148_wasserspiele

Liebe Leser,

Wasser ist der Quell des Lebens, das ist bekannt, aber zuviel oder zuwenig davon treibt uns Menschen in eine mehr oder weniger große Not hinein.

So, diese wunderbare Erkenntnis musste nun einfach mal sein. Ich finde ja, man verbreitet viel zu selten Platitüden, dabei kann man viel Freude damit haben. Zum Beispiel mit dem Spruch „Es ist, wie es ist.“ Dieser ist nun wirklich nicht besonders originell, aber in allen Situationen anwendbar, wenn einem gerade nichts Besseres einfällt. Bedeutet ja nicht, dass es so bleiben muss, wie es ist, wenn es nicht gut ist, wie es ist. Aber was ist, ist halt mal. Zumindest anfangs.

Oioioi, das wird ein kluges Bloginchen. Mal sehen, wie es weitergeht.

Der Zinkl hatte in seiner Komfortzone (so bezeichnete eine liebe Freundin einmal — ein klein wenig böse — Zinkls wertes Zuhause) noch vor einem halben Jahr eine Küchenarmatur mit einem herausziehbaren Schlauch. Das kann praktisch sein, wenn man auch das Nebenbecken befeuchten möchte. Irgendwann bekam der Schlauch ein Leck, es bildeten sich Lachen im Unterschrank, ein Installateur meinte, das wäre nicht mehr zu reparieren. Also raus mit dem Teil und ein neues rein.

In blindem Vertrauen ließ Zinkl dem Installateur eine neue Küchenarmatur besorgen, die sah richtig stylisch-spacig aus, war schweineteuer, aber ein absolutes Profigerät, auch wieder mit einem herausziehbaren Schlauch. Tolle Sache!
So mit der Zeit kam immer ein klein wenig weniger Wasser aus dem Schlauch, bald war es nur noch ein Rinnsal, über den sich alle meine Freunde lustig machten. Ich bohrte mit einer Stricknadel drin herum, um eine evtl. Verstopfung zu lösen, den kalkabhaltenden Sieb hatte ich da schon längst entfernt.
Irgendwann dauerte es gefühlt fünf Minuten, bis man eine Tasse mit Wasser vollgelaufen bekam — es war eine häßliche Prüfung für den Zinkl, der von Haus aus kein geduldiger Mensch ist und für esoterische Brunnenspielerein zwar was übrig hat, aber nicht in seiner Küche, verdammt und zugenäht.

Ich beauftragte eine andere Firma, den guten Meir Manfred, einen Installationsmeister der alten Schule. Der teilte mir fröhlich mit:
„Zinkl, wos host’n du do fia an Scheißdreck do, wer hot’n da denn des Glump odraht, do hams di sche b’schissn. A so an Scheißdreck! Kumm, ich mach da an einfachn Hahn nei, ohne Schlauch, aber der geht dann. Und den oidn konnst dann gleich wegschmeißn, a so an Scheißdreck!“

Was sollte ich tun, ich habe den Meir Manfred werkeln lassen. Ein neuer Hahn von HANSA wurde installiert, das Wasser sprudelte heraus, mit einem gescheiten Druck, es war herrlich und ein wahres Wunder! Ich spielte tagelang mit der neuen Armatur, nur um mit Entzücken den kräftigen Wasserfluss zu betrachten, jawohl, dem Zinkl kann man auch mit kleinen Dingen eine große Freude bereiten.

Das Münchner Wasser ist bekanntermaßen sehr kalkhaltig und so ein kleiner Sieb verstopft in kurzer Zeit. Also habe ich diesen sofort aus dem neuen Hahn herausgedreht und 15 Meter weit weggeworfen.
Nun spritzte es mit vollem Druck, und benetzte auch die umliegenden Zonen, was mir missfiel. Ich fing an zu grübeln, wie eine OPTIMALE Lösung zu erreichen war — nachdem nicht nur bereits viel Wasser, sondern schon auch ein Haufen Geld geflossen war für meine Spüle.

Ich radelte zum Hagebaumarkt in der Lerchenauer Straße, früher war’s der OBI. Dort spazierte ich in die Gartenbauabteilung, da gibt es unterschiedliche Schläuche als Meterware von der Rolle. Der Schlauch mit dem größten Durchmesser, so ca. 40 mm, ist aus knallgrünem Kunststoff und hat eine reizvolle spiralige Oberfläche. Von diesem habe ich mir 20 cm geleistet, für zur Abwechslung mal kleines Geld.

Wieder daheim stülpte ich den grünen Schlauch über meinen Wasserhahn und schlang sehr üppig kräftiges schwarzes Gewebeklebeband herum, bis alles dicht war.
Was soll ich sagen: Die neue Konstruktion sieht scheußlich aus, aber sie ist aus funktionaler Sicht der absolute Bringer. Nun treibt ein 40 mm durchmessender Wasserfluss heraus, ohne seitlich wegzuspritzen, es ist das gylste, was ich jemals während meiner gesamten bewussten Lebenszeit an Wasserhahnfunktion erlebt habe.

Ich organisiere nun bereits Führungen durch meine Komfortzone, um das neue Patent vorzuführen und bewundern zu lassen. Nun gut, einen Design-Preis werde ich dafür nicht erhalten, aber das ist mir sowas von egal. Auch in diesem Falle gilt: form follows function!

Hatte ich am Anfang dieses Aufsatzes darauf hingewiesen, dass auch ZUVIEL Wasser eine Not sein kann? Stimmt. Seit einigen Tagen zeigen sich an einer ganz anderen Stelle in meiner Wohnung an der Wand große dunkle Feuchtflecken zuzüglich einer beträchtlichen Ansammlung von Stockflecken und Schimmelstrukturen. Irgendwo in versteckten Mauerbereichen logischerweise ein Wasserrohrbruch! An der Decke im Keller, direkt unter der nassen Wand, sieht man auch schon, wie sich die Farbe löst.

Kann man denn nie seinen Frieden haben? Nein, kann man nicht!

Ich bin nun in sehnlicher Erwartung der Riesenbaustelle, die zur Behebung dieses Wasserschadens unvermeidlich sein wird. Stauben wird es, dass es eine wahre Freude ist. Die Lecksucher werden die halbe Wand rausreißen, um dem unerwünschten Wasserfluss Einhalt zu gebieten. Ich liebe diesen Herbst 2020 schon jetzt.

Gestern hatte ich die formidable Idee, ein total „gläsernes“ Haus zu bauen, in welchem alle Leitungen und Rohre (Stromleitungen, Wasserrohre, Gasrohre, Fäkalienabwasserrohre) offen als Aufputz angelegt sind. Also frei sichtbar. Industrieoptik. Wenn dann irgendwo ein Leck wäre, sähe man sofort die betreffende Stelle. Und müsste keine Mauern aufreißen. Schön wäre auch, wenn das Abwasserrohr vom Klosett aus transparentem Kunststoff wäre, dann könnte man sehen, ob alles ordentlich runtergespült worden und nichts hängen geblieben ist. Ich fände das erbaulich und spannend.
Leider fehlt mir das Geld für ein solches Haus, ich muss mal wieder Lotto spielen.

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