Liebe Gäste,
wenn bei mir so manche Blogüberschrift mit einem Vornamen beginnt und der Nachname mit seinem ersten Buchstaben abgekürzt wird, so weiß der gut informierte Zinkl-Blog-Leser: Aha! Jetzt kommt wieder eines seiner zusammengelogenen Interviews. So geschehen bei Tom C. und Gerhard P.
Zu meiner Entschuldigung kann ich da nur sagen: Im Zeitalter der alternativen Fakten und der Fake News muss man sich da nicht so gehaben. Es gibt diverse Realitäten, und wissen wir immer, welche davon die wahre ist?
Haben wir es diesmal mit Heidi Krawitzki zu zu tun, aus Salzgitter? Oder mit Heidi Kolmberger aus Garmisch-Partenkirchen? Oder sogar mit Heidi Kabel aus dem Ohnsorgtheater? Alles falsch! Außerdem ist die Kabel schon lange tot.
Nun, wie vielleicht mancher schon erraten konnte: Es handelt sich um die Klum, die Göttliche, die Unerschütterliche, die grausame Hebamme jungfräulicher Debütantinnen auf den Catwalks (die die Welt bedeuten), die unbezwungene Meisterin der tränentreibenden Psychofolter. Doch diesmal kam die Prominenz nicht zu mir in meinen berühmten Hinterhof, sondern ich ging zu ihr!
So geschehen im Spätsommer 2017 in Berlin, im Beisein meiner Tochter Linda, die es bezeugen kann. Wir beide waren in Deutschlands Hauptstadt, um den Bundestag zu besichtigen, aber da blinkte uns die Reklame von Madame Tussauds Wachsfigurenkabinett in die wachen Äuglein. Linda war Feuer und Flamme, ich war nur Flamme, aber das reicht ja für einen anregenden Besuch bei den wächsernen Menschen.
Wie es sich gehört, ging es herrschaftlich los mit den üblichen Wachs-Verdächtigen: mit Queen Elizabeth II., mit Reichskanzler Otto von Bismarck — und in einem kleinen Karbäuschen saß Oberschuft Hitler und düsterte von sich hin.
Des weiteren begegnete uns die Wissenschaft und die Kunst in Form von Albert Einstein, Ludwig van Beethoven und Liza Minelli. Das waren für Linda ebenfalls keine Reizobjekte, von Liza hatte sie gar noch nie was gehört. Bevor ich ihr Unterricht geben konnte, war sie schon um die Ecke bei mehreren Wachsjungs, die angeblich eine prominente Boygroupmischung darstellen sollten. Hier wiederum kannte ich keinen, es war ja auch unbedeutendes Gefleuch. Na schön, der Teenager soll auch seinen Spaß haben.
Richtig ausflippen konnte Linda, als auf einem roten Sofa Elias M’Barek hockte und sie anstrahlte. Laut meiner Tochter ist das der schönste Mann, den es gibt, und wie sollte ich ihr da widersprechen? Ob er das auch noch sein wird, nachdem er „Fuck ju Göhte Teil 17“ abgedreht haben wird?
Egal, meine Aufmerksamkeit war auf die Dame gerichtet, die nicht weit von Elias erstrahlte, im hautengen, kurzen roten Latexkleid. Ich dachte immer, Heidi Klum ist drei Meter groß, aber das stimmt ja gar nicht. Eine ganz normale Blondine, scharf gekurvt, das schon. Gerne hätte ich sie umarmt und liebkost, aber es ist aus gutem Grund verboten, die makellose Wachshaut dieser künstlichen Geschöpfe anzuzüngeln.
Bei Heidi Klum — so informierte ein Schild — hatte man eine ganz besondere technische Innovation verwirklicht: Man konnte ihr Fragen stellen, und — ähnlich wie bei der iPhone-Siri — würde sie verbindliche Anworten geben. Das fand ich interessant, so würde ich also zu meinem Interview kommen — mit der Unnahbaren! Um eine Frage zu stellen, musste man einen kleinen gelben Knopf drücken, der ungefähr an der Stelle saß, wo ich Heidis rechte Brustwarze vermutete.
Ich betatschte Heidis rechte Brust und fragte: »Frau Klum, wie geht es eigentlich ihrem früheren Geliebten Vito Schnabel?«
Ich ließ den gelben Knopf los, und sofort ertönte Heidis typische leicht quakende Stimme, mit einer sexy Beimischung von elektrostatischem Knistern. »Don Vito Corleone ist eine Romanfigur aus dem Roman „Der Pate“ von Mario Puzo.«
Nanana, da hatte man das geistige Innenleben von Wachsheidi wahrscheinlich nur mit Google verbunden — das fand ich etwas schwach, ehrlich gesagt. Da sich nun von hinten eine Gruppe Japanertouristen näherte, die bestimmt auch was von Heidi wissen wollten, machte ich flott weiter. Zweite Frage: »Steht bei der Sendung „Germany’s Next Topmodel“ die Siegerin schon im Vorfeld fest?«
»Die Siegerin von Germany’s Next Topmodel heißt Heidi Klum.«
Witzige Antwort, da hatte sich der Programmierer wohl ein Späßchen erlaubt. Oder konnte Wachsheidi tatsächlich mit künstlicher Intelligenz aufwarten? Der Hammer! Die Japaner waren bereits dicht hinter mir und guckten erstaunt, und es erklang so manch fernöstliches Gekichere.
Eine Frage wollte ich noch stellen, bevor ich das Feld vor Frau Klum räumen würde. »Haben Sie Mitleid mit den jungen ehrgeizigen Kandidatinnen, wenn diese von der Jury abgewählt werden?«
»Die Siegerin von Germany’s Next Topmodel heißt Heidi Klum.«
Ich wiederholte die zugegeben etwas komplizierte Frage. »Haben Sie Mitleid mit den jungen ehrgeizigen Kandidatinnen, wenn diese von der Jury abgewählt werden?«
»Die Siegerin heißt Heidi. Klum Heidi. Heidi Mitleid. Heidi Klum Mitleid. Heidi Klum Topmitleid. Next Klum. Heidi. Klum. Klumklum. Klum. Klumklum. Klum. Klumklum. Klum. Klumklum. Klum…«
Wachsheidi begann ruckartig zu morsen! Die Japaner kringelten sich vor Lachen, während die künstliche Schönheit anscheinend eine heftige Softwarestörung auslebte und nicht mehr aufhören konnte zu klummen.
»Klum. Klumklum. Klum. Klumklum. Klum. Klumklum…«
Schnell erschien eine offensichtlich sehr aufgeregte, kleine Dame des Madame Tussauds-Personals und drückte Heidi dreimal fest auf die rechte Brustwarze. Dazu sagte sie laut: »RESET, Heidi Klum!«
»Kluuumm m m m«
Die Personaldame entschuldigte sich bei uns Touristen: »Tut mir leid, meine Damen und Herren, das passiert leider manchmal bei etwas komplizierten Fragen. Dieses Modell gehört eigentlich längst in die Inspektion, ich weiß wirklich nicht, warum man technisch noch nicht Ausgereiftes ausstellt.«
Ich entgegnete freundlich: »Ist doch nicht schlimm, wir fanden es alle sehr amüsant.« Meine kleine Linda stimmte dem zu und berührte ganz vorsichtig den gelben Knopf. »Psst, Linda, jetzt nicht mehr!«
Die Japaner wandten sich nun Michael Jackson zu, um Selfies mit ihm zu machen. Linda und ich verließen Madame Tussauds und waren zufrieden mit dem, was wir erlebt hatten. Während wir ganz relaxed auf das Berliner Regierungsviertel zusteuerten, hörte ich es in mir weiter morsen. Klum. Klumklum. Klum. Klumklum. Klum. Klumlum. Klum … ach Heidi, Vision meiner schlaflosen Nächte, dich werde ich so schnell nicht vergessen.
PS:
Sollte es den Leser zufällig in das Berliner Wachsfigurenkabinett verschlagen, dann sei ihm gesagt: Die kaputte akustische Wachsheidi wurde inzwischen ersetzt durch eine stumme Heidi. Da kann man also lange nach dem gelben Knopf suchen, man wird nicht fündig werden. Die Technik ist halt noch nicht so weit.
PPS:
Das nächste Wochenende ist Ostern und auch da wird es einen Text geben. Naheliegendes Thema wären Tod oder Auferstehung, aber was soll man darüber schon groß schreiben? Ich stehe jeden Tag morgens vom Schlaf auf — auch immer wieder ein Wunder.
PPS:
Herr Harant macht Urlaub, nachdem ihn sein Umzug sehr erschöpft hat.
Das nächste Wochenende ist Ostern und auch da wird es einen Text geben. Naheliegendes Thema wären Tod oder Auferstehung, aber was soll man darüber schon groß schreiben? Ich stehe jeden Tag morgens vom Schlaf auf — auch immer wieder ein Wunder.
Ab Ostersamstag 0.10 Uhr: Der endliche Schlaf