112_Bettschrauben

Liebe Leser,

der Zinkl kann zwar wirklich nicht behaupten, dass er ein geschicktes Händchen fürs Heimwerken besäße — mitunter schafft er es, eine unfassbare Murkserei anzustellen, wenn es darum geht, etwas zu verkleben, zu verschrauben, zu zersägen, zu lackieren. Dennoch reizt es ihn immer mal wieder, sich dranzugeben, ohne jeglichen Sachverstand, aber dafür mit viel Eifer und fröhlichem Optimismus.

Kürzlich stellte er sich diesbezüglich einer neuen Herausforderung. Das kam so: Wenn man zwei einzelne Betten im Schlafzimmer stehen hat und will aus diesen ein amtliches Doppelbett transformieren, dann schiebt man die beiden Kameraden ganz naiv erstmal zusammen. Und denkt, das geht schon so. Will sagen, das bleibt schon so.
Vergessen tut man dabei aber, dass nicht nur Kühlschränke wandern können. Der unglaublich humoristische Ephraim Kishon, über dessen Geschichten ich als Teenager viel lachen musste (wohlgemerkt: nur als Teenager), verfasste mal einen Aufsatz über seinen Kühlschrank, der sich beim Kühlen so heftig engagierte, dass er darüber zu wandern anfing. Wahnsinnig witzig.

Meine beiden zusammengestellten Einzelbetten wollten gerne auch so. Sobald darauf spezielle raumausfüllende Aktivitäten stattfanden, begannen sie auseinander zu driften. Mit Bedachtsamkeit zwar, aber dennoch unaufhaltsam. Die 190 cm lange Bettwurst von der Tante Amazon, welche dafür gedacht war, die Lücke zwischen den beiden Einzelmatratzen kuschelig zu füllen, rutschte teilweise durch. Was für eine Unbill.

Aufstehen und mit Vehemenz die beiden Betten wieder zusammenzuschieben kann kein Vergnügen sein, vor allem dann, wenn man gerade mit wesentlich angenehmeren Beschäftigungen zugange ist, die trotz ihrer Genüsslichkeit durchaus auch Konzentration erfordern.

Und hier, meine lieben Leser, kommt der Hagebaumarkt in der Lerchenauer Straße 134 ins Spiel.
Nach exakter Vermessung der Bettenrahmen und nach einstündigem Brainstorming schwang sich Zinkl aufs Rad, um Gerätschaften für die Ausführung seines Lösungsansatzes zu erwerben. Ursprünglich stand die irre Idee im Raum, zwei kleine Schraubzwingen anzuschaffen, aber diese wurde schnell wieder verworfen, denn ganz klar würde das zu keiner jahrzehntelangen festen Verbindung führen können. So eine Schraubzwinge lockert sich ja gerne mal, wenn das Bett hin- und herwackelt, wie jenes von Linda Blair in dem schlimmsten aller Horrorfilme „Der Exorzist“.

Zinkl liebt den Hagebaumarkt in der Lerchenauer Straße. Früher hieß er OBI, aber das tut hier nichts zur Sache.
Grundsätzlich: Wenn man(n) einen Baumarkt betritt, überflutet einen ja ein unvergleichliches Gefühl von Freiheit und Abenteuer, man fühlt sich, als könne man die ganze Welt ins rechte Lot bringen, wenn man nur die richtigen Instrumente erwürbe (ist das nicht ein schönes Wort?). Hier ist der Mann noch Mann, hier darf er es sein.
Deshalb gönnt man sich erstens freilich gleich im lukullischen Eingangsbereich eine gescheite Leberkässemmel mit scharfem Senf und zweitens eine Coca Cola. Das ist angemessen, man muss sich ja wappnen für die bevorstehende Herausforderung.

Eigentlich eine überschaubare Aufgabe: einen Holzspiralbohrer kaufen und dazu passende Schrauben. Doch Schrauben gibt es im Baumarkt so viele wie Sterne am Himmel. Beratende Spezialisten dagegen so wenige wie vierblättrige Kleeblätter in einer Blumenwiese. Geduld muss man mitbringen. Natürlich, in einem Baumarkt wird nicht gehetzt!
Ein freundlicher Mitarbeiter schließlich bemerkte zu meinem Anliegen: »Da brauchen Sie Schrankverbinder!« Ach sooo! Schrankverbinder! Selbst, wenn es sich um Betten handelt? Freilich! Was allerdings der gute Mann nicht wusste: Passende Schrankverbinder hatte der Hagebaumarkt meines Vertrauens zur Zeit nicht im Angebot. Was tun, sprach Zeus.

Viele Wege führen manchmal ans Ziel. Habe dann letztendlich genau das richtige Instrument entdeckt, und zwar selber! Kann es nicht fachmännisch beschreiben, aber: Liebe Heimwerkerprofis, schaut auf das Foto, dann wisst ihr Bescheid!

Ich besitze eine Bohrmaschine der Marke Kress, ein Berserkerteil, angeschafft vor 15 Jahren während meiner fatalen Reihenhausbautätigkeit (siehe auch Blogs 043 + 044 + 045). Mutter Kress kann Stahlbeton wie Butter zerbohren. Über meine hölzernen Bettrahmen musste sie nur abfällig grinsen, bevor sie sich hineinwirbelte, als wären die Rahmen aus Watte. Die Hagebaumarktschrauben hineinzustecken und festzudrehen war eine äußerst befriedigende Tätigkeit, selten hat Zinkl einen größeren Heimwerker-Triumph erlebt.

So. Die Bettwurst wird nie mehr durchrutschen. In einer Million Jahre nicht. Ach, wie entspannend, wenn sich liebende Protagonisten nun auf 200 x 245 cm Liegestatt hemmungslos bespielen können, ohne auf Singlebettenwanderungen Rücksicht nehmen zu müssen. Dass sich das gesamte verschraubte Doppelbett inzwischen ins Wohnzimmer gerüttelt hat, ist gar nicht mal so schlimm. Denn dort steht dann nach getaner Arbeit die große Glotze, um zur weiteren Unterhaltung beizutragen.

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PS: S., I. L. D. — D. B. D. F. M. T.

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