141_brausen

Liebe Leser,

da ich zur Zeit Urlaub habe, aber definitiv nichts zu tun außer mir Wurstbrote einzuverleiben oder meine zwei bunten Masken zu bügeln, dachte ich mir: Schreibst halt einen neuen Blog, das hält zumindest die grauen Zellen in Betrieb.
Ich könnte mir jetzt beispielsweise eine lustige Verschwörungstheorie zum Thema Covid-19 ausdenken, das ist zur Zeit groß in Mode. Aber: Was aktuell grassiert, ist an Irrsinn ja gar nicht mehr zu toppen. Daher bleibe ich doch lieber bei der Wahrheit.

Was gibt es Neues im Hause Zinkl? Genau: einen goldenen Mitbewohner (siehe Foto)! In einer völlig anderen Zeit, vor einem halben Jahr, als mich noch Instagram-Werbespots anturnten, wurde mir ein Duschkopf angepriesen, der so sensationell sei, dass ich ihn dringendst haben müsse. Für horrende 59,95 Euro. Mich stoch aber mal wieder der Hafer und ich dachte: Den kaufst du dir noch und dann nie mehr was.

Viele Wochen später kam er mit der Post: der angekündigte Spezialist für außerordentliches Brausevergnügen. Mag sein, dass die Oberfläche nur aus Katzengold ist, jedenfalls glänzen tut das Teil dermaßen, dass unser König Ludwig II. selig seine große Freude daran gehabt hätte. Dazu folgende Info:
„… 1879 schwappte die Erfindung der Dusche auch in den deutschsprachigen Raum des damaligen Europas über und das preußische Militär führte Großraumduschen ein. Der Grundstein für die Entwicklung der heutigen, modernen Dusche war gelegt …“
Der bayerische Kini starb leider 1886, ob er also jemals in den Genuss einer komfortablen Nasszelle gekommen ist, konnte ich nicht recherchieren, doch ich glaube: eher nicht.

Wie auch immer, der goldene Duschkopf verschwand erstmal in Zinkls Ersatzteillager, wo er geduldig auf seinen Einsatz warten sollte. Das dauerte einige Monate, denn mein altes Brauseinstrument, kostengünstig erworben beim Hagebaumarkt in der Lerchenauer Straße, tat es noch ganz famos.
Das Münchner Wasser ist allerdings bekanntermaßen ein stark kalkhaltiges und irgendwann spritzte es aus den Düsen nur noch spärlich und unberechenbar, so dass ich entschied: Guter Freund, die darfst zwar in den erlösenden Essigessenzpool, aber trotzdem kommt nun der edle Ersatzmann auf den Platz, sprich: ins knallrot geflieste Bad.

Der neue Duschkamerad ließ sich problemlos ohne Adapter an den Schlauch anschließen, das hätte ich gar nicht erwartet, aber es gibt dann doch immer mal wieder freundliche Überraschungen, die den tristen Alltag vergolden, im wahrsten Sinne des Wortes.

Nun erwartet der geneigte Leser natürlich die Aussage, dass sich die neue Gerätschaft zur Körperreinigung als ein rechtes Geraffel oder auch als ein arges Klump herausgestellt hat. Ha! Mitnichten, meine Freunde und Kupferstecher! Dieser Brausemann ist so ziemlich das kompetenteste Teil, welches ich mir jemals über den Bimbus gehalten habe, um mich zu befeuchten.

Wie darf ich die Wirkung beschreiben? Gleich einem nassen Nebel sprüht es feinst aber druckvoll aus unsichtbaren Düsen und massiert die Haut ganz allerliebst. Man möchte die bezaubernde Situation gar nicht mehr verlassen, richtig: Mit diesem güldenen Wunderinstrument hat die morgendliche Pflege eine neue Dimension der Lust erreicht.
Und diese Lust geht auch völlig in Ordnung, denn wenn man schon nicht in den Urlaub fahren darf, beispielsweise nach Kaikenried im Bayerischen Wald in den luxuriösen Ernstlhof (wo die Appartements mit Jacuzzis ausgestattet sind!), dann, ja dann ist es nur gerecht, wenn man sich den Luxus ins Eigenheim holt.
Sogar meine liebe Sabine, eigentlich eine leidenschaftliche Wannennixe, hat zugegeben, dass dieser Duschkopf eine lohnene Anschaffung gewesen ist, das hat mich echt gefreut, weil ich ihr in meinem bescheidenen Palast leider keinen Whirlpool und nicht einmal eine einfache Badewanne bieten kann.

Natürlich wird auch dieses filigrane Instrument in geraumer Zeit dem unerbittlichen Kalk zum Opfer fallen, jeden Tag werden die mikroskopisch feinen Düsen etwas mehr verstopfen, bis nur noch ein weinerliches Rinnsal herauströpfelt.
Aber in diesem Falle hat mir meine liebe Schwester Evi geraten: Nimm nicht die stinkende Essigessenz, sondern nimm den Bio-Descaler von der Firma Spexx. Das ist laut Evi DIE Entkalkungssubstanz schlechthin, mit „Foodsafe“-Garantie. Sehr schön, ich schätze gute Beratung — auch wenn dieses Mittel nirgends erhältlich ist …

Dazu fällt mir spontan eine Story von 1980 ein:
Ich war Zivildienstleistender im Altenheim der Arbeiterwohlfahrt in Markt Schwaben und hatte den Job eines Hausmeistergehilfen. Zuständig war ich auch, wenn es von Bewohnern Klagen gab, weil aus ihren Wasserhähnen kaum mehr Wasser herauskam. Sowas geschieht, wenn die Siebe jahrelang nicht gereinigt werden. Ein blauer Hosenanzug, eine große Klempnerzange und mords viel Kraft war nötig, um an diese verstopften Siebe überhaupt ranzukommen.
Ich hatte eine große Flasche mit purer Salzsäure dabei, davon ließ ich dann reichlich fließen. Es brodelte und zischte und scharfer Rauch stieg auf. Hat mir Spaß gemacht. In nullkommanix waren die Siebe wieder durchlässig und rangeschraubt und wirklich schön war es, wenn die greisen Damen jauchzten: „Der Brunnen geht wieder, ja mei, der Brunnen geht wieder!“
Ja, so war das damals, ich habe nicht lange gefackelt mit Verstopfungen. Denke aber, dass ich diese Methode bei meinem goldenen Duschkopf besser nicht anwende…

Zum Abschluss noch etwas völlig anderes. Thema: Musikhören über das iPhone oder iPad, bevorzugt mit dem Kopfhörer.
Diese nachfolgende Info ist mir ein Bedürfnis, es gibt ja Menschen in meiner Familie und im Freundeskreis, die das vielleicht zu würdigen wissen:
Bei den „Einstellungen“ (Symbol: graues Zahnrad) zu „Musik“ scrollen, dort zu „EQ“ gehen und dort „Latin“ auswählen. Der Apple-Equalizer bietet 20 Soundeinstellungen an, aber ich habe nach ausführlichen Tests herausgefunden, dass jegliche Musik mit der Einstellung „Latin“ noch besser klingt: Knackiger, saftiger, voller, bassiger. Warum dafür der Begriff „Latin“? Keine Ahnung, am besten Jennifer Lopez befragen.

Ergänzend dazu: Ich nutze für unterwegs seit längerer Zeit den Sony-Kopfhörer MDR-XB650BT (kabelloses Hören über BlueTooth). Ich schätze an ihm die starken Bässe und die Tatsache, dass er einen integrierten Verstärker hat, der die Musik lauter macht, als es Apple erlaubt (um das Gehör zu schonen). Ich will aber nicht immer schonen, ich will auch mal ausflippen dürfen.

– – – – –

P.S.: Das heimische Duschen genießen und bei Musik ausflippen sind übrigens Tätigkeiten, die in diesen geschissenen Coronazeiten völlig legal und relativ ungefährlich sind. Allerdings steht zu befürchten, dass Brauseköpfe und Kopfhörer ebenfalls Maßnahmen einer gigantischen weltweiten Verschwörung sind, um die Menschheit zu knechten.

abstand-linie