Liebe Leser,
in diesem Sommer habe ich mich damit beschäftigt und darauf konzentriert, glücklich zu sein. Das ist für einen alten Miesepeter wie den Zinkl gar nicht so leicht, aber zeitweise ist es ihm gelungen. Wie hat er das nur geschafft, darf man sich nun fragen. Eine Antwort gibt es hier, meine lieben Freunde, auf dem Portal des Glücks!
Um das Procedere zu erklären, bedarf es einiger Ausschweifungen. Wer bereit ist, diesen aufmerksam zu folgen, befindet sich bereits auf dem schmalen aber hübschen Pfad zum Glück. Achtung, es folgt nun kein esoterischer Quark, sondern reines pragmatisches Denken!
Ausgangslage ist immer die Tatsache, mit der man konfrontiert ist. Und an der man erstmal oder überhaupt nichts ändern kann: Es regnet. Die Ampel ist rot. Die Suppe ist versalzen. Daran gibt es nichts zu rütteln. Irgendwann hört es freilich wieder auf zu regnen, irgendwann schaltet die Ampel auf grün, irgendwann wird die Suppe… nein, leider nicht, die Suppe wird auch in drei Stunden noch versalzen sein. Und kalt dazu.
Bleiben wir bei der Suppe. Wir haben im Laufe unseres Lebens gelernt, uns über einen solch argen Missstand zu ärgern, uns darüber aufzuregen. Manche bekommen sogar eine große Wut (der Zinkl zum Beispiel). Wie läuft das ab?
Erstens, die Tatsache: Die Suppe ist versalzen.
Zweitens, der Gedanke dazu: Der verdammte Amateur von einem Koch hat sein ganzes Salzfass reingeschüttet, dieser Vollpfosten.
Drittens, das unmittelbar sich anschließende Gefühl: Man verspürt Ärger und Wut. Glücklich ist man in diesem Augenblick rein gar nicht. Dieser Moment des Lebens ist versaut, verdammt und zugenäht!
Muss das so sein? Kann man es nicht anders haben?
Kann man. Man braucht bloß den zweiten Punkt — also den Gedanken — zu modifizieren. Man könnte sich beispielsweise denken:
Ach, der gute Koch. Wahrscheinlich hat er die rosa Brille auf, denkt an sein Liebchen und hat darüber ein bisserl zu viel gewürzt. Darf ja mal passieren.
Oder: Interessant, der Koch hat anscheinend einen ganz anderen Geschmack als ich, er findet seine Suppe gut mit etwas mehr Salz. Ja mei, die Geschmäcker sind halt verschieden.
Was passiert, wenn man einen von diesen zwei möglichen Gedankenvarianten wählt? Man ärgert sich nicht, man gerät nicht in Rage. Man ist wahrscheinlich deswegen nicht gerade glücklich, vielleicht stellt sich einfach nur Gleichgültigkeit ein — aber eines ist sicher: Dieser Moment des Lebens ist kein unglücklicher Moment, er ist nicht versaut. Man bleibt ganz gelassen und nett und lässt die zu stark gewürzte Flüssignahrung einfach zurückgehen.
Nun mag der Leser einwenden: So ein Schmarrn, bei einer versalzenen Suppe ärgere ich mich automatisch, da kann ich gar nix machen.
Dass man sich darüber automatisch ärgert, ist wahrscheinlich wahr. Dass man da gar nix dagegen machen kann, stimmt allerdings nicht. Wie oben beschrieben, hat man diesbezüglich die freie Wahl. Resultierend das Gefühl: Wut oder heitere Gelassenheit.
Ist genauso beim Regen.
Entweder:
Verdammtes Scheißwetter. Dauernd muss es regnen (Zweiteres ist auch noch ein völlig falscher Gedanke, weil es eben nicht dauernd regnen muss).
Oder:
Ach wie schön. Das ist gut für die Natur. Die Pflanzen werden nicht vertrocknen.
Auch bei diesen grundverschiedenen Denkarten wird das sich anschließende Gefühl nicht das gleiche sein, wie man sich leicht vorstellen kann. Wir sind emotionale Wesen. Wir können unsere Gedanken nicht ohne anschließende Gefühle denken, das geht einfach nicht. Wir können nur eines: Unsere Gedanken überarbeiten. Und damit die Gefühle kontrollieren, ändern, ins Positive bringen.
Der sensationelle Karl Valentin hat gesagt: Ich freue mich, wenn es regnet, denn wenn ich mich nicht freue, regnet es trotzdem.
Das Erlernen dieser Methode ist ziemlich anstrengend. Genau: Ein Kleinkind hat mühsam und im Laufe eines gewissen Zeitraums das Gehen erlernt. Ein etwas älteres Kind ist beim ersten Mal vom Fahrrad gefallen und musste üben, üben, üben. Danach fährt es vollautomatisch einwandfrei und fällt nur noch runter, wenn es ziemlich unachtsam ist.
Wenn der Mensch was erreichen will, muss er dafür arbeiten. Fast immer. Wenn man glücklich sein will, sollte man sich der Arbeit hingeben, seine Bewertungen zu den unveränderbaren Situationen so zu wählen, dass sie keine negativen Gefühle nach sich ziehen. Um das zu schaffen, muss man üben, üben, üben.
Ja, genau, das ist nervig und anstrengend. Oder anders (positiv) gedacht: Das ist spannend und erfüllend. Tatsache: Diese Methode funktioniert! Und je mehr man diesbezüglich übt und praktiziert, umso erfolgreicher wird man damit nach einiger Zeit sein.
Was haben wir gelernt?
Die Suppe ist gar nicht versalzen, sie ist nur ein klein wenig zu stark gewürzt. Essen braucht man sie trotzdem nicht.
Die Ampel steht nicht schon wieder und viel zu lange auf Rot, sondern schaltet gleichmäßig, so wie sie programmiert wurde. Während es Rot ist, kann man gemütlich in der Nase bohren.
Beim Schafkopfen braucht man sich nicht über ein schlechtes Blatt erzürnen und deshalb einen Herzinfarkt bekommen; man darf auch denken: Super, dann soll diesmal halt die liebe Doris gewinnen.
Aufgepasst: Sobald man anfängt, bei unwillkommenen Tatbeständen vollautomatisch was Negatives zu denken, kann man das merken, einhaken, prüfen und es gegebenenfalls sein lassen. Und sich einen hübschen Ersatzgedanken zurechtlegen, der einen positiv stimmt. Kann man. Müssen tut man das freilich nicht.
Dieser Aufsatz hilft dem Zinkl hoffentlich bei der Arbeit, noch glücklicher zu werden. Im besten Falle wird er eines Tages vollautomatisch glücklich sein, das kommt bestimmt mit der Zeit.
Wer natürlich Spaß dabei hat, wenn er nörgelt und grantelt, der soll sich das Nörgeln und Granteln erhalten. Aber ehrlich gesagt: Ein Nörgler und Grantler ohne Selbstironie ist definitiv nicht glücklich.
Ich wünsche euch allen noch einen wunderschönen Sommer. Verbringt ihn fröhlich, auch wenn ihr in der Hand ein Sch…blatt haltet. Oder wenn es mal wieder unter der Maske juckt. Ärgerliches findet sich schnell. Es zu verwandeln, das ist die Kunst.
Tja, deshalb bleibe ich doch der „das Glas ist halb leer-Typ“!! Wer schenkt einem schon nach, wenn man sagt, das Glas ist ja noch halb voll??!! 😉
Gruaß Bäda
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Sich zu ärgern lohnt sich immer dann, wenn man aus dem Ärger Konsequenzen ziehen kann, die die Ursache des Ärgers beseitigen oder zumindest verringern. In diesem Fall ist der Ärger sogar wünschenswert und wichtig. Sich über Sauwetter zu ärgern ist deshalb blanker Unsinn, seinem Ärger über eine unfähige Regierung Luft zu machen hingegen richtig und wichtig. Sich über sich selbst zu ärgern, ist dann sinnvoll, wenn ich eine Fehlentscheidung getroffen habe, die ich mir merken sollte, um sie künftig nicht noch einmal zu treffen. Zum Beispiel habe ich mich gerade saumäßig darüber geärgert, dass ich mir beim uneingeschmierten Schnorcheln auf Elba so einen Fetzen Sonnenbrand geholt habe, dass ich zwei Tage nicht auf dem Rücken liegen konnte. Würde ich mich nicht darüber ärgern, dann würde ich das schmerzvolle Erlebnis schnell vergessen und mir beim nächsten Schnorchelausflug den nächsten Sonnenbrand holen – bis mich schließlich der Hautkrebs dahinrafft. Allerdings muss ich zugeben, dass ich vor Begeisterung über das kristallklare Wasser vor Elba die 57 Sonnenbrände seit meiner Geburt trotzdem verdrängt habe. Jetzt frage ich mich (um Bäda zu zitieren): Ist mein Glas noch halb voll oder schon halb leer?
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