Liebe Leser,
zum Jahresanfang 2019 ein Blog des guten Vorsatzes, wie soll es auch anders sein!
Seit ungefähr 25 Jahren ärgert sich der Zinkl, wenn er sich nackt nach dem Duschen vor dem Spiegel sieht. Fettschwimmreifen an den Hüften, ein vom Bauch versperrter Blick auf die Füße, man sieht gerade noch die Zehenspitzen. Hühnerbrust. Durch Film, Funk und Fernsehen hat er gelernt, dass man sich mit solch einem Körper schämen muss. Doch nun hat er beschlossen: Er wird nicht ins Grab steigen, bevor das nicht behoben ist. Attraktiv in die Urne, das ist das Mindeste, was drin sein sollte. Die kommenden Jahre, wieviele es auch sein mögen, will er — nackt vor dem Spiegel stehend — murmeln können: „Na also, es ging doch, du faule Sau.“
Ein Plan, den schon einige andere vor ihm erfolgreich durchgeführt haben, nimmt Gestalt an. Um seinen Rücken zu stärken und für die allgemeine Wohlbefindlichkeit geht Zinkl ja seit ein paar Jahren brav ein- bis zweimal die Woche ins Kieser-Studio. Es ist aber halt ein wenig traurig dort, es muntert nicht auf, es läuft keine Rapmusik laut über die Boxen. Deshalb hängt Zinkl seit vier Wochen zusätzlich nicht nur beim „Body and Soul“-Studio Schwabing ab, nein, er macht dort einen umfassenden Workout. Dieses Wort hat er zum ersten Mal von Arnold gehört. Workout. Das klingt irgendwie nach guter Arbeit. Und Arbeit ist es sehr wohl.
Zinkl hat sich dort ein eigenes Programm zusammengestellt. Vielleicht würde so mancher Personaltrainer die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, aber es ist ja keiner da — und wir sind auch nicht in Hollywood. Auf jeden Fall geht es zuerst 30 Minuten auf den Crosstrainer. Flott marschieren, den Blick starr auf den Nordfriedhof gerichtet, den man durch die verglaste Ostwand in Cinemascope sehen kann. Er mahnt: Tu was, sonst hole ich dich! Bei dieser schweißtreibenden Beschäftigung ist mir zur Unterhaltung mein aktueller Outdoor-Kopfhörer ein guter Kamerad, heute hörte ich mal wieder die Ozark Mountain Daredevils. Wunderbarer Countryrock aus den 70ern. Absolute Empfehlung.
Nach drei Kilometer Treten muss ich mich erstmal fünf Minuten ausruhen, dazu gibt es einen Ledersessel, gleich daneben befindet sich aktuell ein Christbaum. Kieser hat keinen Christbaum, nur so nebenbei gesagt. Dann schlurfe ich ein Stockwerk höher, zu den bedrohlichen Kraftmaschinen. Dort bekam ich bereits eine kleine Einweisung für einige Metallungeheuer. Ist schon sinnvoll, denn man kann an diesen Geräten auch zu Tode kommen.
Zuerst tue ich was für die Bauchmuskeln. Maschine Nr. 55. Ich drücke im Sitzen 80 Kilo (oder sind es Pfund? – keine Ahnung) mit gespreizten Armen nach vorne und gehe damit auch wieder weit zurück. Diesen Vorgang zwölf mal, in drei Durchgängen. Macht Spaß.
Dann kommt Maschine Nr. 28. Sitzhöhe auf 6. Brustabstand auf 6. Gewicht: 80. Stolze Haltung einnehmen, hat der Trainer gesagt. Ich habe mir das in mein Handy reingetippt, sowas kann ich mir nämlich nicht merken. Griffe langsam zu sich ranziehen, so weit es geht, und wieder langsam zurücklassen. Drei Sessions mit je 12 Wiederholungen. Das ist gut für Rücken und Schultern. Bei Kieser habe ich gelernt: Je langsamer man die Übungen macht, umso effektiver ist das für die Muskeln. Die Muskeln müssen leiden, damit sie begreifen: Ich muss wachsen, um das auszuhalten. Wenn ich mich nach irgendwelchen Muskeltypen umschaue (die gibt es dort zuhauf), bemerke ich: Die machen das alles viel zu hastig. Sollen sie sich doch ruhig ihren Körper ruinieren.
Als letztes Maschinchen die Nr. 40. Sitzhöhe ganz rauf. Gewicht: 50. Griffe parallel zur Brust packen und weit über den Kopf hochstemmen. Das ist gut für die Oberarmmuskeln. 3 x 12. Danach bin ich erstmal ausgelaugt. Übrigens muss ich manchmal auch bei den Kraftmaschinen den Kopfhörer aufsetzen. Damit ich diese widerwärtige Rapmusik nicht hören brauche, die leider leider anscheinend heutzutage ein fester Bestandteil von Fitnessstudios zu sein scheint. Ich hasse Rap und Hiphop, habe ich das schon mal geschrieben? Es ist Musik des Teufels.
Nun zurück in die Umkleide, Schuhe aus, Badehose an, mit Taucherbrille und Batman-Handtuch geht es zum Swimming-Pool. Obwohl ich seit meiner Kindheit große Angst davor habe, den Kopf unter Wasser zu tauchen, habe ich es mir innerhalb von vier Wochen angezwungen, genau so zu schwimmen: Kopf unter Wasser, nur zum Luftholen hochkommen. Das mag für andere eine Lächerlichkeit bedeuten — für mich ist es ein Quantensprung in meinem Leben und ich bin stolz darauf.
Nach ein paar Bahnen im Pool kommt nun wohlverdient die Phase „Soul“. Ich begebe mich ins Dampfbad. Auch dort — wie im Pool — bin ich fast alleine, ein Luxus. Zum Amüsement wechselt in dem dampfigen Raum farbiges Licht. Am schönsten ist Pinkviolett. Aber das warme Gelb mag ich schon auch. Mit dem Schlauch spritze ich mir die Beine eiskalt ab, bevor mich die Hitze in die Bewusstlosigkeit verabschiedet. Drei Dampfsessions gebe ich mir, dazwischen immer raus ins Kühle auf den Korbstuhl.
Abschließend wird dann noch ausführlich geduscht, und ich fühle mich wohl wie ein Pudel, dem es gut geht. Mit dem Radl zurück nach Hause.
Claudia meinte, ich sei also nun ein Sportjunkie, weil ich mir dieses Programm jeden zweiten Tag verordne. Aber ist das viel? Von 48 Stunden sind es ja nur drei. Das sind gerade mal sechs Prozent Sport im Gegensatz zu 94 Prozent Nichtsport. Da bin ich gerne Junkie. Und: Besser als Nikotinjunkie. Mein lieber Schafkopfkamerad Sepp berappt monatlich 250 Euro für Zigaretten. Er muss das. Ich zahle die Hälfte für das Doppelpaket Kieser / Body and Soul. Und schwärze dabei nicht mal meine Lunge.
Gretchenfrage: Wie lange ich das durchhalte? Ich habe mir geschworen, es 2019 konsequent durchzuziehen, komme was wolle. Ich will Fitnessman werden. Dass die Wampe natürlich nur dann weggeht, wenn ich auch meine Ernährung umstelle: Das weiß ich. Keine Kartoffelchips mehr, nur noch wenig Schnaps, kein Brot zum Gulasch, so wenig Zuckerzeug wie möglich. Das ist doch ein Klacks. Das mache ich doch mit links.
Großartig, großartig, großartig! Ich hoffe nur, es handelt sich bei diesem beeindruckenden Erfahrungsbericht nicht um eine erfundene Geschichte im Stile eines Herrn Relotius! Allerdings ist zu befürchten, dass die Firma „Body and Soul“ bald pleite geht, wenn da außer dir kaum jemand trainiert! Wenn die zumachen, sind die guten Vorsätze beim Teufel (und gehen HipHop hören) und der Zinkl muss dem Hansi bei gemeinsamen Radtouren weiterhin sein Hüftgold vorführen. Was mir aber eigentlich Wurst ist…
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Ich habe nur einen guten Vorsatz: mir keine zu machen! ;-)) In diesem Sinne wünsche ich ein erfolgreiches nächstes Jahr.
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Go hard or go home.
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