Liebe Leser,
ein Thema, welches in meiner Blog-Enzyklopädie bisher arg zu kurz gekommen ist, betrifft den Bereich körperliche Ertüchtigung. Während sein berühmter Blog-Kollege Seppo in zahllosen Artikeln seine Sportbegeisterung kundgetan hat (sein Wohnzimmer gleiche inzwischen mehr einem Fitness-Center), hat sich Zinkl viele Jahrzehnte seines Lebens davon fern gehalten, seinen Körper einer kontinuierlichen Renovierung zu unterziehen.
Das hat sich vor fünf Jahren gerächt. Das mittelschnelle Spazierengehen begann direkt über dem Hintern weh zu tun. »Braucht’s des?«, würde Herr Polt ausrufen. Freilich braucht’s des nicht, aber es hat sich zugetragen. Da wurde mir im wahrsten Sinne des Wortes schmerzlich klar, dass es oder ich SO nicht weitergehen würde.
Werner Kieser hatte sich 1957 beim Boxen eine Rippenfellquetschung zugezogen, die Ärzte rieten ihm zu Schonung, aber er begann stattdessen mit Krafttraining. Das hat es wieder gutgemacht! Diese Angelegenheit beeindruckte den jungen Kieser so sehr, dass er das Boxen aufgab und es stattdessen zu seiner Berufung und zu seinem Beruf machte, Krafttraining zu fördern. 1966 gründete er sein erstes Studio und wuchtete altes Eisen hinein, auf dass es dort willige Männer ebenfalls rhythmisch heben und senken sollten. Kieser war der Vorreiter in Deutschland für ein Muskelhobby, welches heute Kleti und Pleti mit Begeisterung betreiben. In diversen Muckibuden, wo gepumpt wird, dass die Schwarte kracht. Arnold hat gezeigt, wie es geht und ist damit berühmt und sehr reich geworden.
Kieser hat sich allerdings mit seinen mittlerweile 114 Studios in ganz Deutschland über die Jahrzehnte weiterentwickelt und sich mit eigens für ihn konstruierten Maschinen immer mehr darauf konzentriert, dass Gewichteheben, -senken, -drücken und -ziehen vor allem der körperlichen Gesundheit dienen sollen und nicht nur, um die Damen zu beeindrucken.
Zinkl hat seinen inneren Schweinehund in den Schlaf gesungen und ein Abo bei Kieser München, Belgradstraße abgeschlossen. Seit fünf Jahren geht er nun zweimal die Woche hin, um gesünder und auch schöner zu werden. Wenn er nur einmal die Woche hingeht, dann ist der Schweinehund aufgewacht. Wenn er zwei Wochen gar nicht hingeht, dann hat der Schweinehund so richtig Hunger. Nicht gut das.
Seitdem sind die Rückenschmerzen beim Spazierengehen vergangen und der Brustkorb ist so stark angeschwollen, dass sich die Frauen auf der Straße fassungslos nach ihm umdrehen. Die T-Shirts reißen regelmäßig, wenn Zinkl gähnt und seine Kniestrümpfe sind an den Waden zu eng geworden.
NATÜRLICH NICHT! Aber um zur Wahrheit zurückzukehren: Der alte und der neue Anton sind durchaus nicht mehr der gleiche Adonis. Es bringt schon was, sich zu quälen an diesen bösen dunklen Teilen aus Metall und Leder.
Das Konzept von Kieser: Mache die Übungen so langsam wie möglich. Und stelle die Gewichte so ein, dass es am Ende einer Maschinensession (ca. zwei Minuten) recht unangenehm zu werden beginnt. Nämlich dann fangen die Muskeln an zu denken: »Dieser Bazi foltert uns, na warte, wir wachsen, dann wird es leichter.« Allerdings wird es für die dümmlichen Muskeln nie leichter, denn sobald es nicht mehr schmerzt, erhöht Zinkl die Gewichte. Nun sind die Muskeln wieder gezwungen zu wachsen, und so fort…
So geht das! Nur die Wampe, die Bierwampe, die kleine ekelhafte Wampe, die soll nicht wachsen, sondern weggehen. Doch so leicht geht die nicht weg. Da braucht es wahrscheinlich einen Personal Trainer oder einen Chirurgen. Oder man muss nach Norwegen schwimmen.
Was mich am Kieser-Studio besonders erfreut, ist die Tatsache, dass sich das akustische Umfeld ausschließlich aus Geräuschen speist, die von metallischen Gegenständen herrühren (Gewicht prallt auf Gewicht). Gott sei Dank gibt es keine nervige Dauerbeschallung aus dem Radio Gaga, sondern es herrscht weitgehendst meditative Ruhe. Na gut, ab und zu quasseln sich zwei alte Damen fast zu Tode, oder es stöhnt und schnauft einer — das ist dann dieser Zinkl.
Was ich hier noch ausdrücklich loben möchte, ist das vorzügliche und höchst freundliche Personal von Kieser München in der Belgradstraße, welches einem sehr hilfreich zur Hand geht, wenn man ratlos vor den Maschinen steht oder dabei ist, sich die Knochen zu brechen, weil man sich seitenverkehrt drangegeben hat. A so nette Leit!
Man bekommt eine ausführliche Einweisung an den heilvollen Geräten und eine gelbe Trainingskarte, auf welcher alle zu benutzenden Maschinchen gelistet sind — jedes zuständig für eine andere Muskelpartie am Leibe. Darin trägt man die Justierungen ein — angepasst an Körpergröße und -umfang. Und natürlich schreibt man auch kontinuierlich hinein, wieviel Kilo der sich plagende Körper in diverse Richtungen gerade noch bewegen kann, bevor er grunzend hinwirft.
Zinkl hat über die Jahre ordentlich nicht an Gewicht, aber an Gewichten zugelegt. Das ist doch nicht schlecht, oder? Übrigens sind auch die Metallröhrenduschen ziemlich klasse. Man muss nur aufpassen, dass man nicht versehentlich eine Stubenfliege mit hinein bringt. Sonst nimmt das ein ganz ganz schreckliches Ende.
So, eine noch bessere Werbung kann mein favorisiertes Kieserstudio wohl kaum bekommen, würde ich hier mal andeuten. Ein Jahr kostenlos trainieren sollte da drin sein. Aber ich bin ja nicht so. Sondern froh, dass es das gibt.
Eine Zeitlang habe ich mit Kopfhörern trainiert. Aber seitdem ich dabei mal versehenlich meinen teuren iPod eingeklemmt und komplett ruiniert habe, lasse ich diese Mätzchen sein.
Es ist immer wieder eine Überwindung hinzugehen. Doch wenn man es schafft, fühlt man sich als Held, der dem Alltag gewachsen ist — der Held muss sich nach dem Training zwar daheim sofort auf die schwarze Couch legen, um die Muskeln im Schlafe wachsen zu lassen, aber: Ja mei!
Ach ja, übrigens: Wenn man in der heißen Sommerzeit vergisst, sein Trainingshandtuch an der Maschine unter sich zu legen und stattdessen Schweißtümpel hinterlässt, beschweren sich allzu sensible Damen über den unhygienischen Saubären. Dazu sagt Zinkl ungnädig: Gehabt euch mal nicht so, Schweiß ist ja nicht giftig.