Liebe Leserinnen, Leser und Lesende/innen,
es ist an der Zeit, nicht nur den Sommer (inkl. seiner eisigen Winde) zu begrüßen, sondern auch das IBB Hotel in Eichstätt zu loben.
Ich erlaube mir an dieser Stelle eine neue Serie zu beginnen: Duschen in aller Welt – Übernachtungstipps für Genießer und Wellnesser, mehr oder weniger fern von der bayerischen Landeshauptstadt. Ja, das Post-Corona-Zeitalter hat vielleicht noch nicht begonnen, aber ein kleines Licht am Ende des Tunnels darf schon mal ins Visier genommen werden.
Das IBB Hotel in Eichstätt ist fein zentral direkt am Bahnhof gelegen, hochmodern ausgestattet mit einem völlig ungefährlichen Lagerfeuer-Fake in der schicken Lounge — und: präsentiert im Zimmer 132 eine Wasserberieselungsanlage, die in ihrer Perfektion im gesamten Altmühltal einzigartig sein dürfte. Die Temperaturregelung halte ich für vorbildlich, sowas schätzt ein Zinkl, welcher bei sich daheim nur die Wahl hat zwischen kochendheiß und wahnsinnig kalt. Diese IBB-Dusche verlässt man nicht mehr, so schön tut sie gut. Außerdem hat sie Herr Grohe gülden lackiert, so fühlt man sich ein wenig wie der König von Bayern. Das ist ein umso wertvolleres Erlebnis, als man dergleichen wegen dem bösen Onkel Covid geraume Zeit vermisste, ich meine: die Hotelduscherei.
Nun gut, man ist zwar (noch) gezwungen, mit FFP2 zu brausen, aber das ist doch nicht so schlimm! Wenn man die Maske danach föhnt und bügelt, trägt sie sich wieder wie neu. Ich nehme ja neuerdings auch die Brille beim Duschen ab, denn mit Maske beschlägt sie mir immer. Bei einer Inzidenz von 0,003 darf man die Maske übrigens unter die Nase schieben, beim Duschen. Das ist schon eine erhebliche Lockerung, will ich meinen.
Wenn man sich dann noch das Standardwerk „Der Gentleman“ von Bernhard Roetzel zur Brust nimmt (in besagter schicker warmherzig beflammter Hotellobby liegt es aus), erfährt man auch, wie der Herr von Welt eine FFP2 mit Würde trägt und mit ihr auf den zeitlosen Loafern von Eduard Meier durch die Welt loaft.
Apropos FFP2: Der kanadische Regisseur Guy Maddin erzählt in seinem surrealen Meisterwerk „CAREFUL“ (der deutsche Titel: „Lawinen über Tolzbad“) aus dem Jahre 1992 von einem kleinen versteckten Dorf im alpinen Hochgebirge, dessen Bewohner nur flüsternd kommunizieren dürfen, weil ständig die Gefahr droht, dass durch zu laute Geräusche Lawinen herabbrechen und den Ort verschütten könnten. Dieses schräge Epos ist gemacht wie ein farbig kolorierter Stummfilm aus den Anfängen der Filmkunst — ich schätze ihn über alles (lieber Erich, das wäre doch mal einen urigen Filmabend beim Zinkl wert, gell?).
Aber was hat das mit FFP2 zu tun, liebe Lesende? Ja, genau! CAREFUL! Lüpfe deine Maske nur einen Moment und die Coronalawine bricht über dich herein. CAREFUL!
Schon klar, dieser Spott ist gar überhaupt nicht angebracht, wir können ja alle froh sein, wenn uns die Maske Schutz gewährt (auch und erst recht bei Aldi und Lidl) — an dieser Stelle ein Riesenlob für meine Allerliebste, die das mit einer Disziplin und Geduld durchzieht, die dem Zinkl so arg schwer fällt.
Das Altmühltal! Wenn man aus einer Großstadt kommt wie der Zinkl, kann man eine Weite der Landschaft erleben, wie sie so mancher Fernreisende aus der Serengeti kennt, nur ist es „bei uns“ ungleich saftiger, das wunderherrliche nuancenreiche Grün der Flora.
Bzgl. der Fauna fehlen eigentlich nur noch eine Handvoll Gnus, die in der träge von sich hin dümpelnden Altmühl ihren Durst stillen — und noble Giraffen, die ihre Hälse aneinander reiben, weil es ihnen so gut gefällt bei den Dollsteiner Felsmassiven. Ohne weiteres könnte man diese exotische Tierwelt hier ansiedeln, oder gerne auch so manches Wirbeltier wiederbeleben, welches in den urururalten Solnhofener Kalkplatten eine Versteinerung erfahren hat. Aber ich fantasiere schon wieder wild herum…
Tatsächlich hat es mich als Münchner Stadtei verblüfft, dass man in nur knapp zwei Stunden in eine völlig andere Welt eintauchen kann, ohne Kisuaheli studieren zu müssen. Wenn man in der Google Maps-App nicht versehentlich die Option „Autobahnen vermeiden“ markiert hat, schafft man es sogar noch etwas schneller — auf der anderen Seite ist so eine gemütliche Landfahrerei durch die bayerische Dorfpampa auch sehr reizvoll.
Was die vor einigen Zeilen genannte andere Welt betrifft: Man bekommt im erzkatholischen Eichstätt sogar das Hindugericht „Putenschnitzel Bombay“ mit Reis-Timbale angeboten, da soll noch mal einer sagen, man wäre hier nicht mit Weltoffenheit gesegnet.
Der begeisterte Genussradler Zinkl hat in Begleitung seiner Allerliebsten das Areal um die ehrwürdige barocke Universitätsstadt Eichstätt großzügig be-e-bikt, nach Osten bis Kipfenberg, nach Westen bis Solnhofen. Am berühmten Klettermassiv Burgstein bei Dollnstein schlossen wir uns beherzten Meisterkraxlern an, welche uns freundlicherweise — natürlich mit Seilen gesichert — bis ans Gipfelkreuz hochzogen. Ein bisserl Abenteuer muss schon sein, und ja: Es war ein lohnenswerter Aufstieg.
In Solnhofen hat sich Zinkl ausführlich mit den bereits angemerkten Urtier-Versteinerungen in den Kalkplatten auseinandergesetzt und hätte im Touri-Shop beinahe einen toten Archäopteryx für 49.995 Euronen erworben. Aber da sein Münchner Domizil bereits mit einer gigantischen Modelleisenbahnanlage ausgestattet ist, reduzierte er seinen Kauf auf ein kleines 5 Euro-Schneckenhausgebilde, welches sich in jener Anlage nun aufs Beste einfügt. Die Geliebte dagegen leistete sich zwei wunderschön strukturierte Achatscheiben, welche ihr nun als Untersetzer für den morgendlichen Kräutertee dienen dürfen. Ja, so verbindet sich die Kunst der Natur mit menschlicher Hochkultur.
Wir beide waren ja nur zweieinhalb Tage im Altmühltal, aber diese Tour hat die Geschichte unseres Lebens aufs Wunderbarste bereichert — immerhin war es unsere erste Urlaubsreise!
Demnächst werde ich ausführlich darüber berichten, wo man in Deggendorf, Murnau oder Zwiesel schön duschen kann.