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Liebe Leser,

im Blog der letzten Woche habe ich von meiner bevorstehenden vorübergehenden Auswanderung in den Orient berichtet. Und mich in diesem Zusammenhang daran erinnert, wie ich im Sommer 1990 erstmals und bislang auch das einzige Mal auf Island gewesen bin, dem Reich der Elfen und Trolle. Dazu gibt es eine hübsche Geschichte (mit Elfen), die — Zinkl betont dies — wirklich wahr ist.

Nun denn. Das ist 30 Jahre her, aber es kommt mir vor, als wäre es erst gestern gewesen. Damals waren ich (und vor allem meine liebe Frau Liz) als Grafik-Designer tätig für ein opulentes Modemagazin, welches ein gewisser Herr Wunderlich ins Leben gerufen hatte. Inzwischen verbringt Wunderlich seinen verdienten (oder möglicherweise auch unverdienten) Lebensabend längst auf Mallorca, aber das wäre eine andere Geschichte.

Auf alle Fälle sollte die trendige Mode von damals für das hippe Magazin „Up to date“ auf dem außerirdisch anmutenden Island fotografiert werden, so war es geplant.
Für das abenteuerliche Projekt verpflichtet wurden zwei Verantwortliche:
der deutsche (aber in Paris lebende) Modefotograf Lutz, ein mit Worten sparsam umgehender Stoppelbart mit Tendenzen zum Macho;
die deutsche (aber in Paris lebende) Moderedakteurin und -stylistin Helga, eine nette Dame mit mütterlicher Herzenswärme — sie war für die Klamotten zuständig und dafür, dass die Models darin gut aussahen.

Mit im Team waren außerdem:
der argentinische (aber in Paris lebende) Kosmetikmeister Jose Luis, liebenswürdig und gerne in allerschwulster Späßchenlaune;
der französische (und tatsächlich ebenfalls in Paris lebende) Haarkünstler Olivier, ein hübscher und charmanter Bursche, der den Models tagsüber an den Mähnen herumfummelte und dies nachts gerne auch an anderen Stellen durfte, weil er ihnen beim Frisieren so schöne Worte zuflüsterte.

Soweit so gut, aber ohne die aparten Mädels wäre die Angelegenheit nicht durchführbar gewesen. Dabei deshalb die blutjungen Schönheiten Debby Chin (wunderbar lange braune Haare) und Angie Everhart (wunderbar lange rote Haare). Und das männliche Model Frederick Washburn (kurze Haare), dem aber kaum jemand Beachtung schenkte, vor allem nicht Fotograf Lutz, der eine sehr starke Aversion dagegen hatte, einen Mann abzulichten und ihn widerwillig auch nur ein einziges Mal knipste. Mir tat der unbeschäftigte Frederick im Laufe der Fotoreise leid.

Was hatte nun der Zinkl in dieser bunten Truppe verloren? Für ihn war das mehr oder weniger Urlaub. Denn sein Job, die Test-Polaroids von Lutz in ein kleines Büchlein hineinzukleben, um die Bilderabfolge fürs Magazin zu planen, dieser Job war ein Klacks und eine Beschäftigung für Minuten. Wie schön.

In Reykjavík wurde ein großer (wegen der umfangreichen Bekleidungsware) Omnibus gechartert, mitsamt einheimischem Driver, in welchem das Team die malerischsten Stellen im südlichen Bereich der so gut wie menschenleeren Insel ansteuerte. An den spektakulärsten Stellen sollten die Elfen für Lutz posieren, sich in dünnen, flatternden Seidenblusen einem eisigen Nordwind ausliefern. Angie fror und zickte, während Debbie eiserne Disziplin zeigte.

Überhaupt Debbie: Am Anfang meckerte Lutz noch über die aus seiner Sicht zu dicke Unterlippe in den exotischen Gesichtszügen der hübschen Halbasiatin herum. Aber nach einigen Tagen rückte er dem Mädchen mit seinem analogen Fotoapparat zunehmend auf die Pelle und fing an nur noch Portraits von ihr zu knipsen. Ja mei, verliebt halt!

Es war aber leicht, sich in Fräulein Chin zu vergucken, auch der Zinkl erlag schnell ihrem Charme, weil sie halt nicht nur schön, sondern richtig nett war. Ich freundete mich mit Debbie an, sie erzählte mir ganz im Vertrauen, dass sie eine enge Beziehung mit dem amerikanischen Magier David Copperfield habe. Es sei wie ein Märchen gewesen, als sie in Manhattan in Copperfields goldener Badewanne sein durfte, sie habe sich ein wenig gefühlt wie Julia Roberts in dem Film „Pretty Woman“, der damals ganz aktuell im Kino lief.

Nun gut, hinfort mit den unnützen Schwärmereien, die Zeit ist vergangen. Und Debbies Liasion mit Copperfield war wohl auch nur vorübergehend.
Denn ein paar Jahre später erkannte ich sie in der Zeitschrift BUNTE (oder war es GALA?) an der Seite eines anderen Magiers, Debbie Klinsmann hieß sie nun. Der hochdekorierte Ballkünstler und Coach aus Göppingen hatte sich die aparte Dame tatsächlich geangelt — oder sie sich ihn. Wo immer das auch gewesen sein mochte, darüber darf ausführlich spekuliert werden, ich weiß es freilich nicht. Ich gönnte es Klinsmann von Herzen, er ist ja immer ein Guter gewesen, und ich denke, er hat die nette Debbie auch anständig behandelt. Hoffentlich hat er das.

Und was ist mit Angie passiert? Richtig, Angie Everhart hat eine kleine Filmkarriere hingelegt, nachdem sie sich ihre offensichtlich zu flachen Brüste (die sie auf Island noch besaß) gescheit machen ließ.
Zu lesen war irgendwann in der Klatschpresse, Angie sei mit Silvester Stallone zusammen und als sie narkotisiert auf dem Operationstisch lag, habe Stallone den Schönheitschirurgen angewiesen, ordentlich „Holz vor die Hüttn“ zu schichten. Brutal!
In dem Hollywoodfilm „9 1/2 Wochen in Paris“ (das war die schwache Fortsetzung des Originals mit Kim Basinger) spielte die schöne Frau Everhart 1998 an der Seite des inzwischen ziemlich abgetakelten Mickey Rourke durchaus passabel die neue Gespielin von Arschloch John Gray.

So, das waren nun zwei richtig exklusive Insider-Stories von Klatschkolumnist Zinkl aus der schillernden Welt der Prominenz.
Klinsmann ist nach einem aufregendem Berufs- und Erfolgsleben als (mäßig erfolgreicher) Trainer bei Hertha BSC gelandet, Stallone lässt im hohen Alter seinem Rambo einem bösen mexikanischen Zuhälter das Herz rausschneiden, nachdem er ihn mit vier Pfeilen festgetackert hat.

Was Frederick Washburn inzwischen macht, ist mir dagegen nicht bekannt. Ich weiß noch, wie wir damals im isländischen Omnibus saßen und er von seinem Lieblingsschauspieler James Stewart erzählte. Liebevoll nannte er ihn „Jimmy“ Stewart, als wäre es sein guter Freund. Dann klagte mir Frederick auch sein Leid, dass sich Lutz weigere ihn zu fotografieren, dabei sei er, Frederick, wirklich gut in seinem Beruf.

Schicksale, die uns berühren. Debbie, Angie, Frederick, Jürgen, Silvester. Genau, so war das damals, meine lieben hochverehrten Leser.
Was mit Lutz passiert ist: keine Ahnung, er lässt sich leider nicht googeln, ganz im Gegensatz zu Frederick. Aber vielleicht gibt es ja mehrere Frederick Washburns, ich kann ihn nicht mit Sicherheit identifizieren …

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Zweite von links: Debbie. Rechts außen: Frederick. Angie war schon abgereist.

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