Vážení čtenáři,
vítám vás zpět v České republice. Následuje druhá část zpravodajství o této mimořádné zemi.
Genau! Mit der Google-Übersetzungsmaschine lässt es sich vorzüglich tschecheln. Ich will es aber nicht zu umständlich machen und biete hier gleich die deutsche Version an: Liebe Leserinnen und Leser, ich begrüße Sie zurück in der Tschechischen Republik. Es folgt der zweite Teil der Berichterstattung über dieses außergewöhnliche Land.
Ach ja, das „Liebe Leserinnen und Leser“ übersetzt die tschechische Googlemaschine ganz genauso wie „Liebe Leser“ mit „Vážení čtenáři“. Gibt es in diesem Land noch keine Genderei? Ich habe auch ein Verbotsschild für Segway-Fahrer gesehen, darauf war eindeutig nur ein Mann mit Hut abgebildet. Also wirklich!
Karlsbad hatten wir bereits gesehen (und eine Ladung voller verzuckerter Karlsbader Oblaten erworben), also nahmen wir uns als nächstes den mindestens genauso berühmten Kurort Marienbad vor. Auf der Strecke dorthin machten wir Halt im historischen Ort Loket und besichtigten eine mächtige Burganlage: die Burg Loket. Dieses düstere Bauwerk kann einem Zartbesaiteten wie dem Zinkl gewaltig das Gruseln lehren. Nämlich wenn man es wagt, tief in ein dunkles, enges Verließ hinabzusteigen, in welchem Sadisten eine aufwändige Ausstellung eines Folterkellers installiert haben. Akustisch ausgestattet mit Schmerzensschreien kann man hier — teilweise auch animierte — Szenen von auf grauenhafte Weise Gequälten erblicken, deren Beschreibung ich hier echt nicht wiedergeben will. Eine Gruppe von Schülern hat gelacht, mir ist es vergangen.
Bloß schnell auf nach Marienbad, zu den prunkvollen Grand Hotels, um das Schlimme zu vergessen. In Marienbad hat es mich dann wieder mal gefroren, deshalb sind wir in das nächstbeste Restaurant gegangen. Darin befand sich eine Reisegruppe von 50 Asiaten, die alle die gegrillte Ente mit Blaukraut und Knödel vor sich hatten. Wir bestellten das ebenfalls und es ging ruckizucki. Alexandra meinte, die Ente schmecke immerhin nach Ente, kann man mehr erwarten? Aber Hauptsache was Warmes in den Magen bekommen. Was der Asiate mag, das schadet auch den Münchnern nicht.
Dafür war dann aber ein kurzer Besuch in dem gigantischen Palast Nové Lázě Health Spa Hotel ein grandioses Highlight. Ich hätte erwartet, dass mir im goldenen Bademantel Celine Dion oder Barbra Streisand oder zumindest Morgan Freeman in den pompösen Gängen entgegenschlurfen. Wir gingen jedenfalls gleich in das dortige Café und ich erhielt den besten und darüber hinaus bestdekorierten Apfelstrudel meines Lebens und einen galaktisch feinen Punsch noch dazu. Alexandra war ebenfalls entzückt über ihre Bestellung eines deliziösen Apfelkuchens mit Eis und Sahne.
Danach mussten wir uns aber beeilen, um rechtzeitig in unser Zámek Lužec Schlosshotel zurückzukommen, denn der dortige Kantinenfraß wurde spätestens um 19.30 ausgegeben. Ja mei, Licht und Schatten — es liegt halt nah beieinander.
So, unsere letzte große Reisestation war dann natürlich und freilich die Goldene Stadt herself. Praha! Wir hatten dort spontan ein Appartement gemietet, das allerdings mindestens so weit weg war von der Innenstadt Prags wie Markt Schwaben vom Münchner Marienplatz. Mit der Tram Nr. 22 oder 26 war das kein Problem. In Prag trägt kein Mensch mehr eine Corona-Maske. Auch nicht in total vollen Trams oder im Touristengedränge auf der Karlsbrücke. Da hat es der Virus leicht — ich bin eigentlich diesbezüglich recht ignorant, aber hier wurde es mir schon auch etwas mulmig zumute.
Alexandra bekam ganz leuchtende Augen in ihrem lieben Gesicht, als sie den zentralen Prager Christkindlmarkt erblickte, dort wo auch das Rathaus steht, mit der berühmten astronomischen Uhr. Sie ließ sich von den Menschenmassen nicht stören, wogegen der Zinkl ja immer was zu granteln hat. In Prag scheint man nicht Strom sparen zu müssen, klar, die haben ja ihre Atomkraftwerke nicht abgeschaltet. Ich habe noch nie in meinem ganzen Leben mehr kleine Lichter blitzen sehen als in dieser Innenstadt. Es müssen Millionen sein, die an riesigen Christbäumen, an Häuserfassaden, an Markthäuschen und Woauchimmerallüberall installiert worden sind. Es ist schön, aber irgendwie schon auch irrsinnig. Darf ich das Wort verwenden? Ja ich darf: Weihnachtsterror.
Wir stiegen natürlich auch den Berg hinauf, zur Pražský hrad. Das ist der Ort in dieser Stadt, den sich alle Besucher dringend einverleiben müssen. Vor dem Eingang zur Prager Burg befand sich eine 50 Meter lange Touristenschlange, geduldig in der Kälte herumstehend. Chinesen, Japaner, Italiener, Franzosen, Deutsche etc. Die Schlange ist da immer. An jedem Tag im Jahr, von morgens bis nachmittags. Seit Jahrzehnten. Ich war Ende der 80er Jahre dort, im Frühling. Riesenschlange! Alexandra schien nicht abgeneigt, ich schlug ihr vor, ich würde derweil in einem warmen Café auf sie warten.
Aber letztendlich ließ sie sich von meinem Touri-Durchschleusungs-Argument überzeugen und wir besuchten stattdessen das gegenüberliegende Sternberg-Palais, das ist ein Teilmuseum der Prager Nationalgalerie. Mit einer schönen Sammlung von Ikonen, italienischer Malerei aus der Renaissance und prächtigen niederländischen Gemälden vom 15. bis zum 18. Jahrhundert inkl. Bildern von Brueghel und Rubens. Die Holländer haben es einfach drauf. Damals so wie heute. Mit das Beste: Alexandra und ich waren die einzigen Ausstellungsbesucher. Ich hatte Gelegenheit, mit der hervorragenden Kamera meines iPhones über 50 Jesusse abzulichten. Diese Jesusse (fast immer als Baby oder Gekreuzigten gemalt) werde ich noch gut gebrauchen können, für mein Video zum Lied „Der Messias“, welches ich noch vor Heiligabend fertigstellen sollte und auf youtube hochladen will.
Nach einigen weiteren Stunden Herumgelaufe durch die glitzernde aber trotzdem saukalte Prager Innenstadt wurde mir gewahr, dass ich im Begriff war krank zu werden. Erstes Anzeichen dafür war mein glühendheißes Gesicht in einem Kaffeehaus. Alexandra fühlte sich pudelwohl, das Mädel hat aber auch eine Konstitution, die ist bewundernswert. Ich dagegen fror wie ein Schneider und bekam schließlich einen solch argen Schüttelfrost, als hätte ich nackt den antarktischen Kontinent durchquert. Die darauffolgende Nacht musste ich viel zittern, in meinem Schädel rumorte ein tschechischer Presslufthammerberserker, doch ich habe sie überlebt, diese Nacht der langen Messer. Ich bin aber schon auch ein Weichei, das gebe ich gerne zu.
Mein Resümee aus dieser abwechslungs- und erkenntnisreichen sowie durchaus erbaulichen tschechischen Exkursion: Zinkl, bleib die Monate November bis März besser daheim an der warmen Heizung sitzen und mache dafür in der grellen Sommerhitze extra lange Touren mit dem e-bike, gerne auch durch Südspanien oder gleich durch die Sahara.
Immer wieder witzig der Anton – machmal erinnerst du mich sogar an deinen Namensvetter Anton aus der Geschichte „Der kleine Vampir“.
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