Liebe Mitreisende,
Es war heiß, schwül. Das war der erste Gedanke, den ich hatte, als ich das Flugzeug verließ. Es fühlte sich ein wenig so an, als würde ich eine Zeitmaschine verlassen, die mich in die Zukunft, in ein anderes Leben katapultieren sollte.
Singapur morgens um sieben Uhr. Ich hatte immer noch meinen dicken Wintermantel in der Hand. Den würde ich ab jetzt definitiv nicht mehr brauchen. Wir fuhren auf das „Marina Bay Sands“ zu, es liegt direkt an der Hafenbucht der asiatischen Metropole. Die Eingangshalle erschlug mich, so riesig und gigantisch. Hell und luftig, ein Blick nach oben machte schwindelig. Wir nächtigten in dem wohl bekanntesten Hotel der Stadt. Es besteht aus drei hintereinander gebauten Türmen, sie tragen ein überdimensionales Surfbrett als Dach. Ganze 57 Stockwerke ragt das Bauwerk in die Höhe (das ist Ohrendruckhoch!). Dieser Rooftop ist an sich eine Sehenswürdigkeit. Darauf erstreckt sich ein 150 Meter langer Infinity Pool. Hier oben hatte man den besten Blick über die gesamte Skyline.
Ich fühlte mich dem Himmel so nah, lauwarmer Wind in den Haaren — von hier oben hatte ich eine andere Perspektive auf die Welt. Ein Gefühl der Freiheit durchflutete meinen Körper, Glück wurde greifbar. Die Sonne, die sich durch die Wolken kämpfte, reflektierte sich im bläulichen Nass des Pools. Imposante Hochhäuser, silberne Kästen nebeneinandergereiht, einer größer als der nächste. Eine gewisse Anonymität, irgendwie. Kaum vorstellbar, dass in diesen doch so mächtigen Gebäuden Abertausende von kleinen Menschen arbeiten und ihr jeweils eigenes, individuelles Leben führen — jeder für sich.
Die Nacht tauchte die Stadt in eine neue Magie. Auf dem Meer schwammen hunderte beleuchtete Schiffe, bunte Schriftzüge an den Skyscrapern, kleine Autolichtlawinen auf den Straßen. Die Stadt erwachte, obwohl es fast Mitternacht war. Ein buntes Lichtermeer und die laue Sommerluft. Plötzlich gab es nur noch mich und die weite große Welt. Alle unsere Probleme so klein und sinnlos, wenn du den tausend kleinen Pünktchen in den Horizont folgst, bis sie im Nebel der Dunkelheit verschwinden.
Sich Verlaufen in Singapur, das ist eine Geschichte für sich. Drei Frauen allein unterwegs, meine Freundin Lea, ihre Mutter Bettina und ich, wir irrten durch die Stadt ohne „Mobile Daten“ und jeglichen Plan. Wir wollten eigentlich nur von A nach B, die Subway konnten wir nicht nehmen, weil wir keine Masken dabeihatten. Aber wer nach Singapur kommt, sollte eines wissen: Taxis sind eine Rarität und heiß begehrt, vor allem, wenn es anfängt zu schütten. Der Regen prasselte vom Himmel herunter, als gäbe es keinen Morgen, die Füße klitschnass. Eine Ungeduld herrschte auf den Straßen Singapurs, jeder wollte nur noch eins: nach Hause.
Was mir besonders imponiert hat, waren die verschiedenen Kulturen, Nationen und Religionen, die friedlich beieinander und miteinander leben. Im Indischen Viertel kannst du fabelhaft Bollywood Schmuck shoppen und Hindutempel besuchen, während du eine Straßenecke weiter im Arabischen Viertel Baklava genießt. China Town erstrahlt in einem satten Rot-gold, die Straßen geschmückt mit Lampions und Lichtergirlanden. Street Food-Stände an jeder Straßenecke, wobei es alles andere als appetitlich aussah. Ich dachte daran, die restlichen Tage auf dem Klo mit Bauchkrämpfen und Durchfall verbringen zu müssen… ja, so etepetete bin ich. In den kleinen Gassen reihten sich alte malaische Häuschen in bunten Pastellfarben aneinander, die einen die unnahbaren Glaswände der modernen Hochhäuser für einen kurzen Moment vergessen lassen und in eine andere Welt einladen.
Draußen schnürte uns die Hitze die Luft ab. Es war heiß, feucht, schwül und stickig. Doch Achtung, in den Hotels, Einkaufszentren und Läden liefen die Klimaanlagen auf Hochtouren! Es war so eisig, dass du dir wünschtest, vielleicht doch wieder deine Winterjacke anzuziehen. Wie soll man sich denn da bitte passend anziehen?? Es war eine Unmöglichkeit.
Doch es lauerte noch eine andere Gefahr unter freiem Himmel. Auch wenn „keine Sonne“ scheint, es bewölkt ist, sind die UV-Strahlen unerbittlich. Der leichte Wind macht es umso schlimmer, weil man nicht merkt, wie die Sonnenstrahlen hier zuschlagen. Ich sah aus wie ein roter Krebs oder wie ein Brite — Sonnentyp 0 — im Malle-Urlaub. Mein Gesicht war feuerrot und genauso fühlte es sich auch an. Jeden Moment sollte ich in Flammen aufgehen, da bin war mir sicher. Ab jetzt ist die Sonnencreme mein bester Freund, auch bei „schlechtem Wetter“. Willkommen am Äquator!
Der Flughafen von Singapur — eine Attraktion für sich! Ein tropischer Garten, welcher in der Mitte einen gigantischen Wasserbrunnen hat, der in bunten Farben leuchtet. Geschäfte, Tausende von Restaurants, die rund um die Uhr geöffnet haben, Schwimmbäder, Bowlingbahnen, ein Spielparadies für Kinder und die Liste geht ewig weiter… dachten wir zumindest. Von den oben genannten Versprechungen im Reiseführer bekamen wir nichts mit. Restaurants in Hülle und Fülle? Nichts da. Überhaupt irgendetwas zum Essen zu bekommen, das war irgendwann unser einziger Anspruch. Selbst der McDonalds, sonst immer ein sicheres Boot, hat uns enttäuscht.
Von hier aus ging es mit dem Flieger weiter ins Paradies. Bali war nur zwei Stunden entfernt. Aus dem Fenster schaute ich auf die grünen Reisterrassen und etwas in mir fühlte sich sofort geborgen. Wie mein neues Leben auf dieser Trauminsel weitergeht, erfahrt ihr in meinem nächsten Blog!
Danke für diesen wortgewaltigen, unterhaltsamen Reisebericht. Ich habe von der ersten Zeile an bis zum Schluss mitgefühlt – und dann gleich noch einmal von vorne angefangen. So viele Eindrücke….Toll!👍
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