Liebe Leser,
wer muss so knapp vor Weihnachten noch an Geschenke denken? Da kommt der Zinkl-Warentest vielleicht gerade rechtzeitig.
Die Stiftung Warentest würde ja niemals zwei so unterschiedliche Produkte wie zum Beispiel Gervais Hüttenkäse und Rügenwalder Teewurst miteinander vergleichen. Aber Warentest Zinkl hat sich darum nicht zu scheren — und es gibt durchaus Gründe, das weltweit erfolgreiche Möbelhaus IKEA und den weltweit erfolgreichen Spielzeughersteller LEGO in den Ring zu stellen, auf dass der Bessere gewinne.
Einer dieser Gründe ist, dass ich mit diesen beiden Unternehmen in letzter Zeit konfrontiert worden bin und darum aus persönlicher Erfahrung berichten kann. Fangen wir mit Lego an. Ich war im Sommer mit meiner kleinen Tochter in Berlin unterwegs gewesen, ein Kurzurlaub gewissermaßen. Wir wohnten ganz in der Nähe des Kurfürstendamms, und so bot es sich an, Töchterleins Shopping-Ansinnen in die Tat umzusetzen. Wir hatten schon zwei Kaufhäuser durch, ich war ausgelaugt, aber da fingen meine ermatteten Augen etwas ein, was sie sogleich wieder aufleuchten ließen: einen Lego-Shop!
Nicht, dass ich etwas für mich erwerben wollte, bin ja nun wirklich aus dem Alter raus, aber ich musste mich eben legomäßig auf den neuesten Stand bringen. Und was sah ich? In einer Glasvitrine war in majestätischer Größe von 84 x 56 x 21 cm (L, B, H) ein „Star Wars“-Raumschiff aufgebaut, aus 7541 Legosteinen. Es handelte sich um den größten Legobausatz, seit es Lego gibt. „Millennium Falcon“ hieß das Monstrum und ich verliebte mich sofort in dieses Wunderwerk der Legodesigner. Es sollte schlappe 799,99 Euro kosten, aber man konnte es (noch) nicht kaufen. Dies war lediglich ein Vorführmodell. Irgendwann im Oktober, so hieß es, würde es auf den Markt geworfen werden, um Lego-Connoisseure in aller Welt in Glückstaumeleien zu stürzen. Ich dachte mir, das brauchst du nicht, was für eine irre Arbeit, dieses Teil zusammenzustecken und wo, bitte, soll es hingestellt werden, wenn es denn vollbracht wäre?
Als ich zurück in München war, kaufte ich mir sogleich zwei sehr viel kleinere „Star Wars“-Legomodelle, um mich einzugrooven. Einen Gleiter mit Mini-Yoda (inkl. Mini-Laserschwert) und einen „Heavy Assault Walker“, das ist dieser riesige kamelartige Kampfroboter, der auf vier Haxen durch die Wüste stampft und auf die Guten feuert.
Die Montagearbeit ist durchaus ein Spaß. Denn: Lego proportioniert die vielen verschiedensten Steinchen in Tütchen mit überschaubarem Inhalt. Laut Anleitung soll man diese nicht alle auf eineinmal aufreißen, damit es kein Chaos gibt. Die eigentliche Sensation ist für mich aber die Bauanleitung: ein buntes Heft mit unglaublich gut nachvollziehbaren Abbildungen, in vielen vielen Kapiteln aufgebaut, pro Seite baut man nur ein paar wenige Steinchen dazu. Das kapiere sogar ich, und ich bin ja schon ein alter Mann, der die blitzartige Auffassungsgabe von 11-14-jährigen Kerlchen mitnichten besitzt. Lego hat eine eigene, sicher sehr komplexe Software entwickelt, um die Anleitungsillustrationen realistisch erstellen zu können. Der Hammer!
Laut einem engagierten Amazon-Rezensenten fehlt bei den Legobausätzen niemals ein Steinchen (das kann ich natürlich nicht überprüfen), aber dafür sind in jedem Tütchen zwei oder drei beliebige Legosteinchen zuviel drin, so als Gag. Ist das nicht liebenswert? Ist das nicht herzig? Und die fertiggebauten Modelle sehen wirklich gut aus (das andere g-Wort würde hier auch passen).
Mein Fazit: Lego ist zwar keinesfalls ein supergünstiges Produkt, aber die Freude, die man damit hat, ist enorm. Den „Millenium Falcon“ gibt es übrigens immer noch nicht zu kaufen, vielleicht hat sich Lego damit selbst ins Chaos gestürzt? Egal, wir kommen nun zu Ikea.
Ich brauchte jüngst noch ein paar CD-Regale von der Sorte „Gnedby“ und bin frohen Mutes zu Ikea Eching gefahren. Ikea ist ja gut sortiert, doch man sollte sich vorher informieren, ob auch die schwarzen Gnedby-Regale vorrätig sind. Bei meinem ersten Ikea-Besuch waren sie es nicht. Das war bitter (Eching hin, Eching zurück), aber ich war selbst schuld. Hätte mich ja im Internet vorher schlau machen können.
Gnedby ist schlichtest in braunem Karton verpackt, das ist nicht schön, aber wen juckt das. Dankbar nimmt man auf, dass alles vollständig ist. Das war nicht immer so. In den 70er- und 80er-Jahren hatte man viel Kummer, weil oft Kleinteile gefehlt hatten (beispielsweise diese kleinen Metallzapfen, auf denen die Regalböden sitzen). Die Bauanleitung ist in Schwarzweiß gehalten, simpel, die einzelnen Seiten fliegen sofort auseinander, weil keine Klammern drin sind. Schon klar, Ikea will den Kunden so günstig wie möglich versorgen. Wozu teure Klammern? Bei den Strichzeichnungen muss man viermal hinschauen, sonst montiert man Bretter seitenverkehrt und dann schaut der offene beigefarbene Pressspan nach vorne. Ist mir in meiner Ungeduld schon passiert. Wenn man selbstverschuldete Montagefehler rückgängig machen will, reißt möglicherweise der Pressspan auf — ein Detailästhet darf man bei Ikea nicht sein, sonst muss man viel knurren. Und mit einem schwarzen Filzstift die verwundeten Pressspannbereiche zumalen.
Ikea hat die notwendigen Steckschrauben, Holzverbindungsstöpsel, Schraubenfestdrehplastikdrehteile und Nägel exakt abgezählt. Da ist Gott sei Dank nichts zu wenig, aber auch nichts zuviel. Ein Näglein mehr wäre schon fein, wenn eines hinter den Kühlschrank gerollt ist. Aber nichts da. Bekanntermaßen ist Ikea-Gründer Ingvar Kamprad ein ausgesprochen sparsamer Mann (hier wäre nun ein anderes g-Wort angebracht). Der alte Schwede hat inzwischen 91 Jahre auf dem Buckel und ist der Großmeister der Kosteneinsparung. Ich habe mal ein Interview mit ihm gelesen: Opa Ingvar knausert auch an sich selbst kein bisschen weniger.
Wenn die Regale dann endlich stehen, ist man schweißgebadet und dankbar, dass es überstanden ist. Nun nur noch ein wenig mit dem schwarzen Filzstift drangehen und von weitem sieht es gut aus. Vor allem abends, wenn man Schmuselicht anschaltet.
Dieser Bericht über Ikea klingt jetzt doch sehr negativ. Dabei liebe ich Ikea und bin froh und glücklich, dass es diese Firma überhaupt gibt. Ich habe schon viel bei Ikea gekauft, montiert und auch wieder entsorgt. Null problemo.
Abschließender Vergleich Ikea vs Lego: Lego bekommt von mir auf der Zinklmesswertskala 10 Punkte, Ikea bekommt 8,7 Punkte. Tut mir leid, Ikea. Ein oder zwei Klämmerchen mehr, ein schwarzer Filzstift mit dabei, und es wäre besser ausgegangen. Folgerichtig ist nun, dass ich künftig meine Möbel aus Legosteinen bauen muss. Und das wird richtig teuer werden.
PS:
Habe den „Heavy Assault Walker“ drei Tage, nachdem obiger Aufsatz geschrieben wurde, fertiggestellt. Ein recht wackeliger Kamerad, der sehr kleine rote Legosteinchen herausschießen kann. Leider hat er während der Montage der Kanone schon gefeuert, so dass ich in meiner Wohnung eine halbe Stunde auf dem Boden herumgekrochen bin, um nach der verlorenen Munition zu suchen. Vergeblich. Kindern macht das vielleicht Freude. Ich hätte die Kanone aber gerne wieder vollständig geladen gehabt, knurrr.
Und zuguterletzt:
Das neue Hörspiel, diesmal von Meister »Yoda« Harant inszeniert. Viel Spaß dabei:
Herzliche Grüße,
Zinkl (Schreiberling), Harant (Akustiker)
Am nächsten Sonntag ist Heiligabend. Da gibt es selbstverständlich auch wieder einen neuen Blog. Thema: DIE BIBEL
…., so dass ich in meiner Wohnung eine halbe Stunde auf dem Boden herumgekrochen bin, um nach der verlorenen Munition zu suchen. Vergeblich. Kindern macht das vielleicht Freude.‘
Dem muß ich widersprechen, Kinder suchen niemals verschossene Munition, sie laden einfach nach, wo immer diese Never Ending Munition auch her kommen mag.
Erwachsenen macht es Freude, auch Jahre später, immer wieder Munition zu FINDEN, wenn sie etwas ganz anderes SUCHEN.
FINDEN ist sehr befriedigend, wie man von den Pilzen weiß. COR
LikeGefällt 1 Person