brunzen

Liebe Leser,

diese nachfolgende Abhandlung ist meiner hochverehrten Schafkopfrunde gewidmet. Inspiriert wurde der Text durch ein launiges whatsapp-Pingpong zwischen Doris, Sepp, Joe und mir (der Horst hat für einen solchen Schmarrn keine Zeit).

Anlass war die Tatsache, dass die Doris auf ihr frisch erworbenes, auf „lustig bayrisch“ gebrandetes Spielkartenset hingewiesen hat — bei dem auf den Spielkartenrückseiten der eigenartige Begriff „Brunskartler“ abgedruckt ist. Ich war zuerst ratlos, dieses Wort war mir bisher noch nicht untergekommen.

Aber die Sache ließ sich klären: In unserer einmal im Monat stattfindenden Schafkopfgesellschaft sind wir grundsätzlich zu fünft. Da man diesen wunderbaren Zeitvertreib jedoch nur zu viert ausüben kann, setzt pro Spiel reihum immer einer aus — der darf diese Auszeit nutzen, um eine zu rauchen (das tut nur der Sepp, weil er muss) oder sich von angesammeltem Urin zu befreien = zu brunsen. Das wäre dann eben der oben genannte Brunskartler. Diesen gebe ich immer wieder sehr gerne.

Ich habe dabei aber angemerkt, dass man diesen Begriff in unserer bayrischen Heimat doch auf jeden Fall mit „z“ zu schreiben hätte: also brunzen. Man bezeichnet ja in Bayern ganz derb einen geistig sehr schwerfälligen Menschen als brunzdumm. Und nicht brunsdumm. „Brunsdumm“ hat doch keine Kraft in sich, das klingt ärmlich und blass, wie wenn man „Kreiskrusifix“ oder „Sefix“ fluchen würde. Das „z“ braucht man unbedingt fürs Grobe, behauptet der Zinkl (und eben nicht der Sinkl).

Sepp war damit ganz bei mir, aber die Doris warf ein, es würde halt nun mal brunsen heißen. So steht es auf ihren neuen Spielkarten, und auch das brunsdumme Google bestätigt das: Pieseln = Brunsen. Mit „s“.

Ich sehe das aber nicht ein, das „z“ ist unverzichtbar, das braucht es einfach, da beißt die Maus keinen Faden ab. Dagegen ist beim Wort „furzen“ sowohl im Hochdeutschen als auch im Bayrischen das „z“ unumstritten. Oder hat schon mal jemand vom fursen gesprochen? „Er hat einen argen Furs gelassen“, so würde das wohl nur Frau Feinbein artikulieren.

Auch beim Schneuzen und der bayrischen Version „Schneizen“ haben wir ein unangefochtenes „z“ in der Wortmitte. Ist klar, eine Schneusen wäre allerhöchstens eine ganz neue, unangenehme Insektenart, nicht unähnlich der verhassten Bremse.

Nur das „Brunsen“ haut voll raus aus der schönen z-Dualität. Ich muss da im übrigen sofort an das Wort „Bunsenbrenner“ denken, das ist ein Begriff aus dem schulischen Chemieunterricht, der damit freilich nichts das Geringste zu tun hat — ganz im Gegenteil: Beim Bunsen feuert man, beim Brunsen löscht man.

Schließlich fing Doris noch damit an, dass es auf ihrem Spielkartenset eigentlich korrekterweise heißen müsste: „Brunskartler und -kartlerin“ Oder auch „BrunskartlerIn“ (man beachte das große „I“ in der Mitte). Da musste ich allerdings schon wieder intervenieren. Beim schönen Geschlecht sollte man doch bitte auf einen solch ordinären Sprachgebrauch verzichten. „Bieslkartlerin“ wäre da wohl die feinere Ausdrucksweise.

Ich weiß schon, dass man es mit „p“ schreibt. Pieseln wie Pissen und Pinkeln. Im Bayrischen spricht man es aber mit weichem „b“ aus. Nur die Preußin pieselt oder pisst oder pinkelt. Die Resi, die Magda oder auch die Doris — diese werten Damen aus dem schönen Bayernland — bieseln ganz elegant und feinsinnig, ist doch selbstredend.

Womit ich nun final zusammenfassen darf. Es muss im Bayrischen heißen: Brunzkartler & Bieslkartlerin.

Ist es nicht gut zu wissen, dass hier auf diesem Blog auch solche existentiellen Fragen eine korrekte Beantwortung finden? Da muss man sich vor lauter Ratlosigkeit weder wahlweise in die Hose brunzen noch ins seidige Damenhöslein bieseln, denn Zinkl klärt hier gnadenlos auf. Wer sich genötigt fühlt, dieser Abhandlung zu widersprechen, sei hiermit herzlichst aufgefordert, das zu tun. artista, Bäda, Cordula, Evi, Hans, Roland! Ihr seid mal wieder dran. Es sind ja immer die gleichen Pappenheimer, die sich zu Wort melden, aber darüber bin ich schon ehrlich sehr dankbar. So, und jetzt muss ich dringend b…

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