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Liebe Lesende und Bastelnde,

in Zeiten wie diesen unterziehe ich mich einem freiwilligen Lockdown. Auch wenn es der bayerische Landesvater (noch) nicht verordnet hat: Daheim zu bleiben und historische Superman-Comics zu studieren oder sich die komplette sechsteilige STAR WARS Saga an einem Stück reinzuschmettern — das ist jetzt das Gebot der Stunde.

Als ich acht Jahre alt war, lief ich vierzehntäglich zum Markt Schwabener Bahnhofskiosk, um mir für eine Deutsche Mark das jeweils neueste Heft aus der Reihe „Superman und Batman“ zu leisten. Darin aufzusaugen gab es anfangs immer ein Abenteuer von Superman alias Clark Kent und der schönen mutigen Reporterin Lois Lane. Danach einen Kriminalfall von Batman und Robin, ihr Gegenspieler war beispielsweise der findige Gangster Bum Ballerbang.

Diese Comics vom Ehapa-Verlag liebte ich so sehr, dass ich manchmal einmal pro Woche zum Kiosk lief, in der stillen Hoffnung, man hätte den Veröffentlichungsrhythmus geändert. Leider nicht. Comics waren damals ein seltenes Gut in Markt Schwaben. Es gab zwar Micky Maus und Fix und Foxi, dafür fühlte ich mich aber mit acht schon zu alt. Ich wollte Superheldenaction.

Damit wir uns nicht missverstehen: Unter Superheldenaction verstand man 1968 noch etwas völlig anderes. Heutzutage sind Comics von DC oder Marvel düstere Gemetzel mit bösen blutrünstigen Monstern, in denen den Superhelden schmerzlich ihre Grenzen aufgezeigt werden.
Damals war das alles noch viel beschaulicher. Ich erinnere mich gut an eine Story, in welcher Superman sich deshalb um seine geheime Identität als bebrillter Reporter Clark Kent sorgte, weil ihn eine ihm zu Ehren herausgegebene Sonderbriefmarke der asiatischen Stadt Rangoon zu enttarnen drohte. Wie das? Naja: Sollten auf dem Poststempel die beiden o’s des Wortes Rangoon zufällig so auf Supermans Gesicht platziert sein, dass er wie ein Brillenträger aussehen würde, wäre es dahin mit seinem zweiten Leben als unscheinbarem Reporter. Irre Idee, nicht wahr? So was muss sich ein Autor erstmal einfallen lassen!

Leider habe ich als Kind diese Comichefte nicht gesammelt und sorgfältig archiviert. Das ärgert mich sehr. Man bekommt heutzutage nur noch wenige Ausgaben von 1968 beispielsweise bei ebay und die sind meist in einem lausigen Zustand. Für ein gut erhaltenes Exemplar legt man mittlerweile bis zu 80 Euro hin. Ich habe mir kürzlich trotzdem ein paar dieser Kostbarkeiten zugelegt, eine rein nostalgische Maßnahme.

Was mich beim Anschauen der über fünfzigjährigen Hefte fasziniert hat: Ich erkannte gewisse Abbildungen und Texte wieder, als wäre es erst gestern gewesen. Erstaunlich, was alles im Hinterstübchen gespeichert ist, wenn man es nur wieder antriggert. Der Name „Bum Ballerbang“ zum Beispiel! Er war bei mir im Hirn, aber ich hätte ihn ohne den alten Comic in Händen niemals mehr aufrufen können. Sowas macht mir Freude.

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Und nun zu STAR WARS. Man kann sich das heutzutage ja kaum mehr geben, Tricktechnik aus der 80er Jahre-Mottenkiste. Aber die Figur des Meister Yoda ist immer noch der Bringer. »Ins Exil gehen ich werde müssen. Versagt ich habe.« Nun, das kann der Zinkl auch von sich behaupten. Wie das? Weiter lese man, um herauszufinden es.

Ich bin davon überzeugt, dass professionelles Origami die allergrößte Kunst ist, die der Mensch jemals geschaffen hat. Wie aus einem quadratischen Blatt Papier mit 20 cm Kantenlänge durch oftmaliges raffiniertes Falten filigrane Figuren entstehen können, das ist doch wirklich pure Magie. Nur zu gern wäre ich ein Origamimeister, aber das ist so leicht nicht!

Auf Youtube wird ganz genau gezeigt, wie die Hände von Fumiaki Kawahata den kleinen Meister Yoda origamisieren. Sehr geil! Man braucht bloß ein farbiges Blatt Papier, quadratisch, und es so zu falten, wie es der geniale Japaner vormacht. Das Video dauert 31:47 Minuten. Danach steht Meister Yoda in Vollendung da.
Ich habe mich mit meiner geduldigen Alexandra hingesetzt, vor uns das iPad. Hoch motiviert und mit geschärften Sinnen haben wir Schritt für Schritt mitgefaltet, aufs Genaueste hingeschaut! Wenn man sich um einen Millimeter verfaltet, ist das nicht arg, aber solche Fehler addieren sich. Also aufpassen!

Ich habe schnell gemerkt, dass mich bereits einfache Faltvorgänge an meine Grenzen bringen. Alexandra hat das wesentlich besser gecheckt; froh ich bin, dass mitgemacht sie hat. Der Knackpunkt allerdings kam bei 10:29. Da hat der hinterfotzige Fumiaki so schnell gearbeitet, dass es für uns beide auch nach der zwanzigsten Wiederholung nicht mehr klar wurde, wie und wohin man das Papier zu falten und zu bewegen hatte. Ich war sehr sehr verzweifelt.

Schaut euch das bitte an. Wer das schafft, und nach der schweren Hürde 10:29 den kleinen Yoda auch noch zur Vollendung bringt, bekommt von mir eine teure Flasche Champagner geschenkt. Ich würde den Origami-Yoda sooooooo gerne in meiner Wohnung aufstellen. Aber das ist wohl ein wesentlich schwierigeres Unterfangen, als alle Superman und Batman-Ausgaben von 1968 zu erwerben.

 

 

Jajaja, ich weiß! Ihr fragt euch: Hat denn der Zinkl keine anderen Sorgen in diesen beschissenen Coronazeiten? Nein, hat er Gott sei Dank nicht. Er ist doppelt geimpft und bald geboostert und bleibt aber trotzdem daheim. Tut es ihm gleich, vor allem, wenn ihr (noch) ungeimpft seid!
Wie gesagt: Es gibt Champagner! Die Christkindlmärkte abgesagt sind, daher man viel Zeit hat für Origami-Kurzweil solche.

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