Liebe Leserinnen und Leser,
vor bald acht Jahren habe ich mit meinem lieben Freund Hans den Roman „Ober sucht Frau“ geschrieben. Weltliteratur, die heutzutage vergessen ist. Man kann das Buch aber noch erwerben, einige wenige Exemplare haben die Zeiten überdauert und lagern trocken, in Folie verpackt, an einem vor starker Helligkeit geschützen Ort in Zinkls Kelleruntiefen.
Selbst wenn das Buch vor 1977 verfasst worden wäre, wäre es nicht mit in den Weltraum geschossen worden, um weit entfernt lebenden Aliens zu zeigen, wie die Spezies Mensch denkt und fühlt. Dabei wäre jenes hervorragende Stück Literatur für diesen Einsatz sehr zweckdienlich gewesen. Was heißt: Wäre! Wahrscheinlich wird es noch fünf Milliarden Jahre dauern, bis die sogenannte „Voyager Golden Records“ so weit in das Universum vorgedrungen sein wird, damit es auf irgendeinem fremden Planeten der Affen als Sternschnuppe identifiziert werden kann. Bis dahin wird der Wasserstoffvorrat im Kern unserer Sonne jedoch erschöpft sein und Sun transformiert sich ganz langsam zu einem „Schwarzen Zwerg“. Geschissen, werden die hochverehrten Alien-Besucher dann sagen. Völlig umsonst den langen Weg gemacht.
Ich schreibe gerne über das Erlöschen der Sonne. Habe ich bereits mehrmals in irgendwelchen alten Blogs getan. Die Idee gefällt mir halt, in solch’ großen Zeiträumen zu visionieren. Ich selbst verfüge ja nur noch über einen vergleichsweise minimalen Zeitraum, in welchem mein labiler Denkapparat produktiv und vor allem kreativ sein kann. Deshalb habe ich vor lauter Panik, in Vergessenheit zu geraten, ein weiteres Buch geschrieben und hier online veröffentlicht. Die Panik ist begründet, denn dieses neue Buch wurde bisher vermutlich komplett nur von vier Menschen gelesen (inkl. dem Herrn Zinkl). Außerdem hat mitten in dem Entstehungsprozesses von „BRONZO vs NEUMANN“ der legendäre Bäda aus Poing dazu gemeint: „Jetz’ werd’s Zeit, dass a End’ hergeht.“ Damit hat er gemeint, ich solle doch bitte den Scheiß bleiben lassen und lieber wieder meine ganz normalen Blogs veröffentlichen. Ich habe seinen Kommentar gelöscht und munter weiter geschrieben. Diese Kommentar-Eliminierung war nicht in Ordnung von mir, aber man muss doch auch mal bitteschön sein EGO pflegen dürfen, wozu hat man es denn?
So, Bäda, der Krimi ist seit Blog Nr. 284 nach 44 Folgen fertig. Der Hansi verlangt bereits nach der zweiten Staffel. Ja, was jetzt? Geht’s noch?
Gestern war ich mit Alexandra endlich wieder Radfahren. Bisher war das ja nicht möglich gewesen, in diesem Jahr 2023, denn aufgrund der Wetterlage konnte man sich im Freien nur Frostbeulen holen oder kalt geduscht werden. Oder beides zugleich. Aber gestern machten wir in der bescheidenen Spätnachmittagssonne einen erquicklichen Ausflug zum Schloss Blutenburg, um uns dort auf der Terrasse in der Abteilung Bewirtung einen Kaffee und einen Tee zu genehmigen. Das hat uns gutgetan.
Es erschienen zwei Damen, die auch was bestellen wollten. Ich dachte und sagte zu Alexandra, diese Damen sehen aus wie Schwestern, aber meine Partnerin meinte, die sehr verschiedenen Nasen sprächen dagegen. Ich dachte, dann sind es wohl beste Freundinnen, die sich wegen ihrer intensiven Freundschaft über die Jahre optisch ähnlich geworden sind. So macht man sich halt Gedanken über andere Leute. Manchmal lästert man auch. Ein unrasierter Typ erschien mit Fahrrad und drei kleinen Kindern und wollte vom Ober eine Flasche Wodka kaufen. Echt wahr. Der Ober meinte, das ginge und nannte den Preis. Das war dem Typen aber dann zu teuer. Alexandra meinte: »Toll, der Vater will sich während des Radelns wohl die Kante geben, super Vorbild für seine Kinder.« Das war eine reine Vermutung ihrerseits, aber durchaus nicht abwegig. Der Typ wurde in unseren Gedanken zum abscheulichen Menschen, dabei wollte er den Wodka vielleicht auch nur seiner daheim gebliebenen Gattin mitbringen, welche schwere Alkoholikerin ist.
So ist das: Man beobachtet heimlich fremde Leute und beurteilt sie. Die bekommen das ja nicht mit, die merken das gar nicht. In diesem Zusammenhang fiel mir ein interessantes Phänomen auf: Man selbst glaubt ja nicht, dass man auch das Opfer von Geschwatze anderer Menschen wird, die einen heimlich beobachten. Ich bin davon überzeugt, dass mich noch NIEMALS andere Menschen heimlich beobachtet haben und sich vielleicht dabei dachten: „Was ist das denn für ein Freak, ist dem denn gar nichts peinlich?“ Oder: „Diesem Widerling möchte ich nicht im Dunklen begegnen.“ Oder: „Mann, ist der Typ sexy. Ich krieg’ mich nicht mehr ein. Ich will mit dem sofort ins Bett.“
Man merkt doch, wenn man beobachtet wird, oder? Das merkt man doch! Komischerweise merken es die anderen aber nicht, wenn ICH sie beobachte. Bin ich der einzige Mensch, der von anderen nicht heimlich beobachtet und beurteilt wird? Fast glaube ich es, denn ich passe immer ganz genau auf. Leute an anderen Tischen schauen nie zu mir rüber. Ich dagegen glotze dauernd. Geht es euch genauso? Und wie reagiert ihr, wenn ihr merkt, dass ihr von anderen Leuten „heimlich“ wegen eurer Hässlichkeit verspottet oder wegen eurer Schönheit bewundert werdet? Ist euch das unangenehm? Ich wäre froh, wenn mich mal jemand beobachten würde und mich dann fragen: »Sie sind doch der Herr Zinkl, der diesen ultraspannenden BRONZO-Roman geschrieben hat. Respekt, ich habe das wirklich sehr gerne gelesen. Sie müssen das Buch unbedingt einem Verlag anbieten, zum Beispiel Droemer-Knaur oder so.«
Jajaja, sososo. Zinkl findet, man muss sich nicht verunsichern lassen. Der Künstler will ja grundsätzlich immer Applaus, das ist das Brot, das er angeblich braucht. Auch wenn er nur brotlose Kunst fabriziert. Es ist ein langer und dorniger Weg, bis man sein Ego soweit modifiziert hat, dass es völlig glücklich und zufrieden damit ist, ein Werk still und heimlich in seinem Kämmerchen entstehen zu lassen. Und es einem völlig wurscht ist, ob sich danach auch noch andere Menschen damit beschäftigen.
Ich habe kürzlich meine Schwester Evi besucht. Wir hatten sehr viel Spaß, vor allem, als sie mir gestand, dass sie die Menschen nicht mag. Ich sagte zu Evi: „Stimmt, ich mag die Menschen auch überhaupt nicht. Vor allem nicht die, welche vor mir an der Supermarktkasse stehen und mühsam ihr Kleingeld aus dem Beutel heraufingern. Oder die, welche vor mir im Kino hocken und geräuschvoll Nachos fressen. Also, wer solche Menschen mag, der ist ein wahrer Menschenfreund!
Wenn man die Menschen nicht mag, dann kann es einem tatsächlich egal sein, ob sie sich mit den eigenen künstlerischen Ergüssen beschäftigen oder nicht. Es hilft sogar, die Menschen nicht zu mögen, es ist ein guter und richtiger Ansatz. Nicht missverstehen: Man mag seine Familie und seine Freunde und guten Bekannten und seine Partnerin natürlich ganz besonders. Aber die Menschen?
Guter Blog,
hat mir wieder Spass gemacht den zu lesen 🤗
Ich mag übrigens die Menschen auch nicht…
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Muss ich noch los werden:
Die größte Freiheit ist, wenn es einem egal ist was andere von einem denken…
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Sehr erfrischend, wieder einen Zinkl-Blog zu lesen! Da macht auch das Kommentieren wieder Freude.
Ach ja, der Mensch an sich! Das Einzelexemplar mag ich mitunter durchaus, sofern es mir keine Vorträge hält, um die ich nicht gebeten habe. Leider neigt der Mensch neben nervtötender Laberei und empathieloser Selbstdarstellung auch zur Rudelbildung und wird dann unerträglich, vor allem, wenn er sich dabei auf Mallorca, in der Südkurve eines Fußballstadions oder einem Parteitag befindet. Oder samstagabends in der S-Bahn. Auch im Tierreich ist Rudelbildung ein Anzeichen dafür, dass es unangenehm wird und man sich umgehend entscheiden sollte, ob man dazu gehören will oder das Weite sucht. Süß, so ein einzelner Schimpanse, aber in der Horde zerfleischt er gerne mal ein Schimpansenbaby von Nachbarn. „Sorry Alter“, sagt er dann am nächsten Morgen, „ist gestern Abend irgendwie mit mir durchgegangen, war aber nur Spaß, kommt nicht mehr vor!“ Insofern hatte die Coronazeit auch angenehme Nebeneffekte, weil sie der aggressiven Rudelbildung im öffentlichen Raum zeitweise einen Riegel vorgeschoben hat. Egal, heute ist Freinacht, ich freue mich schon auf die lustigen Horden, die wieder besoffen durch die Straßen ziehen, Autos mit Rasierschaum und Klopapier verzieren und auch mal einen Reifen aufstechen. Chill mal, Digga, war nur Spaß.
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Ja mei, de Menschen gingen ja… aber de Leit san schlecht!!! Bayrische Volksweisheit!
Sonst schreib i nix, ned das wieda falsch ankommt…
Bäda
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Hab deine Blogs vermisst Papa! Solang die Menschen über dich reden, bist du jemand. Wenn über mich gelästert wird, dann kann ich mich nur freuen, denn anscheinend bin ich so wichtig, dass mir andere (fremde) Menschen deren wertvolle Zeit und Lebensenergie schenken.
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Liebe Linda, auch wenn die Menschen nicht über einen reden, ist man trotzdem noch jemand 🙂
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