haschisch

Liebe treue Leser auch im Herbst 2018,

the boy is back in town. Man summe an dieser Stelle, falls möglich, den recht ähnlich benannten Song von Thin Lizzy — so mancher Zeitgenosse wird sich daran vielleicht noch erinnern können. Aus dem erfrischenden Sommerurlaub kehre ich gestählt zurück in den bloggigen Alltag, um Anregungen und Freude zu verbreiten.

Natürlich war ich im August auch mal verreist. Zum einen mit Freund Hans im beschaulichen Ruhrgebiet (darüber wird noch zu einem späteren Zeitpunkt zu berichten sein), zum anderen mit meiner inzwischen 15-jährigen Linda in Amsterdam, der herrlichen Stadt der Grachten, der leckeren Pannekoeken und der Millionen von holländischen Fahrrädern.

Linda hat sich diese Reise nach Holland mit ihrem guten alten Vater gewünscht — aber erst, als wir in Amsterdam unterwegs waren, waren, wurde diesem klar, dass es hier im wesentlichen um zwei Aktionen ging:

a) um bunte sexy Unterwäsche in einem Victoria’s Secret-Laden. Das ist die Firma, die die langbeinigsten Mädchenmodels der Welt auf den Laufsteg schickt, um aufzuzeigen, welche Unterwäsche 15-jährige Kinder aktuell zu tragen haben. Teurer Scheiß.

b) um einen Trip ins berühmte Rotlichtviertel. Dort sind teilweise sehr attraktive Damen öffentlich zu sehen, indem sie in großen beleuchteten Schaufenster-Türen so gut wie nackt posieren. Man(n) konnte eintreten, dann wurde das Etablissement blickdicht gemacht. Während der Vater dieses Warenangebot mit Interesse bestaunte, war die kleine Linda durchaus schockiert. Der Vater hatte sich nämlich vorab strikt geweigert, das Kind in diese speziellen Straßen der Innenstadt zu führen — aber man verweigere einer pubertären Tochter irgendwas: Du kommst damit nicht durch, weil sie dich deswegen sonst zu Tode nervt. Linda hat sich dann an vier erotisch dekorierten Schaufenstern peinlich berührt vorbeigeschlichen, mehrmals »Mein Gott« gesagt, sofort den Freundinnen gechattet, was sie gesehen hatte – und dann war das Thema durch.

Wenn man ankündigt, nach Amsterdam zu fahren, finden es alle möglichen Leute wahnsinnig amüsant, auf die berühmten, in Holland legalen Süßspeisen hinzuweisen, die mit Rauschgift versetzt sind. An gewissen Stellen gibt es dazu in der Stadt sogenannte „Coffee-Shops“. In diesen dunklen Stuben sitzen Bob Marley und Peter Tosh, um sich gütlich zu tun an den Rauchwaren und mitunter auch an Kuchen und Keksen, auf dass es dem Verbraucher ganz anders werde.

So geschehen ist das Zinkl, der hier zum ersten Mal in seinem jungfräulichen Drogenleben ein Stück Kuchen mit Cannabis-Zusatz gegessen hat, um zu testen, wie sich dies auf seine Gehirnwindungen auswirken würde. Seine Tochter bekam natürlich nichts davon ab. Nicht dass hier nun Werbung für Drogen gemacht werden soll, und es soll auch niemand angeleitet werden, das Dreckszeug zu nehmen. Aber gut, ich habe halt ein wenig gekostet — verbuchen wir es als einmalige Erfahrung von mittlerer Harmlosigkeit.

Als wir uns zwei Stunden später in der Trambahn befanden, um ins Hotel zurückzukehren — ich hatte mich bereits lustig gemacht über diesen lächerlichen Fake-Kuchen — registrierte ich merkwürdige Klangeffekte in der Tram. Das normale Quietschen der Räder auf den Schienen hatte eine irreal befremdliche akustische Verstärkung erhalten, laut zwitscherte und quitscherte es in funkelnden Tönen — ich fragte Linda, ob sie das auch höre, aber sie verstand mich nicht. Außerdem war mir unwohl im Magen und leicht schwindlig. Ich hatte immer gedacht, Haschisch mache einen lustig und locker. Vielleicht nur, wenn man das Zeug rauchte? Mir war jedenfalls wie nach einer Achterbahnfahrt auf dem Oktoberfest: leicht schlecht.

Als Linda und ich die Tram verließen, um den zehnminütigen Heimweg zum Hotel anzutreten, verlor ich ein wenig an Orientierungsvermögen. Der Fußweg durch den Park führte verschlungen über eine kleine weiße Brücke zum „Dutch Design Hotel“. Viele kleine schwarze Kaninchen hüpften in der Grünanlage herum. Achtung: Die waren auch schon vor dem Drogenkonsum dagewesen! Wir spazierten auf die Brücke zu und etwas später spazierten wir wieder von der Brücke weg. Hatten uns anscheinend gedreht. Linda war mir brav gefolgt, sie fand das sehr lustig, eigentlich hätte sie aber merken müssen, dass ich voll durch den Wind war. Als wir es nach einiger Zeit geschafft hatte, unser Hotel zu finden, ruhten wir. Ich fiel in einen unruhigen Schlaf. Nach zwei Stunden hatten meine Gehirnzellen die fremdartige Chemie absorbiert und ich war wiederhergestellt. Fazit: Do not do this shit again!

Aber auch trotz dieses zweifelhaften Erlebnisses kann man Amsterdam vor allem wegen der ganz besonderen Droge Pannekoeken empfehlen. Das weltberühmte Pannekoekenhaus hat die steilste und engste Treppe der Welt zu bieten, und diese führt in einen winzigen Gastraum inkl. offener Küche, in welchem nur zehn Leute bespeist werden können. Wahrlich entzückend ist dies!

Leute, fahrt nach Amsterdam, aber meidet diese komischen Kuchen. Esst lieber daheim die gute Schwarzwälder Kirschtorte, das tut ganz bestimmt wohler.

PS:
Die beiden am Kapitelanfang abgebildeten Kunstwerke befinden sich in der großartigen Museumszone Amsterdams. Vor allem das Stedelijkmuseum ist eines der schönsten und spektakulärsten Museen für moderne Kunst — ich habe es mit meiner Tochter ausführlich inspiziert. Nicht dass der entsetzte Leser glaubt, wir hätten in der Metropole nur Larifari gemacht und keine echte Kultur genossen!

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