Liebe Leser,
ich möchte hier eine Lanze brechen für einen Schriftsteller, der das nicht im Geringsten nötig hat, weil er mit seinen Romanen seit über vierzig Jahren einen gigantischen weltweiten Erfolg genießt, der nur sehr wenigen Gegenwartsautoren beschieden ist.
Ich verschlang als Jugendlicher eine Unmenge an Krimis, so gut wie alle Taschenbücher von Agatha Christie und gewiss das Gesamtwerk der großartigen Patricia Highsmith. Aber obwohl ich schon immer sehr gerne Gruselfilme gesehen habe, blieben mir die Bücher von Herrn König lange Zeit verborgen.
Wenn ich bereits 1974 gewusst hätte, welchen Sog an Schaurigkeit, Faszination und vor allem gnadenloser Spannung er zu erzeugen weiß, hätte ich seinen berühmten Debütroman CARRIE schon damals gelesen und alle nachfolgenden Geschichten up-to-date mit deren Veröffentlichung.
Tatsächlich war aber mein erster King-Roman auch gleich einer seiner bedeutendsten und umfangreichsten: THE STAND – DAS LETZTE GEFECHT, ein Wälzer mit fast 1.100 Seiten, ein gewaltiges Weltuntergangsepos, welcher 1978 verfasst wurde.
THE STAND erschien zu einer Zeit, als es das Wort Klimawandel noch nicht gab und — mit Bezug auf Kings Roman — auch keine Angst vor unheimlichen Seuchen. Eine Krankheit namens AIDS war der Öffentlichkeit nicht bekannt.
King aber dachte sich einen Virus aus, welcher aus einem geheimen Militärlabor ausbricht und die komplette Menschheit in kürzester Zeit tötet. Mit Ausnahme von einigen tausend Personen, die aus unbekannten Gründen immun dagegen sind. Kings Roman spielt in den USA und schildert die Schicksale von ein paar Menschen, die diese Katastrophe überlebt haben und wie es ihnen damit ergeht.
Eine mystische Ausrichtung bekommt die Geschichte dadurch, dass die wenigen Überlebenden von zwei merkwürdigen Träumen heimgesucht werden. Die einen (symphathischen) träumen von einer alten schwarzen Frau namens Abigail Freemantle, die anderen (unsympathischen) von einem düsteren weißen Mann namens Randall Flagg. Diese Träume haben eine derart hypnotische Wirkung, dass sich die Träumer gedrängt fühlen, sich auf die Suche nach diesen Gallionsfiguren zu begeben, welche es tatsächlich real gibt, irgendwo in den entvölkerten USA.
Es stellt sich heraus, dass die alte Frau das personifizierte GUTE verkörpert, der düstere Mann das Gegenteil — er ist der Antichrist, die Verkörperung des BÖSEN. So spaltet sich die verbliebene Menschheit auf in zwei Gruppen, es kommt zu einer finalen Konfrontation …
Ich habe dieses Buch als junger Mann mit größter Freude gelesen, eine solch haarsträubende, aber umso faszinierendere Handlung war mir bislang nicht untergekommen. Es war für mich der Einstieg in das erschreckende und sowohl in psychischer als auch physischer Hinsicht oft mit ziemlich brutalen Details angereicherte Ouevre des Stephen King. Manche Romane von King konnte ich deswegen kaum aushalten (STARK — DIE DUNKLE SEITE und SIE), aber bei der großen Zeitreisengeschichte DER ANSCHLAG (meine absolute Empfehlung!) habe ich dafür Tränen vor Rührung vergossen.
King ist mit seinen 72 Jahren inzwischen beinahe altersmilde geworden und tritt in seinen jüngeren Werken deutlich ein für Humanität, für ein positives Miteinander der Menschen, schreibt an gegen Vorurteile, Frauenunterdrückung und Rassimus. Ohne dabei aber den Thrill und den Horror zu vernachlässigen. Auch sein kürzlich neu erschienener Roman DAS INSTITUT wird von mir natürlich gelesen, keine Frage.
Zurück zu THE STAND.
Es stellt sich immer mehr heraus, dass sich die Realität auf unserem Planeten langsam annähert an Stephen Kings Roman von 1978.
Wenn das Packeis in der Antarktis endgültig weggeschmolzen sein wird, kann der darin verborgene Virus freikommen, welcher dort viele Jahrmillionen eingeschlossen war. Die Menschheit wird sich davon tödlich infizieren, für die Entwicklung eines Gegenmittels wird keine Zeit mehr sein.
Nur ein sehr kleiner Prozentsatz der Menschen wird aus unbekannten Gründen dagegen immun sein. Diese Überlebenden werden von unheimlichen Träumen verfolgt werden, in denen sie hypnotische Visionen haben werden, entweder von einer kleinen blonden Frau namens Greta oder von einem großen blonden Mann namens Donald.
Es wird eine finale Entscheidungsschlacht geben zwischen den beiden Menschenscharen, es wird apokalyptisch zugehen, der Tag des Jüngsten Gerichts wird kommen, so wie es die Bibel vorhergesagt hat.
Wir sollten uns langsam darauf einstellen und uns vielleicht schon jetzt überlegen, ob wir Greta oder Donald folgen wollen. Allerdings werden das sowieso unsere Träume entscheiden, uns bleibt ja keine Wahl. Aber höchstwahrscheinlich rafft uns der Virus dahin, dann sind wir außen vor.
Ich habe vor Jahren mal geträumt, dass aus einem Volksfestzelt eine an einer Stange hängende, mit Tüchern verhängte Volière herausgehalten wurde. Mit großem Trara wurden die Tücher entfernt und zum Vorschein (hinter Gittern) kam — der Papst! Und heute Nacht habe ich vom jüngst verstorbenen Karel Gott geträumt, er war bei mir im Heizungskeller und krakeelte ununterbrochen „Majaaa, Majaaa“, worauf ich ihn einsperrte. Jetzt begebe ich mich freiwillig in psychiatrische Behandlung, denn er hört nicht mehr auf.
Mein liebstes Weltuntergangsszenario ereignet sich in einem Teilchenbeschleuniger: Endlich gelingt es den Physikern, ein schwarzes Loch zu erzeugen, von dem wir dann alle (sogar Stephen King) aufgesaugt werden — und lieber Toni, ich sage Dir, ich würde schallend lachend drin verschwinden!!
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Des sagst jetzt, mein lieber Erich, aber wenn’s einmal so weit sein sollte, wird das Gejammer groß sein. Bei mir übrigens auch. Oder wir fassen uns ganz lieb an den Händen und sagen einfach: „Augen zu und durch, durchs schwarze Loch. Auf der anderen Seite wartet Mr. Spock und wird uns gratulieren“. Wer dann aber wirklich auf der anderen Seite wartet, oh weh, oh weh!
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Für an echten Bayern natürlich der ewige Biergarten mit Kastanien, schönem Wetter, guada Brotzeit und natürlich dem besten Freibier… oiso, koa Angst! Fürchtet euch nicht…
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