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Liebe Leser,

mir wird bewusst, wie schnell die Zeit vergeht, weil ich mir verordnet habe, im Acht-Tage-Rhythmus Aufsätze abzuliefern. Da komme ich kaum zur Ruhe, mein Blog-Programm ist nämlich unerbittlich und beginnt mich immer schon 48 Stunden vor Ablauf der Frist anzumahnen, was denn mit mir los sei bitteschön, wenn ich noch keinen neuen Ideenansatz bereitgestellt habe.

Da antworte ich dann dem Blog-Programm:
„Herrschaftszeiten, ein alter Mann ist kein D-Zug! Soo viel passiert doch jede Woche auch wieder nicht, dass ständig was Spannendes zu berichten wäre. Und schließlich hat man ja auch einen gewissen Qualitätsanspruch und will nicht jede Banalität posten.“
Das Programm entgegnet frech:
„Qualitätsanspruch, pah, dass ich nicht lache! Tu doch nicht so, als wäre das große Kunst, was du da veranstaltest! Aber gut: Wenn dir nix mehr einfällt, dann lass es halt bleiben, zwingt dich ja keiner dazu. Bezahlt bekommst du die Arbeit sowieso nicht, du machst es doch freiwillig.«
Ich zum Programm:
„Jajaja, ist ja schon gut! Axel Hacke liefert seit Jahrzehnten jede Woche was Großartiges ab, der bekommt es zwar von der Süddeutschen Zeitung honoriert, aber gute Einfälle sind ja nicht abhängig vom Lohn!“
Das Programm:
„Ist mir doch scheißegal.“

Wie man sieht, dieses Programm ist ungnädig zu mir. Was solls.

Kürzlich war ich übrigens in Augsburg, und dort erstmals im Hause der berühmten Augsburger Puppenkiste. Die haben da ein ganz wunderbares und schönes Museum, in welchem ihre berühmtesten Marionetten in allerliebst ausgestatteten und fein beleuchten Schaukästen ausgestellt sind. Eine angenehme Zeitreise für den Zinkl!

1964 durfte er nämlich als kleines Kind die Puppenspielübertragung vom Kater Mikesch im grieseligen Schwarzweißfernsehen erleben, das war zwar ein großes Ereignis. Komplett ging die Schau aber leider nicht, denn unser glumperter Mistfernseher gab zu dieser Zeit alle zehn Minuten den Geist auf.
Deswegen hatte mir meine liebe Mama beim Bertelsmann-Club eine Hörspielfassung auf Schallplatte gekauft, die ich immer und immer wieder gehört habe.
Das Hörspiel war zwar eine stark gekürzte Version der mehrteiligen Fernsehsendung, doch die wesentliche Geschichte ist auf der Langspielplatte (die ich heute noch besitze) drauf. Damals wurde der sprechende Kater im TV und auch auf der Schallplatte von Maximilian Bößl gegeben, das Schwein Paschik von Walter Oehmichen und der Ziegenbock Bobesch von Herbert Meyer. Ganz großes (Sprech-) Theater!

Legendär der Ausspruch des Ziegenbock Bobesch in böhmischer Mundart:
»’s iss ma unmääääääääääglich« Dieser Spruch hat sich mir tief eingeprägt und ich kann nicht müde werden, ihn in grellster Tonlage höchst laut auszurufen:
»’S ISS MA UNMÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄGLICH«

Der Kater Mikesch wurde übrigens in den 80er Jahren mit überarbeiteten Puppen neu aufgelegt, das bekam ich aber nicht mehr mit, denn als Student war diese lustige Kindersendung für mich längst gegessen.
Jetzt allerdings, da mich eine Nostalgiewelle nach der anderen überschwappt, kommt der Kater Mikesch wieder ins Spiel. Ich habe die DVD auch deshalb erworben, damit ich gerüstet bin, wenn der Zinkl im Sommer 2020 Großvater wird und der kleine Enkelbub nach angemessener Unterhaltung verlangt.

Doch welch ein Schrecken fuhr mir in die Glieder, als ich vor einigen Tagen in die DVD hineingeschaut habe! Das sind ja völlig andere Stimmen! In den 80ern neu synchronisiert, ein Alptraum (jaja, unbedingt mit hartem p geschrieben!), „kindgerecht“ modfiziert!
Die so prägnante und delikat knarzige Mikeschstimme wird nun von einem kleinen Jungen gesprochen. Bobesch und Paschik haben ebenfalls akustisch stark an Charakter verloren. Das kann man sich nicht mehr anhören. UNMÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄGLICH!

Ich bin daher gezwungen, meinem Enkelsohn die alte knisternde Schallplatte aufzulegen und ihm die DVD gar nicht erst zu zeigen. Ist ja sowieso besser für die Phantasie, wenn er die Geschichte nur hört.

Apropos „kindgerecht“: In den 60ern gab es eine noch eine andere Sendung in der sogenannten Kinderstunde, an die sich wahrscheinlich keine Sau mehr erinnern wird:
TELEMEKEL.
Der Zinkl erinnert sich aber freilich gut an diese Horrorsendung. Horror? Nun, das bedarf einer ausführlichen Betrachtung, aber nicht mehr heute. Ich muss mir mein literarisches Pulver aufheben, für die kommende Woche, denn die Frist läuft ab jetzt.

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