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Liebe Leser,

Ostern haben wir abgefeiert, ein paar hartgekochte Eier liegen noch herum, aber bevor dieser ebenfalls harte Blog auch noch ein paar Tage herumliegt, schicke ich ihn lieber gleich in die Runde. Dafür gibt es dann das kommende Wochenende nix von mir, wenn’s recht ist.

Neulich im Kindergarten: Die gute Betreuerin Henrike H. motiviert ihre kleinen Schützlinge: „Kommt, Anna, Florian, Felicitas und Max, wir bauen ein schönes neues Haus!“

Die Kinder sind mit Feuereifer dabei, helfen lieb zusammen — und tatsächlich steht da in einer halben Stunde ein wunderbares buntes Holzklötzchenhaus, mit Türmchen und einem hübschen Garten. Alle freuen sich — bis die vier Neulinge Nilaja, Abiba, Ismahan und Sainabou dazukommen und anfangen, das Werk nach ihren eigenen Vorstellungen umzubauen. „Oh, oh, oh, oh“, denkt sich Henrike H., und tatsächlich sind die ursprünglichen Baumeister nicht glücklich mit den Veränderungen.

Felicitias fängt an zu weinen, Florian an zu meckern: „Sieht Scheiße aus, das war unser Haus und es war vorher viel schöner“. Max wirft einen neuen Turm von Nilaja um. Anna tritt mit Wucht in das fantasievolle Gebäude hinein. Nilaja stürzt sich kreischend auf Max, Felicitas verkratzt Ismahan das Gesicht, Sainabou beißt Florian ins rechte Ohr, Anna boxt Abiba ins linke Auge.

Henrike H. hat alle Hände voll zu tun, um die wütende Schar auseinander zu bringen — am Ende ist das schöne Holzklötzchenhaus komplett zerstört und die Kinder hocken bockig in den Ecken ihres Spielzimmers.

In rund dreißig Jahren werden sich bis zu 700 Millionen Menschen auf der Flucht befinden: vor Dürren, Überschwemmungen und weiteren Naturkatastrophen. Zahllose Menschen aus Afrika werden nach Norden wandern, um in ihrem ausgetrockneten Land nicht krepieren zu müssen. Sie werden in ihrer Not versuchen, Europas Mauern zu überwinden, koste es was es wolle. Und sie werden sich davon auch durch Waffengewalt nicht abschrecken lassen, denn sie haben nichts mehr zu verlieren.

Das neue Europa, so wie es die gute Frau Henrike H. auf ihren aktuellen Wahlplakaten mit uns bauen will, wird dann wohl mehr Umgestaltung erfahren, als sie es sich vorstellen kann und als es ihr lieb ist. Jeder Europäer, der ein paar Quadratmeter zuviel an Wohnraum hat, beherbergt ein paar Gäste, weil alle Wohnbaracken nicht mehr ausreichen, wegen denen sämtliche europäischen Wälder abgeholzt worden sind.

Der 90-jährige Zinkl hat seine Schallplattensammlung weggeräumt, damit Jusuf, Sarabi und ihre fünf Kinder Platz zum Wohnen haben. In der neuen Gemeinschaft wird man sich um Brotstücke zanken und Zinkl wird wehmütig daran zurückdenken, wie schön es früher einmal gewesen ist, als er seine Ruhe hatte.

Vielleicht besucht er dann New Amsterdam, die ehemalige Oberpfalz. Dort stehen Millionen von holländischen Wohnwägen, weil der erhöhte Meeresspiegel nach dem Wegschmelzen der Antarktis die Niederlande unbewohnbar gemacht hat. Mit seinem Ersparten kann sich Zinkl vielleicht einen Oberpfälzer Pannekoeken leisten, bevor er ins Gras beißt. Aber noch ist es nicht soweit und man befasst sich damit, Notre-Dame wieder aufzubauen. Französischer Nationalstolz bringt in kürzester Zeit fast eine Milliarde Euro an Spendengeldern auf, um ein uraltes monströses und relativ hässliches Bauwerk instand zu setzen, welches nicht wirklich benötigt wird, um das Zusammen- und Überleben der Menschen zu verbessern.

Solange das französische Nationalheiligtum wegen Renovierung geschlossen ist: Man besuche die barocke Klosterkirche von Fürstenfeldbruck. DAS ist eine wirklich schöne Kirche!

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