Liebe Feinschmeckende,
Weihnachten ist vorbei, Fasching findet nicht statt (schwere Krokodilstränen rollen mir deswegen die Wangen herab), aber eines will man sich dann doch nicht nehmen lassen: die jährliche Fastenzeit. Diese kommt mir diesmal sehr gelegen. Denn nicht nur einmal musste ich mir während der vergangenen Festtage von der lieben Verwandschaft anhören: »Toni, ja sag’ amoi, du vertragst ja gar nix mehr. Was ist denn nur los mit dir!«
Ja, was soll denn schon los sein, bitteschön? Was kann ich denn dafür, dass mein Zinklmagen so ziemlich das größte Sensibelchen ist, welches man sich vorstellen kann! So sensibel ungefähr wie die berühme Prinzessin auf der Erbse, die das kugelförmige Gemüse noch durch 15 Matratzen hindurch spüren konnte. Säuremagen heißt das scheußliche Wort, so wie ich mein marodes Organ gerne bezeichne.
Egal, was ich esse: Ziemlich bald danach fängt mein Verdauungsapparat an zu greinen wie ein vergifteter Kater und ich muss Gaviscon Dual einwerfen. Wenn es diese Tabletten nicht gäbe, wäre ich verzweifelt. Aber mittlerweile habe ich das Gefühl, dass jenes hilfreiche Medikament auch Suchtstoffe enthält (böse böse Pharmaindustrie), ohne welche der Zinklmagen nicht mehr glücklich sein kann. Daher: Eine harte Diät 2022 werde ich verordnen mir, um auszuschalten die dunkle Macht, die jenes Eingeweide malträtiert so arg.
Es gibt wissenschaftliche Abhandlungen zuhauf, Lebensmittellisten für Säureempfindliche, und es gibt Heilerde und Basica und Sagrotan und weiß der Teufel noch diverse weitere Empfehlungen für Menschen wie mich. Dabei ist es doch ganz einfach: Ich darf nur noch Obst (keine Banane!, keine Mango!, keine Zitrone!) essen. Ich darf nur noch Gemüse essen (jegliches Gemüse!). Die gute Nachricht: Fisch und Fleisch und Wurst vertrage ich super. Ein Filetsteak medium rare — ohne Schmerz. Jaja, ich weiß doch, das Klima, das CO2! Mensch, will man mir nun Rindersteak auch noch verbieten, wo ich es denn so gut vertrage?
Baguette mit Knoblauch, frische Semmeln, Prosecco, Gewürztraminer, Spekulatiuskekse, Lebkuchen, Christstollen, schwarzer Tee aber auch Fencheltee mit Honig, Bircher Müsli, Dampfnudeln, Apfelstrudel mit Vanillesoße, Kaiserschmarrn mit Puderzucker und Zwetschgenkompott: Das ist alles des Teufels. Auf das alles muss ich verzichten, wenn ich mich von Gaviscon Dual unabhängig machen möchte. Schon irgendwie brutal, oder? Milch, Quark, Joghurt vertrage ich auch nicht. Höchstens Blauschimmelkäse, der darf manchmal sein. Backwerk aus Dinkelmehl ist okay, aber längst kein hundertprozentiger Garant mehr fürs Wohlbefinden. Seufz. Breze allerdings ist super. Wahrscheinlich wegen der Lauge?
Jedenfalls werde ich ab dem 1. Januar 2022 ein strenges Regiment führen! Preußischer Nahrungsdrill wird einkehren! Wäre doch gelacht, wenn ich das greinende Ungetüm in meinem Bauch nicht bändigen könnte. Es nervt mich und meine Mitmenschen ja auch, immer darauf hinzuweisen, dass ich eine arme Sau bin.
Und man kann das durchaus mal ganz anders betrachten, liebe Feinschmeckende: Der Genuss eines guten Essens ist doch sowieso ein wahnsinnig kurzer. Man riecht es, man kaut es und schluckt den Brei runter. Ab dem Moment, wenn der Brei durch den Hals rinnt, ist der Genuss auch schon wieder vorbei. Ich werde am Kaiserschmarrn riechen, ich werde ihn zerkauen und danach ausspucken. Das ist doch kein Problem, oder?
Allerdings hat mir Alexandra bereits gesagt, dass diese neuartige Heilmethode für meinen Magen ein Grund wäre, mich zu verlassen. Also echt! Muss ich dann den Kompromiss eingehen, und nur noch dran riechen. Nicht mehr in den Mund nehmen! Dann bleibt sie hoffentlich bei mir.
Das völlig Irre ist: Wenn ich bei McDonalds eine große Tüte Pommes, zwei einfache Hamburger und ein großes Cola Zero verschlinge, geht es mir danach fantastisch. DAS verträgt mein Bauch! Ich weiß nicht warum. Die Hamburgersemmeln sind doch auch aus Weizenmehl gefertigt. Oder doch aus Styropor? Das würde es vielleicht erklären, dass ich die Dinger so gut vertrage. Wenn ich 3x wöchentlich meine vierzig Bahnen geschwommen bin, darf ich mir — abseits meiner strengen Diät — also danach ein McD-Festmahl gönnen, ohne Schmerz und Reue. Ist das nicht geilstens?
Aber das ist schon auch das einzige Leckerli, was der Zinkl bekommen darf. Cola, Almdudler, Sekt, Eistee, leider auch Weißbier — vorbei ist es damit. Haselnussschnaps? Da überlege ich noch. Aperol Sprizz: I woaß ned! Manchmal ja, manchmal nein. Auch das hervorragende Hacker Pschorr Kellerbier: unberechenbar. Ich meine, die Pharmaindustrie will doch auch leben. Einmal wöchentlich ein kleines Gaviscon Dual-Tabletterl. Das geht doch, oder?
Ihr merkt schon: Ich werde wieder schwach. Blutiger Hühnerdreck, nochamoi! Leitungswasser trinken, heißt die Devise. Leitungswasser, Leitungswasser, Leitungswasser. Kein Cola Zero. Nur bei McDonalds. Nur dann und dort. Einzige Ausnahme.
Ja mei, da kannst einem echt leid tun! Wie sieht es denn mit dem guten Whiskey aus? Sollest den auch nicht mehr vertragen, würde ich mich gerne opfern deine Vorräte zu minimieren…!
Also melde dich wenn es so sein sollte.
Gruaß Bäda
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Den Whiskey rücke ich nicht raus, mein Lieber. Der wird so nach und nach von mir selbst minimiert. Mit oder ohne Tabletten danach 🙂
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Kein Wunder, dass es dem Zinkl schlecht geht, wenn er – wie im Blog angedeutet – Sagrotan trinkt, um seinen Reizmagen zu desinfizieren! Ich zitiere dazu aus dem „Netdoktor“: „Diese Mittel reizen den Magen- Darmtrakt und könnten zu Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall führen.“
Bleibe er lieber bei Haselnussschnaps und Whisky! Prost!
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