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Liebe Leser,

der August ist ins Land gegangen, für viele Münchner die Zeit der Ferienreisen. Nicht so für Zinkl und seinen lieben Freund Chris, die bleiben gerne hier in MUC und führen ein erfülltes Lotterleben.

Zinkl hat Chris Anfang der Nullerjahre kennengelernt, im Nymphenburger Taxis-Biergarten. Ein junger Bursche damals, auch heute ist er noch 18 Jahre jünger als Senior Zinkl, man altert parallel ja gleichmäßig. Wir haben uns damals gut unterhalten und über die Jahre immer locker Kontakt gehalten. Ab und zu gingen wir Steaks essen und unterhielten uns über das, was Männer interessiert.

Chris ist inzwischen längst studierter Apotheker, verkauft an der Theke Aspirin, mixt in den apothekischen Katakomben Drogen. Zinkl ist immer noch Werbegrafiker, nähert sich aber bereits mit Siebenmeilenstiefeln seiner wohlverdienten Pension.

Nun hat es sich für Zinkl ergeben, dass er in seiner üppigen Freizeit ausreichend Gelegenheit bekommt, das sensationelle Werk12 zu besuchen. Es handelt sich dabei um einen vierstöckigen Skyscraper im Münchner Werksviertel, der ausschließlich der körperlichen Ertüchtigung und der gepflegten Wellness dient.
Werk12 ist ein hochmodernes Sanatorium für süchtig gewordene Bodybuilder, es ist umfangreich ausgestattet mit Hightech-Maschinen jeglicher Art, die einen Mann stöhnen und schreien lassen.
Kurz gesagt: In diesen stylischen Räumlichkeiten transformiert sich Zinkl — pumpt seinen einst zarten Oberkörper in andere Dimensionen.
Erquickliches Baden danach wird möglich durch den Werk12-Luxuspool im vierten Stock, mit Panoramablick auf bunte Sonnenuntergänge — weitere Entspannung erlaubt das 5-Sterne-Dampfbad. Ein Leben wie Gott in München.

Vor einigen Wochen konnte Zinkl seinen alten Buddy Chris davon überzeugen, ihn bei seinen fast täglichen Trainingsbesuchen zu begleiten. Seitdem machen sie ihr Workout im Team, feuern sich gegenseitig an, stöhnen um die Wette, demolieren die Maschinen.

Chris macht keine halben Sachen. Er nimmt die Bodybuilderei inzwischen noch ernster als Zinkl und arbeitet so hart, dass er sich danach tagelang wegen Muskelkatereien kaum mehr rühren kann. Da er als Apotheker umfangreiche Kenntnisse über Chemikalien besitzt, mixt er zusätzlich obskure Drinks, die das Wachstum der Muskeln beschleunigen. Von hochinteressanten Dopingtipps kann nun auch Zinkl profitieren, obwohl er sich damit etwas dezenter versorgt.

Wenn sich die beiden Burschen nach getaner Arbeit zum Relaxen auf die Liegen begeben, in der schicken Pool-Halle, holt Single Chris sein Smartphone heraus und tindert, was das Zeug hält. Weil er ein hochgewachsener schlanker Kerl ist, mit einem guten Gesicht, bei dessen Anblick Frauen dahinschmelzen, bekommt er problemlos Matches von Damen, die Lust haben auf eine Beziehung mit einem Traumprinzen.

Chris hat es trotzdem nicht leicht. Weibliche Personen zwischen 30 und 40, die noch keine Familie gründen und keinen Nachwuchs auf die Welt werfen konnten, haben oft genau dieses Vorhaben dringend im Sinne, wenn sie auf Männerjagd sind.
Mein lieber Freund will aber (vorerst) keine Familie gründen und ein plärrendes Baby erst dann in den Schlaf singen, wenn ihm die große Liebe beisteht. Jaja, die große Liebe. Kann man sich die ertindern? Ja wo denn sonst?

Zinkl hat selbst bereits mehr oder weniger bittere Erfahrungen mit dem Online-Dating gesammelt, es ist ein brutales Geschäft, und er ist froh, dass er momentan seinen Frieden gefunden hat. Aber weiß man’s, wie lange so ein Frieden anhält? Mann hat es nicht immer im Griff.

Ich habe Chris gesagt:
»Tindere nur. Tindere um dein Leben! Aber je mehr Energie und Hoffnungen du da reinsteckst, umso größer können auch die Enttäuschungen sein. Erst wenn man loslässt, bringt einem das Universum die große Liebe.«
Alte Weisheit: Lass los — und es kommt auf dich zu, was du haben willst.
Ehrlich gesagt habe ich allerdings noch nie an diesen esoterischen Universum-Scheiß geglaubt — und ich brauche auch glücklicherweise keinen Parkplatz mehr zu finden, denn ich habe einen göttlichen Tiefgaragen-Stellplatz hier in Schwabing gemietet.

Aber das will mir Chris nicht glauben, dass das Universum nicht helfen kann, genauso wie mein Statement, dass man vom Radfahren nicht impotent wird. Ich weiß das, ich radle schon sehr lange und impotent war ich nur zeitweise von irgendwelchen Psychodrogen.

Es ist jedenfalls für mich sehr erbaulich, wenn mir Chris auf Smartphone-Fotos die 150 cm kurze Bangladesherin Saliha zeigt, oder die üppige Simone, die aber aus Businessgründen keine Zeit für ein Date hat, oder die blonde Carmen aus Wien, mit ihren traurigen sehnsuchtsvollen Augen, welche Chris glauben macht, er sei ebenfalls in Wien ansässig.
Ich sage zu Chris: »Was willst du mit einer Wienerin? Diese Fahrerei!«
Chris: »Die Wienerinnen sind einfach die besseren Frauen, viel kommunikativer!«
Und da hat er vielleicht recht, deshalb waren wir beide vor ein paar Tagen in Wien, um das zu prüfen. Es hat sich herausgestellt, dass es nur teilweise stimmt. War ja klar.
Aber die Reise hat sich trotzdem gelohnt, weil Austrias Hauptstadt viel viel schöner ist als die bayerische. Nur ein Werk12 haben sie halt da dort nicht, deshalb bleibe ich in Muc.

Eines weiß Zinkl mittlerweile, nicht erst seit Wien:
Es ist deutlich leichter, seinen Body auf Vordermann zu bringen, als eine normal gutaussehende Frau mittleren Alters zu finden, die nicht fad ist, aber auch keine extrovertierte rauchende persische Künstlerin, welche in ihrem Schlafzimmer alte verrostete Pferdekutschenräder hortet, um aus ihnen skurrile Objekte zu schnitzen. Eine ganz normale gute Frau, die zuverlässig kommuniziert und die es schätzt, einen lieben Kerl an ihrer Seite zu haben, für Vergnügungen aller Art.

Alle Damen, die sich nun angesprochen fühlen, dürfen sich ab sofort bei Zinkl melden, er leitet ihre Profile weiter an Chris, den Traumprinzen. Dates gerne am Pool von Werk12. Zinkl wird anwesend sein, um Kompatibilitäten zu prüfen. Auch als Trauzeuge bietet er sich an, aber so weit wird es vielleicht nicht kommen.

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