Liebe Glaubensbrüder- und schwestern,
zur Weihnachtszeit dreht sich mal wieder alles um IHN. Und wer meine Blogs seit Jahren studiert, hat vielleicht mitbekommen, dass ich einer seiner größten Fans bin. Denn: Es fasziniert mich einfach ungemein, wie aus einem relativ mittellosen Menschen aus einer relativ ärmlichen und unspektakulären Gegend eine der allerberühmtesten Persönlichkeiten werden konnte — eine, die seit über 2.000 Jahren auf diesem Planeten in fast aller Munde ist. Eine, deren Geburt in einem Stall und deren Tod am Folterkreuz seit ihrem Ableben millionenfach abgebildet worden ist — in Gemälden, Skulpturen, Drucken, in Theateraufführungen und in Spielfilmen. Alleine in Bayern entkommst du dem Gekreuzigten nirgendwo, er ist allgegenwärtig, vor allem auf dem Land, in den Kirchen sowieso.
Den Kreuzestod gestorben sind während der Zeit des römischen Reiches tausende von Unschuldige (bzw. Schuldige aus der Sicht der Verurteiler). Sie alle sind zum allergrößten Teil vergessen worden, sofern sie überhaupt jemals bekannt gewesen waren. Nicht so der in Bethlehem Geborene. NUR IHM hat man angedichtet, dass er durch eine unbefleckte Empfängnis das Licht der Welt erblicken konnte, dass er nach seinem Tode wieder auferstanden und herumspaziert ist und schließlich eine ultraspektakuläre Himmelfahrt — heim zu seinem autoritären Vater — unternommen hat. Das Beste ist: Diese hammermäßige Geschichte wurde geglaubt. Klar, warum auch nicht. Es gibt ja kaum eine faszinierendere Story, als wenn ein zu Tode Gequälter gottgleich wieder erwacht und etwas tut, was für einen normalen Menschen völlig unmöglich ist. Die Menschen erfinden sich seit Jahrtausenden ihre Götter — hier wurde jemand erfunden, der beides gewesen sein soll: Mensch UND Gott gleichzeitig und ein Guter noch dazu. Das ist das Spannendste, was es gibt. Eine geniale Idee!
Auch und gerade heute glauben sehr viele Leute, was sie glauben wollen, ungeachtet aller naturwissenschaftlichen Erkenntnisse, ungeachtet jeglicher Logik. Es wundert mich also nicht, dass die wundersame Geschichte des Jesus Christus immer noch bereitwillig angenommen wird. Dass der Mann wie kein anderer für Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft steht, macht die Geschichte umso schöner.
Hätten sich die Freunde und Anhänger dieses anscheinend hochcharismatischen Menschen nicht entschlossen, dass er nicht vergessen werden dürfe, hätten sie diese fantastische Auferstehungsgeschichte nicht durch Weitererzählen und durch Niederschriften gefestigt und zur großen Wahrheit transformiert… dann wäre Jesus aus Nazareth heute völlig unbekannt und es gäbe zumindest nicht IHN als strahlende Gallionsfigur einer weitverbreiteten Religionsgemeinschaft. Es gäbe vielleicht auch keine katholische Kirche, sondern immer noch den Glauben an eine Vielzahl kompetenter Götter (Zeus, Hera, Merkur, Diana etc.). Aber GOTT sei Dank haben wir ja IHN, den Meister.
In meinem Lied „Der Messias“ empfiehlt ein genialer Wissenschaftler im Jahre 2095 mit seiner Radiolator-Zeitmaschine dem Prediger, er solle doch davon absehen, nach Jerusalem zu wandern und sich dort ermorden zu lassen. Er solle stattdessen besser nach Bayern ziehen, sich eine fesche Frau suchen und eine Familie gründen. Die Menschheit werde sowieso weiter sündigen, daran würde sein Kreuzestod nicht das Geringste ändern. Abgesehen davon könne er darüberhinaus ja vielleicht trotzdem die Welt retten, welche mittlerweile fast kaputtgewirtschaftet worden ist.
Als ich Anfang Dezember in der Prager Nationalgalerie gewesen bin, hatte ich das Glück, jede Menge gemalter Jesusse fotografieren zu können — von Gemälden, welche aus der byzantinischen Zeit, der italienischen Renaissance und dem niederländischen Barock stammen. Ergänzt habe ich einige Bilder aus anderen Museen und Kirchen, die Jesus in Szenen in der Zeit zwischen seiner Babyhaftigkeit und seiner Ermordung zeigen: Episoden, die man aus der Bibel kennt. So, dass ein kurzer Ablauf seines viel zu kurzen Leben entsteht.
Ich habe ganz bewusst darauf verzichtet, auch kitschige Jesusdarstellungen dazuzunehmen. Solche gibt es ja zuhauf: Jesus als Supermodel, im Strahlenschein, im leuchtendblauen Gewand, gerne auch mit Lämmchen. Jene kann man sich problemlos im Internet herbeibeamen, ich hatte in diesem Fall darauf keine Lust.
Ich hoffe, ihr erfreut euch an der Kombination aus einer Sammlung alter Meisterwerke und meinem Lied zum Messias, den ich hier auf bayerisch zu Wort kommen lasse:
Ich wünsche euch ein harmonisches Weihnachtsfest mit euren Liebsten und einen guten Rutsch ins nächste Jahr — bleibt gesund und guten Mutes.
Vielen Dank für die weihnachtliche Andacht in Text, Bild und Ton. Erinnert mich ein bisschen an die Sendung ZEN (zuschauen – entspannen – nachdenken), die es früher im Bayerischen Fernsehen gab. Jetzt fühle ich mich jedenfalls bestens vorbereitet auf das große Fest.
Deine Empfehlung an Jesus, sich nicht ans Kreuz schlagen zu lassen, sondern lieber nach Bayern überzusiedeln, wäre ein schönes Thema für einen Achternbusch-Film gewesen. Jesus kommt nach Bayern: Am besten gleich nach Oberammergau, wo er als Herrgottschnitzer Karriere gemacht hätte, er hatte ja den Vorteil der direkten Anschauung des Modells. Andererseits: Die Bajuwaren hätten so einem Dahergroastn wahrscheinlich erst einmal eine Ladung Mist vor die Haustüre gekippt, wenn sie ihn nicht gleich an der nächsten deutschen Eiche aufgeknüpft hätten. Statt INRI wäre da dann MIA SAN MIA gestanden. Auch nicht besser.
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