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Liebe Leser,

dieser Blog wurde von mir geschaffen, um für fröhliche Unterhaltung zu sorgen. Das macht mir Freude, diese Reflektionen tun mir gut — und offensichtlich habt auch ihr, meine lieben Leser, daran immer mal wieder ein wenig Vergnügen.
Der Blog ist für mich eine Art öffentliches Tagebuch, allzu Privates bleibt außen vor. Wichtig war es mir immer, Texte zu veröffentlichen, die das Leben leicht nehmen, die es mit Humor nehmen.
Es gibt diesen altbackenen Spruch „Lachen ist die beste Medizin“. Ich würde sagen: nicht immer die beste, aber bestimmt eine sehr gute.

Zur Zeit ist es aber gar nicht leicht, bei der Leichtigkeit und beim Lachen zu bleiben. Meine Generation hat keinen Krieg in Deutschland erlebt, sie hatte keine Todesangst vor Bombenabwürfen. Wir hatten in den 60ern, 70ern und bis hinein in die Nullerjahre wohl die beste Zeit, die man in Deutschland jemals haben konnte. Alles war zu haben, das war auch stets eine Selbstverständlichkeit für uns: nach Südfrankreich in den Urlaub fahren, ins Bella Italia Pizzaessen gehen, in die Markt Schwabener Disco „College“, in Jethro Tull-Konzerte, ins Fitness-Studio und vieles mehr.

Nun schauen wir uns entsetzt um und wundern uns. Alles ist in Frage gestellt, ein düsterer Schleier hat sich generiert und über die Menschenwelt gelegt.
Länder werden immer noch und wieder von Diktatoren, Rassisten und Idioten regiert.
Religionsfanatiker begehen völlig hemmungslos und sich im Recht fühlend Morde, im Namen von Gespenstern ihrer irren Fantasien.
Es herrscht allerorten Angst vor Eindringlingen, die angeblich unsere Existenz in Frage stellen — diese Angst ist das Brot, welches der Rassismus braucht, damit er gedeihen kann.
Und jetzt noch das scheußliche Sahnehäubchen oben drauf: Covid-19.

Meine Generation kann nun aus eigener Erfahrung klagen: ALLES WIRD IMMER NOCH SCHLECHTER. Weil sie es nicht gewohnt ist, in einer solchen Welt zu leben. Wir sind verzärtelte Geschöpfe, zum größten Teil aufgewachsen in einer mehr oder weniger großen Komfortzone. Für uns ist alleine schon das Maskentragen eine Zumutung.

Ich jammere, weil ich ab Montag nicht mehr ins Schwimmbad darf — einer meiner wichtigsten Aufheller in meinem durchaus bereits hellen Leben wird mir vorübergehend weggenommen. Und ich ärgere mich, weil ich diese Maßnahme der Politik nicht einsehe. Nirgendwo hält man mehr Abstand voneinander und kaum woanders sind die Hygieneregeln besser eingehalten als in Fitnessstudios.

Die Politiker sind völlig ratlos, werden diffus und von ebenfalls Ratlosen beraten und starten Rundumschläge, die das Gesundheitssystem stärken sollen, die aber gleichzeitig der Wirtschaft enorm schaden, die Kultur komplett lahmlegen und Millionen Existenzen ruinieren, die bisher davon leben konnten. Der Jazzmusiker Till Brönner hat dazu auf youTube ein sehr eindringliches und wirklich hörenswertes Statement abgegeben. Link siehe ganz unten.

Ich kann von großem Glück reden, dass ich wirtschaftlich nicht betroffen bin, ich muss nicht von meiner Musik leben, auch nicht vom Theaterspielen, und diesen Blog schreibe ich schon immer unentgeltlich. Aber ich verstehe die Wut der von der Politik völlig vernachlässigten Bürger im Bereich Kultur.
Politiker sind halt keine Künstler, es sind von ihrer Struktur her karriereorientierte Machtmenschen, die meistens keinen Sinn dafür haben, dass ein Musiker mindestens genauso wichtig ist, wie ein Angestellter irgendeines Wirtschaftsunternehmens der Auto- oder Luftfahrtindustrie.
Ist logisch, wer als erstes durch die Politik Unterstützung bekommt. So mancher aus diesem Berufszweig wird dann ja auch gerne mit Kusshand in einen hochdotierten Aufsichtsratsposten gehieft. Schon mal von einem Politiker gehört, der nach seiner Karriere als freier Künstler weitergemacht hat?

Diese Sichtweise mag falsch und ungerecht von mir sein, ist egal. Zur Zeit läuft soo vieles falsch und ungerecht, da darf ich das.

Und man darf auch jammern. Eine Zeitlang. Aber dann muss es auch wieder gut sein. Wir haben hier in Deutschland nicht die Zustände, die es beispielsweise im Dreißigjährigen Krieg gab: Da starben nämlich bis zu 66% aller Menschen am Krieg und an Seuchen. DAS war eine grauslige Zeit, dagegen ist unsere aktuelle Situation ein Witz. Noch.

Doch was interessiert uns heute der Dreißigjährige Krieg oder der Erste und Zweite Weltkrieg und seine verheerenden Auswirkungen? Wir wollen ins Schwimmbad, wir wollen zum Italiener, wir wollen ins Kabarett, wir wollen Party. Weil wir das so gewohnt sind. Genau!

Als ich 1986 nach meinem erfolgreich beendeten Kommunikations-Design-Studium auf Jobsuche war, kam ich in eine kleine Bürogemeinschaft, die nannte sich Werbegruppe Nymphenburg. Dort hatten Psychologen das Sagen, keine Werber. Ich musste mich nach meiner Bewerbung dort einem schriftlichen psychologischen Test unterziehen, was ich als ziemlich befremdlich empfand. Der Typ, der das beaufsichtigte, sagte zu mir:
„Lachen Sie doch mal.“
Am nächsten Tag ging ich nicht mehr hin, sondern blieb lieber im Bett.

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