Liebe Roboter*innen,
vor kurzem sah ich auf Instagram ein animierendes Werbevideo für ein Produkt, welches mir saugut gefiel: eine Lampe in Form einer Roboterfigur aus Metall. Deren Kopf ist einem Retro-Mikrophon nachgebildet, herrlich silbern glänzend dient es als Lichtspender. Die Figur „spielt“ eine naturgetreu gestaltete rote Fender-Gitarre und sieht echt witzig aus. Schaut euch das Bild an, ist das nicht allerliebst?
Der alte Kindskopf Zinkl dachte sich: Super, das Ding stelle ich mir auf das schwarze Bisley-Metallkasterl, neben mein altehrwürdiges Apple Cinema-Display — daran erfreue ich mich dann jeden Tag und warmes Licht spendet es ja auch noch. LED-Versorgung über ein USB-Kabel, mit Dimmerfunktion. 34,99 Euro war der absolute Sparpreis, für den man das Objekt erwerben konnte, nur kurze Zeit so günstig verfügbar. Ich dachte mir, da gehe ich halt einmal weniger zum Schnitzelessen und dafür habe ich einen originellen Gefährten, der mich am Arbeitsplatz freundlich begleitet.
Ich gab die Bestellung auf und bezahlte per Paypal. Das edle Kunstobjekt würde vermutlich aus Asien anreisen — deshalb war mir klar, dass es geraume Zeit dauern konnte, bis das Paket zu mir in meinen herbstlichen Maxvorstädter Hinterhof finden würde. Da bin ich geduldig. Wenn es da ist, ist es da, ganz einfach.
Ich hatte die Bestellung schon fast vergessen, da brachte mir nach drei Wochen DHL ein Packerl mit den Maßen ca. 25 x 20 x 15 cm. Darin könnte sich wohl das lustige Roboterlämpchen befinden, was denn sonst? Es war äußerst umsichtig verpackt, styroporummantelt, damit es die lange Reise gut überstehen konnte.
Nach vorsichtiger Enfernung des Styropors kam das Objekt zum Vorschein. Es war komplett aus einem Material gefertigt, welches ich laienhaft als „Gipsplastikgussmischung“ bezeichnen möchte. Sowas kann man vermutlich nur im Fernen Osten anrühren. Die Figur war mit silbernem Lack bemalt, in Seidenglanz, nur den Mikrophonkopf hatte man an den Stellen, an denen das LED-Licht herausscheinen sollte, in Weiß abgesetzt.
Beide Roboterbeinchen lagen lose, vom Unterkörper weggebrochen, als ich das kleine Wesen aus der Verpackung befreien wollte; ein Beinchen hatte sich zudem aus dem braunen Holzsockel gelöst, welcher jedoch nur auf den ersten Blick aus Holz gefertigt war, sondern ebenfalls aus diesem ganz besonderen empfindlichen Material.
Die Gitarre hatte eine lässige Bemalung in Zitronengelb, Schwarz, Silber und Rot — eine Fender war das nie und nimmer. Irgendwie sah das Musikinstrument nach süßem Schokoladenguss aus, aber natürlich war es ebenfalls aus jenem Spezialgips gemacht — wenn ich nur die korrekte Bezeichnung für dieses Material wüsste!
Die Lampe hatte weder einen USB-Anschluss noch ein Kabel. Aber auf der Rückseite des Mikrophonkopfes war unter einem festverklebten Plastikdeckel die Imitation eines Schalters angebracht, dieser bestand aus schwarzem Gummi und hatte keinerlei Funktion. Ich war echt überrascht, mit welcher Kreativität man da vorgegangen war, bei der Herstellung dieser Figur und seiner „elektrischen“ Möglichkeiten.
Was mache ich nun mit dir, du armer kleiner Wicht? Wer hat dich gegossen und so liebevoll bemalt? Diesen Künstler würde ich gerne kennenlernen, aber das ist so unmöglich, wie den Mann im Mond zu umarmen.
Der Händler heißt übrigens 777 Commerce; es gibt auch eine E-Mail-Adresse: info.777enterprises@gmail.com. Ich habe da hingeschrieben, um mich zu bedanken, werde aber nie eine Antwort erhalten, das ist klar.
Wenn man 777 Commerce googelt, bekommt man eine Adresse in Holland: Hoenderweg, 4697BM Sint-Maartensdijk – Sint-Annaland, Zeeland – Netherlands. Das Unternehmen macht laut Google einen geschätzten Jahresumsatz von 1,36 Milliarden Dollar. Ein fleißiges Team.
Lustigerweise gibt es das Objekt unter dem Suchbegriff „Roboter Mikrophon Lampe“ auch bei Amazon zu erwerben. Dort hat ein erboster Kunde allerdings rezensiert:
„Bloß nicht kaufen, das Produkt entspricht keinesfalls der Abbildung und der Beschreibung. Alles ist aus dem gleichen Rohling hergestellt, die Qualität der Gitarre ist miserabel, alles ist billigst verarbeitet. Beleuchtung nur über USB-Anschluss nutzbar. Ich bin stinksauer über diesen Betrug.“
Da muss ich sagen, wieso beschwert sich der gute Mann? Seine Roboterlampe kann anscheinend tatsächlich leuchten! Das ist bei meinem Ankömmling undenkbar. Es gibt in China wohl unterschiedliche Fertigungsanlagen und -standorte für diese Ware, mit verschiedenen technischen Möglichkeiten.
Auch bei ebay kann man sich Robotermikrophon-Lampen schicken lassen, direkt aus Shen Zen. Diese Unikate sehen ebenfalls erstklassig aus auf den angezeigten Bildern, so wie bei Instagram: ganz filigran, aus Metall und allerliebst leuchtend. Aber wohlgemerkt, das sind nur Fotomodelle. Die richtige Versandware liegt nun bei mir als „broken plaster no light robot“.
Irgendwie habe ich meinen kleinen Kerl aus China trotz seiner Unzulänglichkeiten ins Herz geschlossen. Ich werde ihn wieder heile machen. Seine Beinchen ankleben und ihn dort aufstellen, wo er gut zur Geltung kommt und wo er von meinem Enkelkind Eddie bewundert werden kann. Auch wenn er nicht zu leuchten vermag, ja mei, da gibt es echt Schlimmeres.
den Roboter hab ich auch gekauft Toni, selber Zustand
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Ja mei, ois a Graffe wos vo de Asiaten kummt…. und b´scheissn deans a! 😉
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Nachtrag:
Der Erfinder dieser Robotmikrophonlampe ist ein Herr Lee aus Südkorea. Er hat sich bereits bitter beschwert, über den Diebstahl seiner Fotos und den Betrug, den andere chinesische Firmen damit betreiben. Sein Original kann man über http://www.etsy.com bestellen. Aber ich bin noch sehr unschlüssig, ob ich das machen werde. Das Original kostet natürlich auch etwas mehr, ist verständlich.
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