120_furzen

Liebe Leser,

einmal im Monat treffe ich mich mit meinem guten alten Freund Hansi S., um gemeinsam mit ihm Konzepte zu entwickeln, die für die gesamte Menschheit nutzbringend und segensreich sein können. Wir schrecken dabei auch nicht davor zurück, neu und Unpopuläres zu denken — man muss innovative Wege gehen, um Bedeutendes bewirken zu können, auf die Befindlichkeiten empfindsamer Zeitgenossen kann da keine Rücksicht genommen werden.

Hansi genehmigte sich diesmal einen höchst üppigen Roastbeef-Toast und der Zinkl ein feines Süppchen mit Karotten, Roten Beeten und Kokosraspeln. Als Hansi seinen Toast nicht ganz schaffte, bot ich ihm Unterstützung an und verspeiste das restliche Roastbeef trotz meines Schwures, auf tierische Kost weitgehendst verzichten zu wollen.
So kamen wir ins Sinnieren über den Fleischverzehr und über das Klima — ganz recht: Ein gehaltvoller Diskurs ohne das Thema „Klima“ lässt sich heutzutage ja gar nicht mehr führen, Klima muss einfach sein.

Hansi und ich kamen nach einigem Nachdenken zu dem Entschluss, dass das Essen von Tieren nicht unbedingt einen Schaden darstellen muss für Tier und Mensch und auch nicht für das Klima. Das lässt sich begründen und das wollen wir nachfolgend auch tun.

Grundsätzlich: Alt werden ist nicht zwingend was Schönes. Der Mensch mag dabei zuweilen an Erfahrung und Weisheit gewinnen, aber unaufhaltsam marodiert sein Körper und oft auch sein Geist vor sich hin, bis wrackähnliche Zustände erreicht werden, wobei dann der Tod nicht selten eine Erlösung darstellt.
Bei den Tieren ist das nicht anders, ob sie im Alter an Weisheit gewinnen, lassen wir einmal dahingestellt. Aber auch sie — die Tiere — haben sicher weniger Freude am fortgeschrittenen Alter als in ihrer Sturm- und Drangzeit, als sie noch herumtollen und ordentlich zubeißen oder kräftig kauen konnten.

Deshalb ist es doch eine schöne Gnade für ein Nutztier wie das Rind, das Schwein, das Huhn, das Kaninchen, wenn es auf der Höhe seiner körperlichen Kraft abtreten darf, um — entsprechend zubereitet — in den Mägen der Gattung Homo sapiens nützlich und sinnvoll weiter zu wirken. Das Tier muss kein gebrechliches Alter erleiden, es kann sich glücklich schätzen, rechtzeitig verspeist zu werden.

Man sieht es drastisch in Indien an den heiliggesprochenen Kühen. Diese armen trostlosen Geschöpfe vegetieren sinnlos vor sich hin, sie bekommen oft nicht ausreichend zu fressen, sie verwahrlosen, verrecken irgendwann auf der Straße, alt, knochig, es ist ein Elend.
Wie hervorragend geht es dagegen unseren bayerischen Rindern — natürlich unter der Voraussetzung, dass sie artgerecht auf saftigen Wiesen wiederkauen dürfen. Sie treten ab, wenn es am schönsten ist und dürfen sich auf ein Nirvana freuen, in welchem sie als schmackhafte Braten Freude bringen.

Das Kälbchen endet frohgemut als zartes Schnitzel, bevor es eine alte zähe Kuh wird, die unleidig vor sich hinfurzt.
Das eifrig pickende und gackernde Huhn erfährt Ruhm und Ehre, wenn es auf der Wiesn als knuspriges Brathendl finalisiert wird, ihm bleibt die Altersgebrechlichkeit erspart, die mit einem unwürdigem Umkippen endet.
Natürlich gilt auch hier wie bei allen Nutztieren: Artgerechte Haltung sollte eine Selbstverständlichkeit sein und dafür muss gekämpft werden, völlig klar.

Um nochmal auf das Furzen zurückzukommen. Dieses Tun nimmt im Alter ja zu, sowohl beim Homo sapiens als wohl auch beim Bos primigenius taurus (Hausrind). Es riecht ungut und die Gase schaden sehr dem … na wem wohl? Gott sei Dank, endlich sind wir bei diesen Thema angekommen!
Genau! Es herrscht die gängige Meinung, dass das weltweit unmäßige Vertilgen von Rindersteaks schuld daran ist, wenn durch die Verdauung von Millionen von Rindern das hinausströmende Methan das Weltklima verhängnisvoll beeinflusst. Selbst wenn die Rinder zeitig geschlachtet werden, werden zu deren Lebenszeit immer noch viel zuviele Gase freigesetzt.

Diese Tatsache ist nicht wegzudiskutieren, aber — Herrschaftszeiten — da müssen halt neue innovative Konzepte greifen. Es müssen Applikationen geschaffen werden, die man den fleißig furzenden Rindern an den After befestigt, so dass mit den entweichenden Gasen Ballone aufgepumpt werden können. Diese Ballone, prall gefüllt mit Methan, dienen als Zufuhr für Fabriken, die das tierische Gas umweltfreundlich in Wärmeenergie transferieren und somit eine echte Alternative zu den bekannten Energieerzeugern darstellen.
Die Ballone sind elektronisch vernetzt, über die Smartphone-App „Meth-Cow“ kann festgestellt werden, wann sie aufgefüllt sind und abgenippelt werden können.
Rindermethan-Kraftwerke, das könnte eine Zukunftsperspektive sein, der sich findige Forscher und Techniker widmen sollten. Diese sensationelle Technik schafft zudem viele neue Arbeitsplätze für Menschen, die die aufgepumpten Ballone zu den Fabriken transportieren. Eine win-win-Situation auf alle Fälle.
Furzen kann Nutzen bringen, zumindest bei den Rindern. Beim Menschen ist da wohl nicht viel zu machen, leider.

Ach, es wäre so einfach, wenn die Energieindustrie sich diesen Blog mit der nötigen Ernsthaftigkeit vornehmen würde, um danach zu handeln. Aber wahrscheinlich würde darüber nur müde gelächelt werden. Ja, genau: So geht die Welt zugrunde, mit einem müden Lächeln.

Lassen wir uns vorher noch ein zartes Huftsteak schmecken, es hat ja alles keinen Sinn.

abstand-linie