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Liebe Leser,

am Samstag, den 23. Juni, stand eine neue Radltour an. Vor einiger Zeit war ich ja ins prächtige Obertaufkirchen gereist (siehe Blog 037) — diesmal ging es nach Rosenheim. Mein lieber Schulfreund Silvester wohnt dort, er ist ein fleißiger und durchtrainierter Radfahrer — und an ihm wollte ich meine bescheidenen konditionellen Möglichkeiten messen.

Unsere Rundreise führte uns auf abgelegenen Straßen und Pfaden vorbei an saftigen oberbayerischen Wiesen und stillen Wäldern — und über den milchiggraugrünen Inn, der hier fast so breit ist wie der Nil am Assuan-Staudamm.

Schließlich kamen wir auch nach Rott am Inn. Mein findiger Tourpartner wies mich schon kurz davor darauf hin, ich solle auf die speziellen Schwingungen achten, die hier durch die Atmosphäre schwirren würden. In Rott am Inn selbst gab es einige Wegweiser, die zur größten Sehenswürdigkeit in diesem ansonsten bescheidenen Ort führten. Es war mal wieder ein Friedhof, so wie in Obertaufkirchen. Was mich zu der sensationellen Idee brachte, ich würde künftig auf allen meinen Radreisen Friedhöfe besuchen müssen.

Aber dieser Rott am Inn-Friedhof ist ein besonders heiliger Ort. Denn da gibt es in exponierter Stellung ein kleines Grabhaus, in welchem einer der berühmtesten Menschen der Welt sein Leben nach dem Tode vor sich hin gruftet. Ein Mann, dem auch heute noch größte Verehrung in Bayern zuteil wird. Ein Mann, der Maßstäbe gesetzt hat. Auch wir Reisende wollten es nicht versäumen, seine (und Gattin Mariannes) Ruhestätte zu besuchen, um seiner zu gedenken und ihm für seine großartigen Leistungen nachträglich zu danken.

Sofort fiel uns das prächtige Blumenstraußgebinde auf, welches auf dem Granitboden im Grufthaus lag, um dem Meister zu huldigen. Jener war ja nun seit geraumer Zeit nicht mehr unter den Lebendigen — vielleicht dufteten die Blumen zum 30jährigen Todesjahr. Oder aber sie wurden seit Oktober 1988 wöchentlich erneuert, was immerhin bedeuten würde, dass es ziemlich genau der eintausendfünfhundertdreiundvierzigste Blumenstrauß war, der hier sein blühendes Restleben gab, um dem Ehepaar Franz Josef und Marianne Strauß zu Gefallen zu sein. Wir konnten nur vermuten, wer die Kosten für diese wunderbare Ehrerbietung trug.

Nachdem wir still gebetet hatten, verließen wir diesen Ort des Friedens, um unsere Rundreise abzuschließen, zurück nach Rosenheim — und ich anschließend mit dem Smart nach München.

rottaminn

»Jetzat sans weg, de Schmeißfliagn, de dreckatn.«

»Ah geh, Franz Josef, de warn doch ganz nett, de ham sogar Fotos g’macht.«

»Nett, vo wegn! Mei, Mami, du bist sogar ois Leich no naiv. Da oane war zu meinen Lebzeiten so a Kabarettistenratz. Springer hot er g’hoaßn, glaub i. Der hot ois Junger Eier auf mi g’schmissn, de Kommunistensau.«

»Des war net da Springer, der grod do war. Des war da Zinkl. Der sich damois über unser „Löwe und Raute“-Heft lustig g’macht hot. Aber der is scho lang koa Kabarettist mehr, der Zinkl.«

»An Zinkl kenn’ i net. Aber dieser feign Springerdrecksau hob i’s hoamzoit, damois. Den hob i fertigg’macht.«

»Du host jeden fertigg’macht, der da in’d Suppn g’spuckt hod. Aber damit is’ scho lang vorbei.«

»Und mit’m Bier und am Schnaps leider a. Kreizkruzifix.«

»Du host gnua gsuffa in deim Leb’n, Franz Josef. Jed’s Wochenend warst bsuffa. Ein jedes.«

»Na und, Mami! Des interessiert doch koa oide Sau mehr. Aba da Flughafn, der hoast wia i. Des is wos wert.«

»Des is mir so wos von wurscht, Franz Josef. I dra mi jetz’ um, i schlaf wieda.«

»Diese Rattn und Schmeißfliagn, de hundsvarecktn. De mach’ i olle no fertig.«

Am Abend des gleichen Tages schoss Toni Kroos für Deutschland in der allerletzten Minute das jetzt schon legendäre Siegestor gegen Schweden, in der Vorrunde der Fußball-Weltmeisterschaft 2018. Ob es helfen wird, um wieder Weltmeister zu werden, können wir zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht wissen.

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