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Liebe Leserinnen und Leser,

heute ist es mir klargeworden: Alles hängt irgendwie zusammen. Ich habe mir gerade auf Netflix eine Stephen King-Verfilmung angesehen, ein — wen wundert es? — ziemlich düsteres Werk, mit dem Titel „1922“. In diesem Jahr spielt die Geschichte eines Farmers, der seine Frau umbringt, mit Hilfe seines Sohnes. In dem Film gibt es jede Menge grausiger Szenen und sehr viele tierische Protagonisten, nämlich Ratten. Der Film ist sehr gut, aber wirklich rein gar nichts zum Freuen.

Der heutige Tag findet 100 Jahre später statt und außerdem haben wir ausgerechnet Mittwoch, den ZWEIUNDZWANZIGSTEN. Mich würde es nicht wundern, wenn nun aus dem Klosett auch noch eine Ratte herauskommen würde. Anstelle eines Silberfischchens. Dazu fällt mir ein: Vor 5 Jahren, im November 2017, schrieb ich die Blogs Nr. 002 und 005, über: Genau, über Silberfischchen! Unheimlich, nicht?

Ich bin zur Zeit etwas sparsam mit Blogs, weil ich die letzten sechs Monate damit verbracht habe, neue Musik zu komponieren und die Liedertexte zu schreiben. Diesmal habe ich etwas gewagt, was ich mir in den letzten 28 Jahren niemals erlaubt hätte.

Ich hatte ja bereits die Ehre, die wunderbare Stimme meiner lieben Freundin Alquimia / Alkimia / Merlina (sie wechselt ihren Künstlernamen gerne und oft) aus London zum Einsatz zu bringen. Vor sechs Jahren erhob der Profi-Bariton Michael Nagy (ich nannte ihn „Nero“, weil er anonym bleiben wollte) auf der CD „Kinder der Nacht“ seine gewaltige Stimme. Und auf meinem jüngsten Werk „Rebirth“ übernahm der großartige Robert Gozon den Gesang. Nicht zu vergessen: Amelie in der Rolle als Janine!

Ich hatte die Texte für all diese Lieder immer erst selbst gesungen, um zu prüfen, ob die Gedichte zu den Melodien passen. Und diese Aufnahmen dann als grobe Vorlage weitergegeben, an die richtigen Sangeskünstler. Nur bei meiner Roboter-CD von 2021 nahm ich meine eigene Stimme her und verfremdete sie dann jedoch blechrobotisch.

Das Singen ist schon eine rechte Gaudi und hat mir immer viel Spaß gemacht. Auch wenn ich mich mit dem eigenen Sound so gar nicht anfreunden konnte. Ja mei, ich bin halt kein Peter Gabriel. Dieser hatte einfach Glück, dass er mit einer solchen Stimme geboren worden ist. Oder Tom Jones. Oder Tom Waits.

Aber ich habe mir nun gedacht: Meine Musik hat eine bescheiden kleine Anhängerschaft — man wartet nicht dringend auf Neues vom Zinkl. Ich verrichte auch keine musikalischen Auftragsarbeiten und brauche mich daher nur an Regeln halten, die ich selbst bestimme. Weil ich davon zum Glück nicht leben muss. Ich kann mir jeden Quatsch erlauben. Also sagte ich mir: Wenn du Lust hast zu singen, dann tu es endlich. Sing! So gut es eben geht. Sing! Es gibt ja auch dieses wunderbare Lied von den Carpenters: Sing a song.

Also fing ich Anfang des Jahres 2022 an, neue Lieder mit deutschen und auch bayrischen Texten zu schreiben. Mit dem festen Vorsatz, diese diesmal selbst zu intonieren. Und mir bei der Aufnahme keine elektronischen Verzerrungen zu erlauben, so wie man es heute gewohnt ist zu hören, wenn man das Radio anschaltet oder ins Fitness-Studio geht. Ich finde das dermaßen nervtötend, was viele Produzenten heutzutage mit Popmusik-Gesängen anstellen. Das ist ein musikalischer Virus.

Aber ich gönnte mir die Schwindelei, jede Textzeile mindestens dreißigmal zu singen und dann die gelungensten Passagen zusammenzustricken, Fädchen für Fädchen. Das war durchaus viel Arbeit, aber es war wirklich Spaßarbeit. Und ich habe dabei einiges gelernt, im Umgang mit Melodien, die singbar sein sollten. Und endlich auch meinen Frieden gemacht mit der ureigenen Zinklstimme.

Am Freitag, den 24. Juni, wird das allererste Liedchen aus meinem kommenden Album das Licht der Welt erblicken bzw. es wird in die Öffentlichkeit entlassen, um zu erschallen und sich Gehör zu verschaffen bei den gutwilligen Menschen, die das zulassen wollen. Der Text ist bayrisch — bayrisch, das kann ich. Am Freitag poste ich einen Link zu Spotify, dann könnte man sich das Lied „DER KRÖSUS“ anhören. Bin hocherfreut darüber.

Lieber Hans, du hast dich heute sehr geärgert über den MVV, wegen Fahrstörungen und der nachhaltigen Maskiererei. Daher wolltest du gerne, dass ich eine Schimpftirade über den MVV blogge. Tut mir leid, das ist jetzt nicht passiert, aber es steht dir frei, in der Kommentarfunktion zu diesem Thema die wilde Sau herauszulassen. Ich kann dazu lediglich sagen: In Kulmbach gibt es keine Lifts zu den Bahnsteigen, deshalb haben es E-Biker und vor allem aber Rollstuhlfahrer sehr schwer in den Zug hineinzukommen. In Kulmbach gibt es gutes Bier, aber der dortige Bahnhof ist eine Katastrophe, jawohl.

So, jetzt bin ich von meinem eigentlich Thema gleich doppelt abgeschwiffen (oder sagt man: abgeschweiffffft?). Es ging doch um die 22, nicht wahr? Egal, was solls. Ratten, Silberfischchen, das interessiert mich aktuell nur marginal.

Soll ich noch erzählen, worum es in „DER KRÖSUS“ geht? Ich glaube, das ist nicht nötig. Ich habe versucht, so deutlich zu singen, dass man jedes bayerische Wort gut versteht. Das war mir wichtig. Herbert Grönemeyer ist das vielleicht nicht so wichtig, dass man ihn gut versteht, aber mir schon. Das Genuschel von Schimanski ist mir ebenfalls kein Vorbild. Ich bin so altmodisch und behaupte: Worte sind zum Verstehen da, dafür sind sie erfunden worden. Sowohl im Film als auch im Lied.

Puh, jetzt habe ich es geschafft, in diesem Monat Juni 2022 doch noch einen Blog zu schreiben. Da bin ich froh darüber, auch wenn ich das ja nicht müsste. Was muss man denn schon? Beim MVV eine Maske tragen, das muss man. Oder gelegentlich trinken, essen, schlafen. Alles andere ist relativ freiwillig. Ich blogge daher freiwillig und singe jetzt auch noch freiwillig. Das ist alles sehr harmlos, im Vergleich dazu, was Putin anrichtet.

– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – (22 Stricherl!)

PS: Wer sich fragt, was das Bild zu diesem Blog zu bedeuten hat: Es handelt sich um die prunkvollen Balkonplätze des Markgräflichen Opernhauses zu Bayreuth. Weltkulturerbe! Das Gebäude wurde von der legendären Markgräfin Wilhelmine, der Schwester Friedrichs des Großen, erbaut. Sie hat dort auch bei ihrer selbst komponierten Oper mitgesungen, die umtriebige Wilhelmine. Ob sie schön gesungen hat, das kann ich nicht sagen. Aber Spaß hat es ihr ganz bestimmt gemacht.

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