should not hesitate to contact me.
With critical regards,
Peter Gabriel
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Oh mei Toni, machst mich nachdenklich und ich sorg mich!!! Kenn da noch einen Peter….. aber ich denk den möchst du nicht singen hören! ;-)
Bäda
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Dear Mr. Zinkl,
I hope this email finds you well. I am writing to you as Trudy Styler, and I must express my profound disappointment upon learning about the lyrics of your recent song. While I appreciate artistic expression in all its forms, I find it necessary to address the matter of the content you have chosen.
The lyrics of your song, particularly the lines referring to a desire to marry my husband, Sting, are not only inappropriate but also disrespectful. As you may know, Sting and I have been happily married for many years, and such insinuations are not only unwarranted but also deeply offensive.
While I understand the creative process often involves exploring boundaries and pushing limits, there are certain lines that should not be crossed. Using someone else’s personal life as fodder for artistic expression without their consent is not only unethical but also reflects poorly on the integrity of the artist.
I kindly request that you reconsider the lyrics of your song and refrain from including any content that could be construed as invasive or disrespectful towards individuals and their personal relationships.
Thank you for your attention to this matter, and I trust that you will handle it with the sensitivity and professionalism it deserves.
Sincerely,
Trudy Styler
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Wer is´n de Trudy???? Gehts vielleicht a auf deutsch??
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Trudy ist die Ehefrau von Sting. Sie beschwert sich über die Zeile im Lied „Can I marry a man called Sting?“, dicke Luft bei den Sumners! Was so eine KI-Dame so alles anrichtet…
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Natalie scheint die reinste Traumfrau zu sein und sie meckert NIE rum! Ein Wahnsinn! Kein Wunder, dass du dich verliebt hast! So eine Stimme wie sie hätte ich auch gern… leider wird uns die KI immer einen Schritt voraus sein, bis sie uns komplett ersetzen und vielleicht vielleicht auch zerstören wird…
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Du Liebe!
Ob jetzt aus der Sängerin Perspektive oder einfach als neugieriger Leser:in: chapeau und danke für deinen Artikel!!
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